Nach langer, doch bisher erfolgloser Suche nach neuen Amtsträgern für die Vorstandsposten ahnt Schriftführerin Christa Dittmer nun das drohende Aus des Bispinger Heimat- und Kulturvereins bereits voraus: „Wir laden ein, um uns aufzulösen“, fürchtet sie, dass die Mitgliederversammlung am 25. März vielleicht die letzte sein könnte. Doch sie und die stellvertretende Vorsitzende Andrea von Bushe, die den Verein zur Zeit kommissarisch leiten und schon seit Monaten auf Nachfolger hoffen, haben den Mut noch nicht ganz verloren: „Schade wäre es schon, wenn sich der Verein auflöst“, so von Bushe, die ebenso wie ihre Vorstandskollegin appelliert: „Vielleicht finden sich ja doch noch Interessierte, die Aufgaben übernehmen und damit den Fortbestand des Vereins sichern möchten.“ Es müsse ja nicht alles in der bisherigen Weise fortgeführt werden, liefern die beiden Frauen gleich einen Impuls für einen möglichen Neuanfang: „Vielleicht wäre frischer Wind mit mehr Augenmerk auf Kulturveranstaltungen als auf den Bereich Heimatpflege möglich“, hofft Dittmer.
Mit Letzterem hatte der im Oktober 1984 gegründete Verein einst begonnen, firmierte damals noch schlicht als Heimatverein, also ohne die Kultur im Namen. Im Fokus stand und steht die Pflege der plattdeutschen Sprache, die Dokumentation und Archivierung der Ortshistorie sowie der Erhalt des historischen Treppenspeichers in Volkwardingen. Dort, aber auch bei weiteren Aktionen an anderer Stelle, kommt die Kultur nicht zu kurz: Die jährliche „Schummerstund“ mit plattdeutschen Geschichten im alten Treppenspeicher zum Beginn der Adventszeit sei stets gut besucht, freuen sich die Frauen. Der Bispinger Verein hat das kulturelle Leben im Ort zudem mit weiteren geselligen Angeboten und einer Plattdeutsch-AG bereichert, richtete Ausstellungen mit Werken lokaler Künstler aus und ließ mit der Hilfe einer ABM-Kraft alte Kirchenbücher in modernes Hochdeutsch übersetzen. Auch ein seit nunmehr 17 Jahren veröffentlichter Kalender mit historischen Motiven – die jüngste Auflage erschien für 2024 – fand Jahr für Jahr zahlreiche Abnehmer.
Verdient gemacht hat sich der Verein in der Vergangenheit auch durch die Aufarbeitung der NS-Zeit in der Gemeinde und die Erstellung einer Kriegschronik. So ist es dem Einsatz aus den Reihen des Heimat- und Kulturvereins zu verdanken, dass das Schicksal von Berta Partner, die einst in Bispingen lebte und am 8. April 1942 in das Konzentrationslager Ravensbrück deportiert und dort vermutlich ermordet wurde, nicht in Vergessenheit geriet.
Der Verein widmet sich aber nicht nur der Vergangenheit, sondern schafft mit einer monatlichen Klönschnackgruppe in den Räumen der Kirchengemeinde sowie einer Plattdeutsch-AG in Kooperation mit der Grund- und Oberschule Bispingen auch stets eine Verbindung zur Gegenwart.
Und „mehr Gegenwart“ – vor allem aber eine Zukunft – erhoffen sich Dittmer und von Bushe auch für den Verein. Dafür brauche es jedoch „junges Blut“: Das Durchschnittsalter der aktuell noch etwa 90 Mitglieder liege bei 71 Jahren, so die Schriftführerin. Aus den eigenen Reihen habe sich niemand gefunden, der Vorstandsaufgaben übernehmen wolle, erklärt die 69-Jährige. „Wir würden uns wünschen, dass sich vielleicht eine jüngere Generation mit neue Ideen und Ansätzen einbringt und weitermacht, etwa mit regelmäßigen Filmvorführungen oder anderen Kulturangeboten – und quasi nebenbei auch noch etwas Heimatpflege betreibt“, hofft von Bushe.
Erstmals angebahnt hatte sich der Schritt einer möglichen Auflösung des Vereins bereits auf der Generalversammlung vor zwei Jahren. Bei der letzten Mitgliederversammlung im März 2024 wurde dann Hans-Hermann Dittmer, der auf eigenen Wunsch nicht wieder für das Amt kandidiert hatte, nach 25 Jahren als Vorsitzender verabschiedet. Nun steht also der Auflösungsantrag des Vorstands auf der Tagesordnung für die Generalversammlung am 25. März im Heidehotel Bockelmann. Ein Jahr bestünde der Verein dann in Liquidation fort, bevor er aus dem Vereinsregister gestrichen und endgültig erlöschen würde. Der im Vereinseigentum befindliche historische Treppenspeicher in Volkwardingen und das im Dachgeschoss des Rathauses verwahrte Ortsarchiv fielen dann laut Satzung der Gemeinde zu.
Wer sich vorstellen kann, Vorstandsposten zu übernehmen und damit den Fortbestand des Vereins zu sichern, müsste sich bei der Generalversammlung am 25. März zur Wahl stellen. Informationen erhalten Interessierte im Vorfeld bei der Schriftführerin unter Telefon 0162-8631914 oder per E-Mail an dittmerchrista@gmx.de oder sowie bei der Co-Vorsitzenden unter Ruf 0172-4310594, E-Mail: andrea.vonbushe@t-online.de.