Bundesbauministerin Klara Geywitz und SPD-Parteivorsitzender und -Bundestagsabgeordneter Lars Klingbeil besuchten am vergangenen Dienstag das Fenster- und Türenwerk der Heinrich Meyer-Werke Breloh in Bispingen. Beide hatten dort zum „Bau-Gipfel“ mit zahlreichen Vertretern der Bauwirtschaft sowie Politik eingeladen. In der Diskussion ging es insbesondere um die Frage, wie Wohnungsbau wieder bezahlbar gemacht werden kann.
Nach jahrelanger Hochstimmung in der Baubranche herrscht Ernüchterung. Vielerorts wird heftig kritisiert, dass Bauen so teuer und kompliziert geworden sei, dass sich ein Durchschnittsbürger einen Neubau nicht mehr leisten könne. Ministerin Geywitz sprach in diesem Zusammenhang von einer „Krise des bezahlbaren Wohnens“. Die Forderung von Immobilienverbänden nach staatlichen Subventionen sei ihrer Meinung nach unrealistisch und nicht praktikabel: „So viel Geld kann keiner drucken.“ Vielmehr sei eine Änderung politischer Regeln vonnöten und es seien innovative Ansätze für den Bau von Wohnraum gefragt.
Mit diesen warten Unternehmen wie zum Beispiel die Heinrich Meyer-Werke Breloh auf. An vier Standorten beschäftigt der Betrieb, der in sechster und siebter Generation durch Volker und Moritz Meyer geführt wird, circa 300 Mitarbeiter. Fenster und Türen gehören ebenso zum Produktangebot wie Carports.
Wie stark die Krise die Branche beschäftige, machte Geschäftsführer Volker Meyer deutlich: Der durchschnittliche Wohnflächenpreis pro Quadratmeter für neue Wohnungen habe im vergangenen Jahr in Niedersachsen bei 3.800 Euro gelegen. „Ziel muss es sein, diesen bei Massivbauten auf unter 2.000 Euro zu senken“, so Meyer. „Das ist realistisch“, bekräftigte er. Als Lieferant für die Baubranche seien die HM-Werke in der Lage, zur Erreichung dieses Ziels beizutragen – und zwar mit einem speziellen Modul des Unternehmens. Es handele sich um Fenster und Haustüren, „die seriell vorgefertigt werden und wie ein Baustein im Mauerwerk eingesetzt werden.“ So könnten Handwerker geschont werden, die Bauzeit werde verkürzt und insbesondere werde eine Senkung der Baukosten erreicht. „Dadurch ist es möglich, ganze Wandelemente in nur sieben bis zwölf Minuten aufzustellen und ein bezugsfertiges Haus in circa drei Monaten fertigzustellen“, unterstrich Moritz Meyer.
In ihrem Vortrag forderten die beiden Geschäftsführer von der Regierung die Umsetzung von konkreten Maßnahmen, um den sozialen Wohnbau zu fördern und einen Beitrag zur Lösung der Baukrise zu leisten. So plädierten sie für eine Vereinfachung von Bauvorschriften und Normungen (Gebäudetyp E), die mehr Freiheiten beim Bauen erlauben und Bürokratie reduzieren. Steuerentlastungen insbesondere für sozialen Wohnungsbau müssten weitere Anreize bieten, um ausreichend Wohnraum zu schaffen. Nur ausreichend verfügbarer Wohnraum werde letztlich dazu führen, dass Mieten bezahlbar blieben.
„Serieller Wohnungsbau ist ein Schlüssel“, sagte Geywitz. Durch Vorproduktion könne die Produktivität deutlich gesteigert werden. Eine Novelle des Vergaberechts zu modularem und seriellem Bauen sei in Vorbereitung.
Am Vortag hatte die Grundsteinlegung für das sogenannte Power Townhouse des Unternehmens Viebrockhaus in Hollenstedt auf dem Programm gestanden. Vor rund 120 Gästen aus Politik, Bauwirtschaft und Kommunen legte Bundesbauministerin Geywitz den symbolischen Grundstein.
Ein solches Konzept im Bereich des sozialen Wohnungsbaus in Deutschland hat es in dieser Form noch nicht gegeben. Das Gebäude wird allen Erfordernissen des sozial geförderten Wohnungsbaus sowie den Ansprüchen an ökologisch nachhaltiges Bauen gerecht.
Durch industrielle Vorfertigung, bei der unter anderem das „HM MODUL“ der Heinrich Meyer-Werke zum Einsatz kommt, können Bauzeit und Kosten signifikant reduziert werden. Ein Gebäude mit fünf Wohneinheiten könne so, hieß es bei der Grundsteinlegung, in gerade mal vier Monaten Bauzeit errichtet werden.