Er hat zwar hellbraunes Fell, ist aber im nördlichen Teil des Heidekreises bereits bekannt wie ein bunter Hund: Vierbeiner Pauli. Mit dem freundlichen Schul- und Therapiehund und vielen frischen Ideen will die „generation Z gGmbH“ der offenen Kinder- und Jugendarbeit in Bispingen, die nach der Corona-Pandemie und ihren Folgen in Bispingen in den Dornröschenschlaf gefallen ist, im Auftrag der Gemeinde Bispingen wieder „aufwecken“. Über Einzelheiten des Projekts mit dem pädagogischen Konzept namens „Klippo“ informierten kürzlich Bürgermeister Dr. Jens Bülthuis, Carina und Thorsten Zottl und Miriam Schneider von der „generation Z“ sowie Michael Schirmer, Schulsozialarbeiter an der Grund und Oberschule (GOBS) Bispingen.
Wer als Kind „Ticken“ gespielt hat, kennt den Begriff „Klippo“. Bei diesem Laufspiel, bei dem ein Fänger Mitspieler durch eine Berührung „anticken“ muss, wird der Ausruf „Klippo“ oft von einem speziellen Handzeichen begleitet, typischerweise aus zwei gekreuzten Fingern, um den Fängern so anzuzeigen, dass sich die Gejagten gerade in einer sicheren Zone befinden. Und genau das soll in Bispingen etabliert werden: ein „sicherer Hafen“, in dem Kinder und Jugendliche eine Pause machen können und Sozialarbeiterin Miriam Schneider und Anti-Agressivitätsstrainer Thorsten Zottl ein offenes Ohr haben für die Sorgen und Nöte der jungen Besucher. Der speziell ausgebildete Vierbeiner Pauli dient dabei zur Unterstützung pädagogischer Prozesse, denn, so heißt es auf der Internetseite der „generation Z gGmbH“: „Ein Hund bringt Menschen zum Lachen und verbessert die Stimmung“.
Vor Ort, zunächst auf dem Schulhof der Grund- und Oberschule (GOBS), sollen sich die Kinder und Jugendlichen selbst einbringen können in die Ausgestaltung der Angebote. Die Startphase hat Mitte vergangenen Monats begonnen. Es gehe zunächst darum, die Bedarfe der jungen Zielgruppe zu ermitteln, so Carina Zottl, Geschäftsführerin der Geschäftsführerin „generation Z gGmbH“.
Vor mehr als zwei Jahren hatte der Jugendtreff, bedingt durch die Pandemie, mangels Resonanz geschlossen. Das Leben spielte sich in den Kinder- und Jugendzimmern ab, Verbindung mit Freundinnen und Freunden wurde über den PC oder das Smartphone gehalten. Zweifelsfrei eine bedenkliche Situation, die dem sozialen Miteinander alles andere als förderlich war. Vereinzelt wurde vonseiten engagierter Kräfte wie Astrid Reibold von der Grund- und Oberschule später versucht, in Sachen Jugendarbeit wieder etwas anzuschieben, was laut Michael Schirmer, der sich mit Reibold die Schulsozialarbeit an der GOBS teilt, jedoch nicht wie gewünscht funktioniert habe. Nun will die Gemeinde gemeinsam mit der „generation Z gGmbH“ einen neuen Anlauf starten.
Mit dem Partner hat sich die Gemeinde ein aus 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bestehendes Team ins Boot geholt, das unter Regie der Geschäftsführerin Carina Zottl bereits in anderen Kommunen in diesem Bereich tätig ist. In Soltau leitet die „generation Z“ das „YouZe“, zudem hat sie Anfang August dieses Jahres den Jugendbereich der Freizeitbegegnungsstätte (FZB) unter ihre Fittiche genommen. Die „generation Z“ (https://www.generationz.online) ist eine gemeinnützige Gesellschaft, die die Umsetzung von offener Kinder- und Jugendarbeit in Form von festen wie mobilen Angeboten sowie die Durchführung von Angeboten zur Prävention, Partizipation und Persönlichkeitsentwicklung zum Zweck hat sowie die Umsetzung von Sozialtrainings und die Ausrichtung von Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche. Auch Ferienbetreuung und nachschulische Betreuung zählen zu den Aufgaben.
In Bispingen haben Sozialarbeiterin und Streetworkerin Miriam Schneider und Anti-Aggressivitätstrainer Thorsten Zottl mit Verstärkung von Therapiehund Pauli am 19. August damit begonnen, die offene Jugendarbeit in Bispingen zu etablieren. „Die Form der offenen Jugendarbeit ist in Bispingen neu“, berichtet Bürgermeister Dr. Jens Bülthuis. Zunächst gelte es, sich auszutauschen und Erfahrungen zu sammeln. „Wir müssen füreinander offen sein. Wo sind die Bedarfe? Was kristallisiert sich heraus?“, so Bülthuis. Dabei müssten insbesondere auch diejenigen jungen Menschen in den Fokus genommen werden, „die am Rande stehen und die wir sonst vielleicht auch verlieren.“ Laut Bürgermeister hat der Gemeinderat zunächst Haushaltsmittel in Höhe von 34.500 Euro für das Projekt zur Verfügung gestellt, was nicht ohne Diskussionen vonstatten gegangen sei. Zumindest gebe es nun Mittel für dieses Jahr.
„Es wächst zusammen, was zusammen gehört“, könnte man sagen. Carina Zottl: „Weil der gleiche Sozialraumpartner in Schneverdingen und Bispingen tätig ist, haben wir so den Kontakt hergestellt.“ Die „generation Z“ verfüge über einen Bauwagen, der im Bedarfsfall für dieses Projekt genutzt werden könnte. Nun gehe es darum, aktiv auf die Kinder und Jugendlichen in Bispingen zuzugehen und diese in die Entwicklung der künftigen Jugendarbeit einzubeziehen.
Das Team hat bereits mit rund 30 jungen Bispingern Kontakt aufgenommen. Carina Zottl betont: „Wir haben schon tolle Gespräche geführt.“
Das Projekt nimmt also Fahrt auf. Anzutreffen sind die Ansprechpartner der „generation Z“ montags bis donnerstags von 15 bis etwa 19 Uhr im Bereich zwischen dem Beachvolleyballplatz und Bushaltestelle in Bispingen. Etwa zweimal je Woche ist auch Schul- und Therapiehund Pauli vor Ort, der seinen Bekanntheitsgrad im Heidekreis somit weiter steigern dürfte.