Ein „hilfsbedürftiger, frauenloser Mann“, wurde, wie ein Sprecher der Einsatzleitstelle der Polizeiinspektion Heidekreis augenzwinkernd berichtet, am vergangenen Samstagnachmittag, dem 13. September, bei der Polizei in Soltau „abgegeben“. Der „Dreizehnte“ war für den 69-jährigen aus Nordhausen ein Tag, den er sicherlich nicht so schnell vergessen wird, zumal er selbst von seiner Ehefrau und Tochter „vergessen“ wurde.
Der Mann war mit seiner Ehefrau und seiner Tochter in seinem Pkw, aus dem Norden der Republik kommend, auf dem Weg nach Hause in den Südharz unterwegs, als ihn ein dringendes Bedürfnis dazu nötigte, eine kleine Rast auf einem Parkplatz zwischen Evendorf und Bispingen einzulegen. Die kurze „Pinkelpause“ hatte zwar einen gesunkenen Blasendruck zur Folge, aber auch ein größeres Problem. Die beiden Frauen waren nämlich ohne ihn weitergefahren. Der 69-Jährige avancierte wider Willen zur „Fundsache“.
Ohne Geld „mittellos“, ohne eigenes Handy „hilflos“ und die Telefonnummern der Ehefrau, der Tochter oder des ebenfalls in Nordhausen wohnenden und arbeitenden Sohnes nicht im Kopf habend, stand der Zurückgelassene „planlos“ auf dem Autobahnparkplatz. Ein freundliches und hilfsbereites Ehepaar bot seine Unterstützung an, sodass der ersten Erleichterung eine zweite folgte. Die „ehrlichen Finder“ fuhren den 69-Jährigen zur Dienststelle der Polizei in Soltau.
Dort staunten die Beamtinnen und Beamten angesichts des ungewöhnlichen Falles nicht schlecht. „Umfangreiche kriminalistische Recherche- und Ermittlungsarbeit, auch mit Unterstützung der Polizeiheimatdienststelle, der PI Nordhausen in Thüringen, führten vorerst nicht zur Ermittlung von Handynummern und der Kontaktaufnahme mit den beiden Frauen“, heißt es humorvoll geschildert in der Mitteilung der Polizei.
Die Beamten blieben jedoch am Ball und konnten den „Vermisstenfall“ letztlich lösen: „Über einen sich gerade auf einer Hochzeitsfeier befindenden Versicherungsvertreter sowie Mitglieder des örtlichen Karnevalsvereins konnte die ersehnte Erreichbarkeit ermittelt werden“, berichtet die Einsatzleitstelle: „Im Telefonat mit der Ehefrau konnte in Erfahrung gebracht werden, dass sie und ihre Tochter den Verlust des Mannes schon festgestellt hatten und sich bereits auf der Suche befanden.“
Dem mittlerweile doch ins Schwitzen geratenen und durstigen Mann aus Nordhausen wurde derweil in der Dienststelle „Erste Hilfe“ geleistet. Mit dem angebotenen Mineralwasser konnte der 69-Jährige seinen Durst löschen. Und nach mehr als zwei Stunden erfolgte dann auch die ersehnte Familienzusammenführung.
Bei der Aushändigung der „Fundsache“ wiesen die Polizistinnen und Polizisten die beiden Frauen ohne erhobenen Zeigefinger darauf hin, so heißt es einmal mehr augenzwinkernd im Polizeibericht, „dass eine zeitnahe Kontaktaufnahme mit der örtlich zuständigen Polizei bei entlaufenen Lebewesen oder anderweitigen Verlusten zur Wiedererlangung sinnvoll und meist zielführend ist.“ Man hoffe, „dass die Familie anschließend auch vollzählig daheim angekommen ist und die Flüssigkeitsgabe an den hier in Soltau Gestrandeten nicht zu einer erneuten Fahrtunterbrechung mit weiteren, nicht alltäglichen Folgen geführt hat.“