Familie Do hat EM-Geschichte geschieben in der deutschen Poomsae-Welt: Nach 2019 mit Tuong-Vi Hannah Do als Kid-Europameisterin hat Bispingen nun zwei neue Europameister bei der Europameisterschaft Taekwondo Poomsae (EPC2023). Dabei stellte Familie Do jetzt zwei besondere Rekorde auf: Drei von vier Familienmitgliedern fuhren zur EM und gewannen in vier Kategorien zwei Titel, zudem krönte Anh-Tuan Do seine sportliche Karriere und schaffte es vom Anfänger zum Europameister innerhalb von weniger als sechs Jahren. Ein toller Erfolg für die Teilnehmer aus dem Kreis der Sportfreunde Bispingen.
Das größte Event dieses Jahres für Taekwondo-Fans war sicherlich die 16. Europameisterschaft Poomsae (EPC2023), die nach 30 Jahren wieder dort stattfand, wo es alles begann: Österreich. Die EPC2023 wurde Ende November in Innsbruck/Tirol ausgetragen. Insgesamt kamen rund 600 Athleten aus 28 Nation nach Innsbruck, um den hochbegehrten Titel Europameister/Europameisterin zum Jahresabschluss krönen zu wollen.
Mit dem bis dato größten Team von 36 Athleten reiste das Team Deutschland nach Österreich. Drei Sportfreunde aus Bispingen waren auch unter den Nominierten: Tuong-Vi Hannah Do im Junior-Team Female, Tung-Duong Tim Do in der Gruppierung Invidual Senior und in Senior Pair (U30) mit Anna Siepmann (Redfire) sowie Anh-Tuan Do in der Klasse Invidual Master 2 (U60).
In der Olympiaworld-Halle Innsbruck wurden vom 24. bis 26. November Wettkämpfe auf vier Flächen ausgetragen. Die Sportfreunde durften an allen drei Tagen antreten: an Tag 1 Tim in Invidual, an Tag 2 Anh-Tuan in Invidual und an Tag 3 Tuong-Vi Hannah in Junior Team sowie Tim in Senior Paar U30.
Am ersten Wettkampftag durfte Tim auf der Fläche 2 an den Start gehen: Bei den höchstqualitativen Klassen bis 30 und bis 40 werden immer Battle-Modus ausgetragen. Das heißt: Zwei Athleten kämpfen direkt gegeneinander und wer gewinnt, zieht eine Runde weiter, wer verliert, ist ausgeschieden. Er durfte sein erstes Battle bei der EM erleben, und zwar in der Runde R32 - Match 5 gegen Ungarn. Gecoacht von seinem Vater – Anh-Tuan Do – zeigte er trotz der großen Aufregung zwei schöne Form Taebaek und Sipjin und gewann klar und deutlich das Battle und zog in der nächsten Runde ein.
Im Match 13 – R16 gegen den auf den Nummer 3 gesetzten Sportler aus Tschechien konnte er unbeeindruckt seine Leistung weiter steigen und präsentierte die Form Juk-Jang sowie Pyongwon mit sehr schönen Kicks und viel Dynamik und überzeugte alle Kampfrichter und durfte als Sieger auch mit einem klaren Vorsprung aus diesem Battle rausgehen. Das bedeutete: Ab ins Viertelfinal – Match 19 gegen Spanien.
Im Viertelfinal R8 versuchte er weiter unbeeindruckt vom starken Spanier zu bleiben: Mit Pal-Jang und Koryo lief es nahezu perfekt. Ein kleiner Wackler bei Pal-Jang kostete leider den Sieg und so musste er am Ende den Spanier knapp vorbeiziehen lassen. Trotzdem war es riesiger Erfolg für Do, bei seiner ersten EM im Einzel gleich den stolzen fünften Platz zu erreichen.
Auf allen vier Flächen starteten am zweiten Tag deutsche Athleten fast zeitgleich, was die Unterstützung der Fans auf der Tribüne erschwerte. Anh-Tuan Do trat auf Fläche 4 als neunter Starter von 13 im Halbfinale an, gecoacht von Bundeskadermitglied Christian Senft. Do durfte als zuerst die Koryo präsentieren. Da es auch gleich sein erster Einsatz für das Nationalteam war, war schon etwas die Nervosität zu erkennen. Daher konnte er seine Leistung nicht ganz abrufen. Bei der zweiten Form lief es dann besser, die Nervosität konnte er langsam abbauen und erzielte die beste Wertung für die anspruchsvolle Hansu und zog am Ende als Drittbester ins Finale ein.
Für Finale mussten die Kumgang und Taebaek präsentiert werden: Do konnte jetzt sehr gut die Nervosität unter Kontrolle halten und zeigte die Kumgang bärenstark und danach die Taekbaek sogar noch besser und überzeugte alle Kampfrichter und erhielte die hohe Wertungen für diese Läufe. Am Ende gewann er mit einem sehr großen Abstand zu den Kontrahenten Gold bei seiner ersten EM und krönt seine sportliche Karriere als Europameister 2023 in der Klasse Herren bis 60.
An dritten und dem letzten Tag durfte Tuong-Vi Hannah Do mit ihrem Junior-Team (Jessica Strom/Chemnitz und Jasmin Flotow/redletics) auf der Fläche 2 sowie Anna Siepmann und Tim Do in Senior Pair auf Fläche 1 auf der internationalen Bühne „rocken“: Das Senior-Paar startete als das letztes im Halbfinale. Mit Pal-Jang und Sipjin stürmten die beiden auf Platz 3 und qualifizierten damit klar fürs Final. Dort lief es für beide leider nicht ganz wie erhofft: Trotz schöner Kicks und sauberer Technik reichte es am Ende nur für Platz 6 – trotzdem eine tolle Leistung für die jungen Athleten in der besten Klasse.
Auf der Fläche 2 lief es wie geschmiert für das Junior-Team um Hannah, Jasmin und Jessica: Mit der nahezu perfekten Darbietung der Sa-Jang und Oh-Jang im Halbfinale führte das Team klar das Feld vor 16 anderen Teams an und zog ins Finale der Besten acht. Im Finale startete das Trio als das letzte Team: Sofort zeigten und überzeugten sie das Wettkampfgericht mit hohen, kraftvollen Kicks sowie die perfekte Synchronität bei Juk-Jang und Taebaek und gewannen schließlich mit einem hohen Vorsprung vor Großbritannien, Spanien und Finnland Gold und damit den zweiten Europa-Meistertitel für den Verein.
Insgesamt zwei Titel, einen fünften sowie einen sechsten Platz brachtenn die Sportfreunde Bispingen zurück nach Hause. Völlig übermüdet, aber überglücklich kehrten sie mit dem deutschen Nationalteam am Montag nach dem Wettkampf zusammen zurück. Die Bispinger haben einen hohen Anteil zum Erfolg des Nationalteams beigetragen. Am Ende platzierte sich Deutschland mit neun Gold-, sechs Silber- und sechs Bronze-Medaillen auf dem zweiten Platz in der gesamten Nationalwertung, genauso bei den Herren sowie bei den Damen – zeitgleich auch die erfolgreichste EM bisher für das deutsche Nationalteam.