Es ist in erster Linie für seine NH90-Hubschrauber bekannt, die regelmäßig im norddeutschen Luftraum unterwegs sind: das Transporthubschrauberregiment 10 aus Faßberg. Allerdings müssen die Soldatinnen und Soldaten im Ernstfall auch Bereiche sichern können, wie etwa einen Flugplatz. Diese Aufgaben werden im Wachdienst wahrgenommen. Die Tätigkeit erfordert ein umfangreiches Wissen und geht mit einem hohen Maß an Verantwortung einher. Aus diesem Grund müssen die Inhalte regelmäßig in einer Wachausbildung aufgefrischt werden, die Anfang Juni wieder einmal auf dem Plan stand. Doch wie gestaltet sich diese Ausbildung bei den Heidefliegern, deren primäre Aufgabe in der Luft liegt? Einblicke gewährt hier Autor Andy Schmidt von der Bundeswehr.
„Die praktischen Anteile standen bei der Ausbildung im Vordergrund. Der Ablauf war so strukturiert, dass jeder Abschnitt auf dem anderen aufbaut und eine nachhaltige Vertiefung der Inhalte ermöglicht wurde. Bevor es allerdings ins praktische Geschehen ging, mussten alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer die theoretischen Grundlagen kennen“, berichtet Schmidt. Dazu zählten etwa Kenntnisse über die eigenen Befugnisse, das Ansprechverhalten von verdächtigen Personen und die spezifischen Vorschriften für den Wachdienst.
Die Ausbildung war allerdings nicht für alle neu, weshalb die erfahrenen Soldatinnen und Soldaten ihr Wissen mit der Gruppe teilen konnten. Durch den Austausch waren nur wenige Ergänzungen des Ausbilders nötig. Um auch nach der Ausbildung jederzeit auf die Inhalte zugreifen zu können, wurde eine Taschenkarte mit den wichtigsten Informationen an alle Teilnehmenden ausgehändigt.
Nach der Theorie begann der erste praktische Teil im „Ausbildungsgerät Schießsimulator Handwaffen/Panzerabwehrhandwaffen“ (AGSHP). Der AGSHP, welcher umgangssprachlich auch als „Schießkino“ bezeichnet wird, kann vielseitig eingesetzt werden. Im Rahmen der Wachausbildung konnten auf dem Simulator viele verschiedene Situationen dargestellt werden. Der Vorteil war hierbei ganz klar – Simulationen konnten in wenigen Sekunden neu gestartet werden. Dies ermöglichte es den Soldatinnen und Soldaten, aus ihren Fehlern direkt zu lernen und umgehend daran zu arbeiten, die Fehler abzustellen.
Im Anschluss an den Simulator folgten die Übungen mit echten Darstellern. In verschiedenen Szenarien mussten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen kühlen Kopf bewahren und ihr Können beweisen.
„Halt! Stehen bleiben!“
In einem Szenario wurde beobachtet, wie ein zivil gekleideter Mann versuchte, mit einer Brechstange ein Bundeswehr-Fahrzeug „aufzuknacken“. Die Streife reagierte sofort und rief: „Halt! Stehen bleiben!“ Daraufhin versuchte der Mann zu flüchten, blieb jedoch nach einem Warnschuss stehen. Die Streife forderte ihn auf, die Hände hochzunehmen, sich umzudrehen und die Brechstange abzulegen. Da die Personalien des Mannes nicht festgestellt werden konnten, mussten die Soldaten den Mann vorläufig festhalten, bis sie ihn an den Offizier vom Wachdienst übergeben konnten.
„Halt! Oder ich schieße!“
In einem weiteren Szenario versuchte ein zivil gekleideter Mann, in ein Gebäude einzubrechen. Als er vom Wachpersonal entdeckt wurde, erschrak er und suchte hinter einem Fahrzeug Deckung. Die Streife forderte ihn auf, mit erhobenen Händen hervorzukommen. Allerdings reagierte der Mann aggressiv, zog eine Waffe und brüllte „Ich knall euch ab!“
Diese Bedrohung gefährdete Leib und Leben der Streife, ein sofortiges Eingreifen war erforderlich. Die Streife schoss und der Mann fiel zu Boden. Plötzlich stürmte eine weitere Person mit einer Axt auf die Wache zu. „Halt! Oder ich schieße!“, rief die Streife erneut, bevor auch dieser Angreifer kampfunfähig gemacht wurde.
Nach jedem Szenario kam der Ausbilder, Stabsfeldwebel Christoph, mit allen Beteiligten zusammen, um das Geschehene auszuwerten. „In solchen Situationen gibt es nicht ‚die eine‘ Lösung“, machte er dabei deutlich. Die Rückmeldungen trugen dazu bei, dass im Laufe der Ausbildung immer weniger Fehler gemacht wurden. Letztlich konnten die Fähigkeiten der Soldaten aufgefrischt werden, um reale Situationen effektiv und sicher zu bewältigen.