Mit dem Herbstanfang beginnt auch wieder die Obsternte. Ein einziger Obstbaum kann in den Ertragsjahren hundert Kilogramm oder mehr an Früchten tragen. Wie man als Einzelperson mit der Ernte von zig Bäumen fertig werden kann, war ein zentrales Thema des ersten Treffens eines neu gegründeten Streuobstwiesennetzwerkes, zu dem jüngst die Naturschutzstiftung Heidekreis eingeladen hatte.
Streuobstwiesen müssen langfristig gepflegt werden, was oftmals für den Einzelnen eine Herausforderung darstellt. Um Besitzern von Flächen mit Streuobstwiesen die Möglichkeit zu geben, sich auszutauschen, Kontakte zu knüpfen und Fragen, die in Folge des Anlegens der Flächen durch die Naturschutzstiftung aufgetreten sind, zu beantworten, wurde das Treffen angesetzt.
Anwesend beim Treffen waren rund 35 Personen, darunter Streuobstwiesenbesitzer, Baumwarte, eine Schäferei und die Mostereibetriebe „Heidemost“, „Mosterei Martin Meyer“, „Nordappel“ und „ÖWA-Mosterei“ aus der Region. Zu Beginn stellte Projektleiter Tim Schneider das Projekt „InsektenGUT“ vor. „Da in den vergangenen Jahrzehnten ein starker Insektenschwund zu verzeichnen war, sollen die Lebensbedingungen der Insekten durch das Projekt verbessert werden. Im Zuge dessen fördert die Naturschutzstiftung Heidekreis unter anderem das Anlegen von Streuobstwiesen. Neben dem naturschutzfachlichen Wert der Biotope wird eine Aufwertung des Landschaftsbildes und der Erholungsfunktion erreicht“, so Schneider.
Anschließend hielt der Inhaber der Mosterei „Heidemost“ Henning Lange, der gleichzeitig ausgebildeter Obstbaumwart ist, einen Gastvortrag. Lange erklärte, dass zur Pflege einer Streuobstwiese regelmäßige Obstbaumschnitte zu erfolgen haben, um einen gesunden, stabilen Obstbaum mit guter Fruchtqualität und hohem Ertrag zu erziehen. Zudem müssten die Bäume auf Schädlingsbefall kontrolliert werden, um diese gegebenenfalls rechtzeitig durch die Ansiedlung natürlicher Gegenspieler bekämpfen zu können. Eine Mahd oder Beweidung der Wiese sei eine weitere, wichtige Aufgabe, um den naturschutzfachlichen Wert zu erhalten.
Die Erntesaison in den Streuobstwiesen dauert von August bis November. Lange stellte einige Methoden zur Ernte und zum Transport vor und erklärte, dass bei einer Obstwiese mit 100 Bäumen eine Ernte von ungefähr 15 Tonnen Obst zu erwarten sei. Gerade deshalb sei es wichtig, dass sich Streuobstwiesenbesitzer rechtzeitig überlegten, was sie mit dem Obst anstellen wollten und wer bei der Ernte helfen könnte. Bei der Abnahme können die vier Mostereien helfen. Dort können Saft, Saft-Schorlen, Likör und Cider hergestellt werden. Auch das Lohnmosten ist möglich – frischer Saft aus eigener Ernte kann erworben werden.
Nachdem in einer Pause die verschiedenen Mostereien ihre Produkte zum Testen präsentiert hatten, ging es weiter im Programm mit der Vorstellung von vorher in Kleingruppen erarbeiteten Ergebnissen zu den gestellten Fragen, bei welchen Arbeitsschritten die Akteure Hilfe geben können und bei welchen Arbeitsschritten sie selbst Unterstützung benötigen. Im Zuge dessen kam es im Plenum zu lebhaften Diskussionen, etwa welche Methode sich zur Mahd am besten eigne oder was mit dem Schnittgut zu tun sei. Auch wurden Ideen wie ein Maschinenring oder ein Patenschaftenprogramm, das neuen Streuobstwiesenbesitzer erfahrene an die Seite stellen soll, entwickelt. Außerdem entstand die Idee, ein gemeinsames Label für Produkte aus Obst von regionalen Streuobstwiesen im Heidekreis zu kreieren.
Die Teilnehmer beurteilten das Treffen als Erfolg. Weitere Treffen mit Experten und Referenten sollen folgen. Auf der Website der Naturschutzstiftung Heidekreis sind ab sofort einige Infos zum Thema Streuobstwiese zu finden.