Bürger in den Samtgemeinden Ahlden, Rethem und Schwarmstedt sollen sich auf mögliche Evakuierung vorbereiten | Aktuelle Nachrichten und Informationen

Katastrophenschutzstab informiert / Ministerpräsident Weil besucht Einsatzkräfte

Bürger in den Samtgemeinden Ahlden, Rethem und Schwarmstedt sollen sich auf mögliche Evakuierung vorbereiten

Im Landkreis Heidekreis wurde von Landrat Jens Grote in der Nacht zum gestrigen Donnerstag, dem 28. Dezember, aufgrund der angespannten Hochwasserlage in den Samtgemeinden Ahlden, Rethem und Schwarmstedt der „Eintritt eines außergewöhnlichen Ereignisses“, eine Vorstufe zum Katastrophenfall, festgestellt (HK berichtete). Wie der Katastrophenschutzstab des Heidekreises mitteilt, sei die Lage in den betroffenen Gebieten laut den örtlichen Einsatzleitungen „derzeit beherrschbar“, dennoch sollten sich die Bewohner darauf vorbereiten, dass es kurzfristig zu Evakuierungen kommen könnte.

„In den Unterläufen der Aller, Leine und Oker werden die Wasserstände weiterhin steigen, sodass sich die Hochwassergefährdung verschärft. Es besteht somit die Möglichkeit, dass ein Katastrophenfall eintritt“, so der Katastrophenschutzstab des Landkreises, der kontinuierlich tagt und sich stetig mit den örtlichen Stäben der Samtgemeinden austauscht, um bestmöglich unterstützen zu können.

Unter Umständen könne es dazu kommen, „dass in den Samtgemeinden Ahlden, Rethem und Schwarmstedt Evakuierungen notwendig werden, die kurzfristig erfolgen müssen“, heißt es vonseiten der Verantwortlichen, die den Bürgerinnen und Bürgern in den betroffenen Gebieten aus diesen Gründen dazu raten, sich bestmöglich auf das Szenario einer Evakuierung vorzubereiten.

Die Einwohner in den Samtgemeinden Ahlden, Rethem und Schwarmstedt sollten sich wie folgt auf eine längere Abwesenheit vorbereiten, appelliert der Katastrophenschutzstab:

• Legen Sie die wichtigsten Dokumente, zum Beispiel Ausweispapiere, bereit.

• Nehmen Sie die für Sie unbedingt notwendigen Dinge (Medikamente, Säuglings- oder Spezialnahrung) sowie angemessene Kleidung mit.

• Denken Sie auch an die Versorgung beziehungsweise Unterbringung Ihrer Haustiere. Ein Mitbringen der Tiere ist aus hygienischen Gründen unter Umständen nicht gestattet.

• Machen Sie Futtervorräte zur Versorgung Ihres Viehs für Helfer zugänglich.

Alle Bürgerinnen und Bürger in den betroffenen Gebieten sollten auf Radiodurchsagen achten. Weitere Informationen gebe es über die die Internetseiten der Samtgemeinden Ahlden, Rethem und Schwarmstedt sowie des Landkreises, ebenso über BIWAPP-Meldungen.

Darüber hinaus sei beim Landkreis vom heutigen Freitag an ein von 10 bis 16 Uhr erreichbares Bürgertelefon unter Ruf (0800) 8181600 eingerichtet. Der Katastrophenschutzstab appelliert zudem: „Bitte informieren Sie insbesondere ältere und ausländische Personen in Ihrem Umfeld.“

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil, SPD-Bundestagsabgeordneter Lars Klingbeil, SPD-Landtagsabgeordneter Sebastian Zinke und Landrat Jens Grote besuchten gestern die Einsatzkräfte im Heidekreis und machten sich in Hodenhagen ein Bild der Lage. Weil zeigte sich zutiefst beeindruckt von der Leistung der zahlreichen ehrenamtlichen Helfer von Feuerwehr, DLRG, THW, ASB und aus der Bevölkerung. Der Ministerpräsident besichtigte unter anderem die Sandfüllstation in Hodenhagen und einige markante Einsatzbereiche wie den überfluteten Serengeti-Park. „Es ist irre, was sie hier leisten“, sagte Weil zu den zahlreichen Freiwilligen. Klingbeil lobte, dass durch die präventive Arbeit der Feuerwehren und vielen Freiwilligen viel getan wurde, um schlimmeres zu verhindern: „Ich bin beeindruckt, wie alle Einsatzkräfte, Privatpersonen und hunderte Freiwillige hier zusammenarbeiten und gemeinsam das Beste für die Menschen erreichen wollen. Das zeigt einmal mehr, dass wir Krisen am besten gemeinsam bewältigen.“

„Aktuell ist die Lage weiterhin stabil, die Deiche werden engmaschig kontrolliert und wo nötig stabilisiert“, berichtet Boris-Alexander Krug, Sprecher der Feuerwehren der Samtgemeinde Ahlden.

Der Pegel in Ahlden zeigte am Donnerstagmorgen an der Allerbrücke 4.37 Meter an, für 4.80 Meter plus 30 Zentimeter Spielraum sind die Deiche ausgelegt“, sagte Carsten Niemann, Samtgemeindebürgermeister Ahlden. Wichtig sei, dass die Deiche trotz der Durchweichung dem massiven Druck des Wassers standhalten.

Nach Einschätzung der Fachleute dürfte sich der Einsatz noch mindestens über mehrere Tage hinziehen, darauf stellt sich die Einsatzleitung ein. Am Morgen kam es kurzzeitig zu Irritationen durch eine Evakuierungsmeldung im Radio, die eine offensichtliche Fehlinformation war.

Bereits vorgestern hatte der Sprecher der Feuerwehren der Samtgemeinde Ahlden berichtet, „dass alle durchgeführten Maßnahmen, wie zum Beispiel das kontrollierte Entwässern des durch Oberflächenwasser gefluteten Polders westlich der Serengetipark-Zufahrtsstraße und verschiedene Deichsicherungsmaßnahmen in Hodenhagen und Eilte erfolgreich waren.“ Außerdem werde ein präventiver Schutz in den Senken der Landesstraße 191 aufgebaut. Derzeit gelte es, „die Lage und neuralgische Punkte zu beobachten und gegebenenfalls nachzubessern.“ Gleichzeitig bereite man sich auf einen möglichen Scheitelpunkt des Allerhochwassers vor.

Boris-Alexander Krug teilte vorgestern mit: „In circa 40.000 Sandsäcken wurden bisweilen 1.000 Tonnen Sand verfüllt – größtenteils durch freiwillige Helfer aus der Bevölkerung.“ Das THW habe die Stromversorgung von 375 kVA für die Beheizung von Tierstallungen und die Wasserversorgung sichergestellt: „Aktuell sind in der Samtgemeinde Ahlden 200 Einsatzkräfte aus Harburg im Einsatz, die in der Nacht durch Feuerwehrleute aus Lüneburg und in den Morgenstunden durch Kräfte aus Uelzen abgelöst werden.“