Eine neue Bahntrasse droht die Lüneburger Heide zu „zerschneiden“: Die mögliche Schienenstrecke, die dann durch mehrere Landkreise in der gesamten Region verlaufen würde, sorgt bereits seit Monaten für heftige Diskussionen und Unmut sowie einige Demonstrationen und Mahnwachen (HK berichtete). Jetzt waren Landräte und Bürgermeister der Region Lüneburger Heide in Berlin zu Gast, um mit dem Verkehrsausschussvorsitzenden über den Ausbau des Schienennetzes zu sprechen. Zum Besuch im Bundestag äußerten sich anschließend unter anderem der Heidekreis und der Landkreis Celle in Mitteilungen.
Am vergangenen Mittwoch hatten die Landräte der Landkreise Celle, Harburg, Heidekreis und Uelzen auf Einladung des Vorsitzendes des Verkehrsausschusses des Deutschen Bundestages, dem Bundestagsabgeordneten Udo Schiefner, Gelegenheit, sich in Berlin mit dem Ausschussvorsitzenden, den verkehrspolitischen Obleuten der Bundestagsfraktionen und weiteren Bundestagsabgeordneten über die Umsetzung des Bahnprojekts Alpha-E auszutauschen.
„Der Heidekreis und die gesamte Region einschließlich der Bürgerinitiativen der Landkreise stehen geschlossen zusammen und erwarten von der Bundesregierung und der Deutschen Bahn die Umsetzung der Ergebnisse des Dialogforums Schiene Nord aus dem Jahr 2015“, so Landrat Jens Grote in seinem Eingangsstatement. „Die Region ist überzeugt, dass mehr Kapazitäten für den Personen- und Güterverkehr auf der Schiene geschaffen werden müssen und die Ergebnisse des Dialogforums bieten dafür eine gute und die auf absehbare Zeit einzig umsetzbare Grundlage. Die Landkreise zeigen damit auf, was möglich und realisierbar ist und zu spürbaren Verbesserungen im Schienenverkehr führen würde“, so Grote weiter. „Die Menschen im Heidekreis und in der Lüneburger Heide sind gradlinig und klar, hier zählt das Wort, das man gegeben hat“, machte Grote deutlich. „Wir erwarten, dass auch der Bund und die Deutsche Bahn zu ihrem Wort, dass sie der gesamten Region im Dialogforum gegeben haben, stehen“.
Bispingens Bürgermeister Dr. Jens Bülthuis, der Grote zu dem Termin begleitet hatte, übergab dem Vorsitzenden des Bundesverkehrsausschusses eine Petition der Unternehmer des Gewerbegebietes Gauß´scher Bogen in Bispingen, durch das die Neubaustrecke gegebenenfalls führen würde. Mit dieser wiesen die Unternehmer auf die für sie existenzgefährdenden Folgen der Planungen hin.
Grote machte als Landrat des Heidekreises ergänzend deutlich, welche negativen Folgen der Bau einer Neubautrasse für die wunderschöne und schützenswerte Natur und den Tourismus mit inzwischen über drei Millionen Übernachtungen im Jahr im Heidekreis haben würde. „Die Botschaft, dass sich die gesamte Region mit aller Macht gegen eine Neubautrasse stemmen würde, hat die Bundestagsabgeordneten erreicht und wohl auch betroffen gemacht. Wir erwarten, dass der Bund und die Deutsche Bahn zu dem in einem beispielgebenden Prozess breiter Öffentlichkeitsbeteiligung im Jahre 2015 erarbeiteten und gesetzlich normierten Ergebnis steht. Politik muss verlässlich sein“, so Grote.
„Durch einen Streckenneubau würden viele Quadratkilometer von unberührter Natur und Landschaft durchschnitten“, sagte Flader in seinem Eingangsstatement, „gleichzeitig ist die Deutsche Bahn völlig intransparent, was ihre Berechnungsgrundlage zur Wirtschaftlichkeit einer neuen Trasse angeht“, so Celles Landrat weiter. Die Landräte und Bürgermeister machten deutlich, dass die Region die Umsetzung des sogenannten Alpha E fordert, also den Ausbau der Bestandsstrecken. Etwas anderes sei den Menschen nicht zu vermitteln. „Große Infrastrukturprojekte können nur erfolgreich sein, wenn die Bürgerinnen und Bürger mitgenommen werden“, machte Flader deutlich.
Alle Landräte betonten aber ebenso, dass die Bereitschaft bestehe, über weitere Schritte zu sprechen, wenn sich nach Umsetzung des Alpha-E herausstellen sollte, dass weitere Kapazitäten erforderlich seien. So sei man 2015 auch verblieben. „Der erste Schritt muss aber gemacht werden, bevor über weitere Schritte gesprochen werden kann. Die Menschen im Landkreis Uelzen – und auch in der übrigen Lüneburger Heide – werden aktuell gegen jede Neubaustrecke massiven Widerstand entfalten. Eine Neubaustrecke wäre für uns wie eine Autobahn ohne Auffahrt: Wir hätten nur Nachteile zu tragen, profitieren würden andere. Um es deutlich zu sagen: Dann brennt die Heide“, so Uelzens Landrat Dr. Heiko Blume, der das Treffen initiiert hatte.
Im Anschluss erfolgte ein Meinungsaustausch mit den Obleuten. Dabei unterstützten die örtlichen Bundestagsabgeordneten die Position der Landräte und Bürgermeister sehr deutlich.