Er hat jetzt einen zusätzlichen „Job“, der Schriftführer des Kreisfeuerwehrverbandes Heidekreis: Ralf Quietmeyer ist nun auch als „Museumsdirektor“ tätig. In den vergangenen Monaten hat er intensiv ehrenamtlich gearbeitet, damit sein „Baby“, das virtuelle Feuerwehrmuseum, rechtzeitig zum 112. „Geburtstag“ des Kreisfeuerwehrverbandes eröffnet werden konnte. Das geschah jüngst im Rahmen einer Videokonferenz, bei der der Verbandsvorsitzende, Kreisbrandmeister Thomas Ruß, gemeinsam mit Kameraden aus dem Vorstand die geplanten Aktivitäten zum 112-jährigen Bestehen vorstellte (HK berichtete). „Einzigartig“ sei das neue Online-Museum, lobte Ruß und würdigte das Engagement und die Akribie des Schriftführers. Mit einem Schnitt durch das symbolische Band erklärte er in der Videokonferenz das neue Highlight des Kreisfeuerwehrverbandes „für eröffnet.“
Betreten werden kann das Feuerwehrmuseum über die Internetadresse www.museum.feuerwehr-heidekreis.de. Und das Beste: Es hat rund um die Uhr geöffnet und der Eintritt ist frei. Wer sich für die Geschichte der Feuerwehren im Heidekreis interessiert, findet hier interessante „Exponate“ aus längst vergangenen Zeiten. Und wie es sich für ein gutes Museum gehört, verfügt auch dieses über einen „Eingangsbereich“, in dem ein Wegweiser dafür sorgt, dass sich die Besucherinnen und Besucher zunächst einmal informieren und orientieren können. Außerdem trifft hier Historie auf Moderne, ist doch Bürger-Informations- und Warn-App (BIWAPP) des Landkreises Heidekreis, über die in Katastrophenfällen und bei besonderen Gefahrenlagen gewarnt und über wichtige Ereignisse informiert wird, verlinkt. Darüber hinaus gibt es einen Blick über den Tellerrand, denn im „Eingang“ können über das Menü weitere interessante Informationen über die Geschichte der Feuerwehren in Deutschland abgerufen werden, zudem sind diverse norddeutsche Feuerwehrmuseen aufgeführt und verlinkt. Und unter der Rubrik „Wer war eigenlich ...?“ gibt es Informationen über Männer der ersten Stunde: Unter anderem über Lorenz Wiegels, Gründer und der erste Hauptmann der Freiwilligen Feuerwehr Soltau, Mitglied des Vorstandes des Feuerwehrverbandes für die Provinz Hannover, sowie Heinrich Wiegels, Mitbegründer des Kreisfeuerwehrverbandes Soltau und dessen erster Vorsitzender, erster Kreisbrandmeister im Kreis Soltau und Hauptmann der Freiwilligen Feuerwehr Soltau.
Vom „Eingangsbereich“ aus, in dem auch ein Gästebuch zu finden ist, kann der Besucher vier Säle betreten, von denen bislang allerdings erst einer seine „Türen“ geöffnet hat. In diesem geht es um die Kaiserzeit. Ein Thema ist natürlich die Gründung des Kreisfeuerwehrverbandes im Jahr 1910, die, so Quietmeyer, auf Initiative damaligen Landrates des Kreises Soltau, Dr. von Rappard, erfolgt sei. „Nur gemeinsam ist man stark - und das hat man schon sehr früh erkannt“, so der Schriftführer.
Ebenfalls habe sich schon früh herauskristallisiert, dass die Freiwilligen Feuerwehren im Vergleich zu den Pflichtfeuerwehren seinerzeit weitaus effektiver gewesen seien. Aus diesem Grund habe damals auch Dr. von Rappard die freiwilligen Brandbekämpfer unterstützt.
In Saal 1 wird die Geschichte der Feuerwehren im Heidekreis bis zum Jahr 1914 dargestellt. Unter anderem sind hier auch die Gründungsdokumente des Kreisfeuerwehrverbandes Soltau aus dem Jahr 1910 zu finden, ebenso das von Dr. von Rappard verfasste Gründungsprotokoll vom 4. Juli 1910, in dem die Wahl von Heinrich Wiegels zum Vorsitzenden dokumentiert ist. Die „Türen“ der anderen drei Säle sind noch geschlossen und werden nach und nach geöffnet. Voraussichtlich Mitte dieses Jahres geht es mit dem zweiten Saal weiter, in dem die Entwicklung der hiesigen Wehren in der Weimarer Republik in den Fokus genommen wird. In Saal 3, der Ende dieses Jahres zugänglich sein soll, geht es um die Freiwilligen Feuerwehren in der Zeit der Nazi-Diktatur sowie der Nachkriegszeit und in Saal 4, wahrscheinlich ab Anfang 2023, um die Zeit des „Neuanfangs“ bis heute.
Viele Schriftstücke und historische Fotos hatte Quietmeyer bereits im Zuge seiner Arbeit an der Chronik zum 100-jährigen Bestehens des Kreisfeuerwehrverbandes zusammengetragen. „Damals habe ich viele Unterlagen entdeckt, die auf einem Dachboden schlummerten“, berichtet der Schriftführer: „Viel zu schade, um sie in Schränken verschwinden zu lassen.“ Und deshalb gebe es nun das Online-Museum, das, so Quietmeyer „dauerhaft im Internet bleiben soll.“
Der Chronist der Feuerwehr hat viel Herzblut in die Zusammenstellung und Erläuterung der „Exponate“ gesteckt - und reichlich Freizeit in das Projekt investiert. „Das kann man nicht in Stunden, sondern in Monaten rechnen“, lachte er bei der Pressekonferenz über das Internet. Apropos Internet: „Ich kannte mich nicht damit aus, wie man Webseiten erstellt. Einmal habe ich die Seite auch zerschossen“, gab er schmunzelnd zu. Learning by doing lautete das Motto, Quietmeyer fuchste sich peu à peu in die Materie ein. Ein wesentlicher Bestandteil seiner Arbeit war und ist aber das Durchstöbern von Archiven. Fündig wurde der „Schatzsucher“ unter anderem auch im Niedersächsischen Staatsarchiv in Hannover, im Kreisarchiv in Bad Fallingbostel und im Stadtarchiv Walsrode. Viel Zeit nahm und nimmt das Einscannen alter Fotos und Schriftstücke in Anspruch. Eine schwierige Aufgabe war es, die handgeschriebenen Dokumente und Briefe, die in der damals gebräuchlichen Kurrentschrift oder in der Sütterlinschrift verfasst wurden, in die heutige Schreibweise zu „übersetzen“.
Aber es macht Quietmeyer nach wie vor viel Spaß, sich durch die Historie zu „wühlen“: „Die Geschichte der Feuerwehr, die Ursprünge - ich begeistere mich für diese Sache und hoffe, dass sich diese Begeisterung überträgt.“
Die Führungsriege des Kreisfeuerwehrverbandes weiß dies zu schätzen, wie Kreisbrandmeister Thomas Ruß betonte: „Eigentlich wollte sich Ralf ja zur Ruhe setzen. Ich bin sehr froh, dass wir ihn zum Weitermachen bewegen konnten.“
Auch Landrat Jens Grote, beim Online-Pressegespräch ebenso wie Präsident Olaf Kapke und Vizepräsident Uwe Quante vom Landesfeuerwehrverband Lüneburg als Gast zugeschaltet, zeigte sich vom Engagement des Schriftführers beeindruckt: „Es ist großartig, was Herr Quietmeyer hier an Heimatgeschichte zusammengetragen hat.“ Dem Kreisfeuerwehrverband gratulierte Grote zum 112. „Geburtstag“ und drückte die Daumen, „dass die Pandemie Raum lässt, um gebührend zu feiern.“ Und in Bezug auf die Historie des Verbandes: „Die Landräte haben die Kreisfeuerwehr immer unterstützt. Und das wird sich in meiner Amtszeit nahtlos fortsetzen.“
Im Namen der Niedersächsischen Feuerwehr gratulierte Präsident Kapke, ebenfalls mit guten Wünschen: „Ich hoffe, dass Ihr Eure Feierlichkeiten durchziehen könnt.“ Mit Interesse und Begeisterung hatte auch er an der „Museumsführung“ von Ralf Quietmeyer teilgenommen und war voll des Lobes: „Das virtuelle Museum hat ein anderes Format als die Museen, die man kannt. Ich finde das ganz hervorragend.“ Es sei nicht zu übersehen, wie viel Herzblut und Arbeit der „Direktor“ in das Projekt hineingesteckt habe. Das Ergebnis könne sich sehen lassen und sei wichtig, denn: „Man muss seine Wurzeln kennen, man muss wissen, wo man herkommt.“
Quietmeyer hob hervor, dass die „Ausstellung“ noch lange nicht komplett sei. „Wir können jederzeit etwas hinzufügen“, so der Schriftführer. Das sei das Gute an diesem Format. Wer Beiträge zur „Sammlung“ beisteuern könne, sei dazu aufgerufen, mit dem Museum Kontakt aufzunehmen. Quietmeyer: „Das Ganze ist ein laufender Prozess und eigentlich nie fertig. Im Grunde ist es eine lebenslange Aufgabe.“