„Ein guter Kompromiss“ | Aktuelle Nachrichten und Informationen

Landkreis Heidekreis: Vereinbarung mit den Städten Soltau und Walsrode sowie dem Heidekreis-Klinikum getroffen

„Ein guter Kompromiss“

Es soll im Jahr 2028 eröffnet werden, das neue Heidekreis-Klinikum (HKK) am Standort Bad Fallingbostel. Dann werden die beiden Krankenhäuser in Soltau und Walsrode geschlossen. Vieldiskutiertes Thema ist die Nachfolgenutzung in beiden Städten. Der Landkreis Heidekreis hat nun eine Vereinbarung mit den Städten Soltau und Walsrode sowie dem HKK getroffen. Ziel dieses öffentlich-rechtlichen Vertrages ist es, die Gesundheitsversorgung für die Einwohnerinnen und Einwohner des Heidekreises nach der geplanten Schließung der Standorte in Soltau und Walsrode zu regeln.

Landrat Jens Grote: „Alle Parteien streben an, mögliche negative Auswirkungen durch die Zusammenschließung der beiden Standorte des Heidekreis-Klinikums am Standort Bad Fallingbostel zu kompensieren. Zudem wollen wir die dezentrale ambulant-medizinische Versorgung im Heidekreis ausbauen.“

Die Stadt Soltau hatte in Erwägung gezogen, juristisch gegen das Neubauprojekt im Grundzentrum Bad Fallingbostel vorzugehen. Eine Klage hatte den Zeitplan des Projekts über den Haufen geworfen, was sich wiederum dramatisch auf die Fördermittelvergabe hätte auswirken können. Olaf Klang, Bürgermeister der Stadt Soltau: „Bisher haben wir sehr kritisch auf das Planverfahren und den Entscheidungsprozess geschaut. Unsere Belange wurden in sehr konstruktiven Gesprächen aufgegriffen und es wurde ein guter Kompromiss gemeinsam gefunden. Das begrüße ich sehr.“

Helma Spöring, Bürgermeisterin der Stadt Walsrode: „Für die Stadt Walsrode besteht nunmehr Planungssicherheit. Die medizinische Versorgung für alle Kommunen im Heidekreis wird gestärkt. Es besteht auch Klarheit zu der Nachnutzung des jetzigen Krankenhauses in Walsrode, die begrüßt wird.“

Eine der Grundlagen für diesen Vertrag ist ein raumordnerisches Gutachten, das die Auswirkungen der Zentralisierung der Klinikstandorte im Grundzentrum Bad Fallingbostel sowie des Verlusts der Klinikstandorte in Soltau und Walsrode auf die Mittelzentren Soltau und Walsrode fachlich untersucht hat. Laut Landrat Grote sei dabei festgestellt worden, „dass momentan keine Verschlechterungen durch die Zentralisierung beider Krankenhäuser an einen Standort für die Mittelzentren zu erwarten sind. Die langfristigen Auswirkungen sollen in einem Monitoring beobachtet werden.“ Um die Gesundheitsversorgung im Heidekreis zu verbessern, verpflichtet sich das Heidekreis-Klinikum, die bestehenden Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) in Soltau und Walsrode bis zur Inbetriebnahme des neuen Gesamtklinikums in Bad Fallingbostel zu sogenannten „Family Centern“ weiterzuentwickeln.

Dr. Achim Rogge, Geschäftsführer HKK erklärt: „Durch unsere Medizinischen Versorgungszentren soll die ambulante medizinische hausärztliche Grundversorgung sowie die fachärztliche Versorgung in den Bereichen Frauenheilkunde und Kinder- und Jugendmedizin in Soltau und Walsrode gewährleistet sein.“

Im MVZ Soltau soll außerdem montags bis freitags tagsüber eine ambulante unfallchirurgische Notfallversorgung sichergestellt sein. Das Radiologische Versorgungszentrum verbleibt in Soltau und wird mit dem neuen Gesamtklinikum digital vernetzt. Ebenso wird am Standort Soltau ein ambulantes OP-Zentrum eröffnet werden, das von niedergelassenen Vertragsärzten – zum Beispiel der Fachrichtungen Orthopädie, Urologie, Chirurgie und Gynäkologie – genutzt werden kann.

„Wir haben das Ziel, die fachärztliche Versorgung in den Mittelzentren nicht nur zu sichern, sondern weiterzuentwickeln“, unterstreicht Grote: „Dafür setzen wir uns auch finanziell ein, haben im Haushalt für das Jahr 2024 Mittel in Höhe von 150.000 Euro vorgesehen.“

Und die Nachnutzung der Alt-Standorte des Heidekreis-Klinikums? Nach der geplanten Schließung der Standorte in Soltau und Walsrode wird das Heidekreis-Klinikum Räumlichkeiten für Tages- und Kurzzeitpflege sowie spezielle Pflegeeinrichtungen für Menschen mit Demenz und barrierefreie Pflegeapartments zur Verfügung stellen. Zudem wird geprüft, ob Aufgaben der Kreisverwaltung in die Altstandorte verlagert werden können. Außerdem soll eine Anlaufstelle für pflegende Angehörige geschaffen werden.

„Endlich haben wir jetzt Klarheit zur Nachnutzung des Altstandortes. In Soltau ist die Stärkung der ambulanten medizinischen Versorgung wichtig“, so Bürgermeister Klang. Und weiter: „Das ambulante OP-Zentrum ist dabei ein wesentliches Element. Es dient unter anderem dem Erhalt und dem Ausbau von Facharztsitzen in Soltau. Die unfallchirurgische Notfallversorgung ist entscheidend um den Standort Soltau weiterentwickeln zu können.“

Und Spöring: „Am Altstandort Walsrode wird die dort bereits bestehende Krankenpflegeschule weitere Ausbildungsplätze anbieten und ein Internat anschließen. Ein Internat bietet für die oftmals recht jungen Auszubildenden viele Vorteile, die Azubis wohnen nah an ihren Ausbildungsstätten, haben dazu eine unterstützende und strukturierende Umgebung, die dennoch Raum für Selbstständigkeit und Eigenverantwortet gibt.“ Ein weiterer Pluspunkt, so Landrat Grote, sei, da beim bundesweit herrschendem Fachkräftemangel vermehrt auch Auszubildende aus anderen Heimatländern bei uns beschäftigt werden, eine Schule mit Internat schnell neue Kontakte zu Gleichaltrigen möglich macht, immer Ansprechpartnerinnen und -partner bietet und somit zeitnah eine gute Integration ermöglicht.

Mit der Inbetriebnahme des neuen Gesamtklinikums wird der kassenärztliche Bereitschaftsdienst dorthin verlagert. Landrat Grote: „Der Heidekreis setzt sich bei der KVN dafür ein, dass – sofern Bedarf besteht - der kassenärztliche Bereitschaftsdienst nach Schließung des Standortes Soltau zu bestimmten Zeiten fortgesetzt wird. Bereits heute treiben wir den zeitnahen Neubau einer Rettungswache in Soltau voran, vorzugsweise am Standort des Krankenhauses, mit dem Ziel, dass hier nach Bezug des Gesamtklinikums ein Gesundheitscampus entsteht.“

Der angestrebte Kompromiss ist mit der Vereinbarung erarbeitet. Grünes Licht hat es dafür allerdings noch nicht gegeben, denn nun werden sich die zuständigen Gremien mit dem Papier befassen.