Rund 7.000 Gespräche führe das hiesige Team der Telefonseelsorge pro Jahr, weiß Petra Horn, „doch die Zahl der Leute, die versuchen anzurufen, ist etwa vier Mal so hoch.“ Und die Sorgen der Menschen nehmen eher noch zu: „Spätestens Corona hat uns gezeigt, wie enorm der gesellschaftliche Druck und die Not manchen Bürger sein kann“, so die Pastorin. Sie möchte daher neue Helfer gewinnen, die anderen Ende der Leitung ein Ohr für Kummer, Ängste und Sorgen der Anrufer haben: „Am 2. Juli startet ein neuer Ausbildungskurs im Gemeindehaus in Munster - und für den sind noch Plätze frei“, ruft die Leiterin der Telefonseelsorge im Kirchenkreis Soltau auf, sich für die ehrenamtliche Aufgabe bei der „Hilfshotline“ zu bewerben.
„Es gibt vielfältige Gründe für Ängste“, erklärt Horn, und Corona sei da nur ein Aspekt, der in der jüngeren Zeit hinzugekommen sein mag. Auch der Krieg in der Ukraine ängstige viele, aber vor allem die Dinge im direkten Umfeld der Betroffenen: „Krankheit, Trauer, Tod und Sterben sowie Scheidung oder Konflikte in der Beziehung oder in der Familie sind Hauptthemen.“ Außerdem verfinstere oft Einsamkeit die Seele, manche kämpften mit innerer Panik, einige hätten sogar Suizidgedanken, so die Pastorin: „Das Spektrum ist groß und es braucht eine fundierte Ausbildung, da einem in den Gesprächen all diese Themen begegnen können.“
Das „geistige Rüstzeug“ und entsprechendes Wissen, um mit den Hilfesuchenden und ihren Problemen, aber auch mit der Situation selbst umgehen zu können, wird beim Ausbildungslehrgang vermittelt: „Die Vorbereitung dauert etwa neun bis zehn Monate, die Ausbildung wird also ungefähr Ostern 2023 abgeschlossen sein“, kalkuliert Horn. Wichtiger Teil des Lehrgangs sei eine intensive Gesprächsausbildung, weitere Säulen neben der Kommunikation die passenden Sachinformationen sowie der Umgang mit der Selbsterfahrung und die Hospitation. Teilnehmer erfahren alles Nötige beispielsweise zu den Themenbereichen Tod und Trauer oder psychische Erkrankungen. Aber auch Selbsterfahrung, Biographiearbeit und ein Praktikum gehören zur Ausbildung.
„Außerdem ist eine Supervision für die Helfer sehr wichtig“, hebt die Pastorin hervor. Eine Reflexion des Erlebten sei entscheidend, „und wir lassen unsere Mitarbeiter da natürlich nicht allein.“ Die Kosten für die Ausbildung übernehme übrigens die Landeskirche, so die Leiterin der Telefonseelsorge im Kirchenkreis Soltau.
In deren Gebiet sollen die neuen Helfer dann nach Abschluss des Lehrgang auch tätig sein: „Wir wollen für die Mitarbeiter die Fahrzeiten möglichst kurz halten. Die Stelle der hiesigen Telefonseelsorge liegt im nördlichen Heidekreis.“ Wo genau, das sei und bleibe geheim, erklärt Horn. „Alles ist anonym und wird absolut vertraulich behandelt.“ Daher sei auch eine Anruferbetreuung von zu Hause aus oder die Möglichkeit einer Art von Homeoffice nicht vorgesehen. Noch ein Grund, warum die Helfer außerdem zeitlich flexibel sein sollten: „Die Leitungen sind rund um die Uhr geschaltet, es wird also auch Nachtdienste geben“, gibt die Pastorin zu bedenken.
Sie wünscht sich als Bewerber lebenserfahrene und belastbare Freiwillige, die bereit sind, die anspruchsvolle Aufgabe zu übernehmen. „Wir suchen Menschen, die gut zuhören können, sensibel und einfühlsam sind. Interessierte können sich noch bis zum 20. Juni melden.“ Wer sich in das Ehrenamt einbinden möchte, kann vieles über sich selbst und andere erfahren und dabei lernen, Menschen in Krisen hilfreich beizustehen.
Interessierte können sich unter www.telefonseelsorge-soltau.de im Internet näher informieren. Weitere Infos zum neuen Ausbildungslehrgang und dem Bewerbungsverfahren erteilt das Team der Telefonseelsorge Soltau unter Telefon (05192) 7550 oder per E-Mail an telefonseelsorge-soltau@evlka.de.
Ab 2023, so hofft Horn, solle dann eine weiteres Angebot der Einrichtung des Evangelisch-lutherischen Kirchenkreises Soltau weiter aufgebaut werden: das Chat-Angebot der Telefonseelsorge. „Im kommenden Jahr möchten wir wieder eine Chat-Ausbildung starten.“