Wie die Verwaltung des Landkreises Heidekreis berichtet, wurde am gestrigen Montag, dem 9. September, in Essel im südlichen Teil des Heidekreises „erstmalig der Verdacht auf Infektion mit dem West-Nil-Virus bei einem Pferd durch den behandelnden Tierarzt angezeigt. Das Pferd wurde aufgrund neurologischer Symptome auf das West-Nil-Virus untersucht und symptomatisch behandelt.“
Die Kreisverwaltung weist darauf hin, dass eine Infektion mit dem West-Nil-Virus anzeigepflichtig ist. Das Virus werde vorrangig durch eine Vielzahl blutsaugender Mückenarten übertragen. „Der natürliche Wirtskreislauf verläuft dabei zwischen Stechmücken und Vögeln. In seltenen Fällen kann das Virus durch den Stich einer infizierten Mücke auch auf das Pferd oder den Menschen übertragen werden. Pferd und Mensch sind sogenannte Fehlwirte, was bedeutet, dass sich das Virus in ihnen nicht weiterentwickeln kann und von ihnen keinerlei Infektionsgefahr für ihre Umgebung ausgeht“, heißt es in der heute von der Kreisverwaltung veröffentlichten Mitteilung zum Thema.
Und weiter: „In den häufigsten Fällen verläuft eine Infektion mit dem West-Nil-Virus symptomlos. Bei rund acht Prozent der Pferde entwickeln sich jedoch neurologische Ausfallserscheinungen aufgrund einer durch das Virus verursachten Hirnhaut- beziehungsweise Hirnentzündung. Betroffene Pferde können unter anderem Stolpern, Muskelzittern und Lähmungen zeigen. Zwischen 30 und 50 Prozent der neurologisch erkrankten Pferde versterben, bei etwa 20 Prozent bleiben lebenslange neurologische Beeinträchtigungen bestehen.“
Weitere Informationen zum West-Nil-Virus finden Interessierte unter folgenden Links:
https://www.fli.de/de/aktuelles/tierseuchengeschehen/west-nil-virus/
https://stiko-vet.fli.de/de/aktuelles/
Der Landkreis Heidekreis rät aus gegebenem Anlass zur Mückenprophylaxe: Da Mücken ihre Eier in stehenden Gewässern ablegten, sei das Abdecken dieser sowie von Regentonnen und das regelmäßige Wechseln von Tränkwasser in Bottichen eine sinnvolle Maßnahme. Zudem sollten Pferde soweit möglich zu Hauptflugzeiten der Mücken (Dämmerung und Nacht) aufgestallt werden. Das Anlegen von Fliegendecken und das Auftragen von Repellentien seien weitere Möglichkeiten, um den Mückenkontakt zu reduzieren.
In Sachen Impfung empfiehlt die ständige Impfkommission der Veterinärmedizin (StIKo Vet), Pferde in betroffenen Regionen zu impfen. Es stünden verschiedene Impfstoffe zur Verfügung. Nach erfolgter Grundimmunisierung sei der Impfschutz in der Regel jährlich aufzufrischen.
Sollte ein Pferd neurologische Auffälligkeiten zeigen, sollte unverzüglich der behandelnde Tierarzt kontaktiert werden, der entsprechende diagnostische und therapeutische Schritte einleiten wird. Sollte der Verdacht auf eine Infektion mit dem West Nil Virus bestehen, ist zudem umgehend das Veterinäramt des Landkreis Heidekreis zu informieren.
Welche Maßnahmen sollten bei nachgewiesener Infektion mit dem West-Nil-Virus ergriffen werden?
Dazu die Kreisverwaltung: „Betroffene Pferde werden symptomatisch therapiert. Eine Absonderung betroffener Pferde ist weder notwendig noch sinnvoll, da von infizierten Tieren keine Gefahr ausgeht und unnötiger Stress für die Tiere zu vermeiden ist. Weder Verdacht noch Bestätigung einer Infektion mit dem West-Nil-Virus führen zu einer amtlichen Tötungsanordnung.“
Was das West-Nil-Virus beim Menschen angeht, so könnten besonders Personen, die aufgrund hohen Alters oder Immunschwäche ein erhöhtes Risiko hätten, durch eine West-Nil-Virus-Infektion schwer zu erkranken, das Risiko durch Schutz vor Mückenstichen reduzieren. Dazu gehöre an Orten mit bekannter Mückenbelastung das Tragen von langärmeligen Hemden beziehungsweise Blusen und langen Hosen, am Abend der Aufenthalt in geschlossenen oder klimatisierten Räumen, die Anwendung von Repellents und Insektiziden, der Gebrauch von Moskitonetzen und Fenstergittern. „Im Wohnumfeld sollten Mückenbrutplätze möglichst beseitigt werden. Ein Impfstoff für Menschen ist bislang nicht verfügbar“, heißt es in der Mitteilung aus dem Kreishaus.
Die Infektionen verliefen beim Menschen überwiegend klinisch unauffällig. Etwa 20 Prozent der Infizierten entwickelten eine fieberhafte, grippeähnliche Erkrankung, die etwa drei bis sechs Tage andauere. Die Inkubationszeit betrage zwei bis 14 Tage. Die Krankheit beginne abrupt mit Fieber, Schüttelfrost, Kopf- und Rückenschmerzen, Abgeschlagenheit und Lymphknotenschwellungen. „Nur etwa jede 100. infizierte Person erkrankt schwer an einer Hirnhautentzündung. In seltenen Fällen kann es auch zu einer Entzündung des Hirngewebes (Enzephalitis) kommen“, teilt die Verwaltung abschließend mit.