Mitbestimmung gehört seit jeher zu den Prinzipien der Genossenschaftsbanken. Von diesem Recht machten kürzlich die rund 120 anwesenden Mitgliedervertreter der Volksbank Lüneburger Heide eG Gebrauch. Stellvertretend für die gut 83.000 Mitglieder beschlossen sie die Gewinnverwendung und entlasteten Vorstand und Aufsichtsrat der Bank. Gemeinsam mit rund 100 weiteren Ersatzvertretern, Gästen und Mitarbeitern füllten sie auch den letzten Platz bei der 52. Vertreterversammlung in der Alten Reithalle in Soltau, viele weitere Mitglieder verfolgten die Versammlung digital per Livestream.
„Zu viel Bürokratie, Fachkräftemangel und zu wenig private und öffentliche Investitionen sind laut Jahreswirtschaftsbericht des Bundes die größten Hemmnisse für die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland im Jahr 2023“, so die Mitteilung der Volksbank Lüneburger Heide eG, die das alles nicht zu stören scheint – jedenfalls berichteten Vorstandssprecher Ulrich Stock und sein Vorstandskollege Gerd-Ulrich Cohrs bei der Versammlung gut gelaunt viel Positives. Auch die Wirtschaftsprüfer vom Genoverband e.V. habe der Bank ein „mehr als zufriedenstellendes Ergebnis“ bescheinigt, so das Geldinstitut.
Deren Vertreter gingen bei der Veranstaltung auf aktuelle Stömungen ein: So verändern Digitalisierung und künstliche Intelligenz als Megatrends nicht nur die Gesellschaft als Ganzes, sondern auch maßgeblich den Finanzsektor. Für die Volksbank böten sich dabei auch Chancen, wie Ulrich Stock betont: „Wir setzen fortschrittliche Technologien ein, um unseren Mitgliedern und Kunden bestmögliche Dienstleistungen zu bieten und gleichzeitig unsere Effizienz zu steigern. Denn im Hinblick auf den Fachkräfte- und Arbeitskräftemangel müssen wir Digitalisierung und KI zwingend zu unserer Erhaltung nutzen.“ So können Kunden den Volksbank-Service per Video von zuhause und in allen Filialen in Anspruch nehmen. „Bei weiteren digitalen Innovationen wie der neuen internetbasierten Plattform rund um das Thema Bauen und Wohnen ist die Volksbank führend“, so die Mitteilung.
Dass die Bank den richtigen Kurs eingeschlagen habe, werde auch an den Bilanzkennzahlen deutlich, die Gerd-Ulrich Cohrs mit hoher Geschwindigkeit und sichtlicher Freude präsentierte: „Trotz der gesamtwirtschaftlichen Rezession vergab die Genossenschaftsbank rund 100 Millionen Euro mehr Kredite als im Vorjahr. Im Wettbewerb um Kundeneinlagen stiegen die Bestände einschließlich der Wertpapieranlagen sogar um fast 200 Millionen Euro.“ Auch der Jahresüberschuss 2023 habe sich laut Bericht im Vergleich zum Vorjahr deutlich verbessert, ebenso die Eigenkapitalquote. „Mit den Zahlen sind wir in einer ausgezeichneten Position für zukünftige Investitionen und absolut stabil aufgestellt“, sagt Cohrs.
Vom Erfolg der Volksbank profitieren unmittelbar auch die Genossenschaftsmitglieder. Damit erfüllt die Bank ihren Zweck der Betreuung und wirtschaftlichen Förderung der Mitglieder. Darüber hinaus erhalten die Mitglieder einen Teil des erwirtschafteten Gewinns. Vier Prozent Dividende zahlt die Bank an ihre Teilhaber aus. Insgesamt rund 1,8 Millionen Euro, was eine Verdopplung gegenüber dem Vorjahr entspricht. „Das Geld ist bis Dienstag auf Ihrem Konto – aber in kleinen Stücken“, sagte Cohrs mit einem Augenzwinkern.
Wie die Mitbestimmung gehört auch die Nachhaltigkeit zu den Grundprinzipien der Genossenschaftsbank. Etwas besonders Nachhaltiges schaffte die damalige Volksbank Soltau eG 1999 mit der Gründung ihrer Stiftung. Der Wunsch der drei „Gründerväter“ Peter Bade, Günter Woldt und Hinrich Grünhagen war es, kein großes Fest zum 100. Jubiläum der Volksbank auszurichten, sondern etwas Zukunftsorientiertes zu schaffen. „Stiftungen sind für die Ewigkeit gemacht“, sagt Ulrich Stock. Auch zum Jubiläum verzichtet die Volksbank auf ein großes Fest und überreichte stattdessen einen symbolischen Scheck in Höhe von 100.000 Euro als Verbrauchsspende.
Zum letzten Mal führte der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Dieter Herzog durch die Tagesordnung der Vertreterversammlung. Nach nunmehr zehn Jahren an der Spitze des Kontrollgremiums und insgesamt 18 Jahren „Aufsicht und Rat gebe ich gerne die Verantwortung an die nächste Generation ab“, erklärt Herzog. Professor Dr. Dirk von Schnakenburg aus Lüneburg folgt ihm als Vorsitzender nach.
Insgesamt verlassen 80 Jahre Erfahrung den Aufsichtsrat: Neben Dr. Dieter Herzog schieden auch Günther Rühe, Ute Schwanitz und Uwe Meyer aus dem Aufsichtsrat aufgrund des Erreichens der Altersgrenze aus. Uwe Meyer gehörte dem Gremium allein 33 Jahre an. Neu und einstimmig wurden Ruth Staudenmayer (Buxtehude) und Jan-Peter Alvermann (Munster) gewählt.