Wenn die Luft raus oder die Schraube locker ist | Aktuelle Nachrichten und Informationen

Hilfe zur Selbsthilfe: 71 neue Rad-Servicestationen im Naturpark Lüneburger Heide und in der Hohe Heide aufgebaut

Wenn die Luft raus oder die Schraube locker ist

Wer gern mit dem Fahrrad unterwegs ist, kennt die Problematik. Umweltschonend und einen Beitrag zur eigenen körperlichen Fitness leistend ist man unterwegs, tritt in die Pedale und lässt sich den Fahrtwind um die Nase wehen. Vielleicht rollt man gerade auf dem Radweg mit mitleidigem Blick oder auch einem schelmischen Grinsen an den Blechkarawanen entlang, die sich nach der x-ten Autobahnsperrung im Schneckentempo durch verstopfte Straßen quält. Den Queen-Klassiker „I want to ride my bicycle“ im Geiste mitsingend, werden motorisierte Verkehrsteilnehmer bestens gelaunt hinter sich gelassen. Doch plötzlich ist die Luft raus. Nicht etwa, weil die Kräfte nachlassen, schon gar nicht, wenn ein Akku beim Radeln unterstützt, sondern weil ein Reifen einen „Platten“ hat. Manchmal ist auch nur eine Schraube locker, selbstverständlich am Rad: Der Sattel gibt nach oder der Lenker bleibt nicht mehr in der vorgesehenen Position. Das nächstgelegene Fahrrad-Fachgeschäft hat geschlossen und das eigens erworbene Werkzeug im praktischen Täschchen zum Mitnehmen befindet sich wieder mal dort, wo es nicht hingehört, nämlich gut wegsortiert im Kellerregal. Und was nun? In solchen Fällen stehen jetzt 71 Rad-Servicestationen im Naturpark Lüneburger Heide und in der Hohen Heide zur Verfügung und bieten Hilfe zur Selbsthilfe.

Radsportler, die sich mit ihrer „Rennmaschine“ in den Alpen gern mit der Bewältigung von Höhenmetern herausfordern, oder auch mit dem Mountainbike steile Pisten hinunterjagen, kennen solche Stationen bereits. Im Falle eines Falles können sie an diesen „Werkstätten im Freien“ auf Inbusschlüssel, Schraubendreher, Reifenheber und eine universelle Luftpumpe für Fahrrad-Notfälle und Utensilien für alle, die den Luftdruck oder die Sattelstellung optimieren wollen, zugreifen. Die Reparatur wird dabei ganz bewusst zum Drahtseilakt, denn: Die praktischen Helferlein sind jeweils gesichert, sodass Dreher, Zange & Co. nicht „aus Versehen“ mitgenommen werden.

Die Verantwortlichen der LEADER-Regionen Naturparkregion Lüneburger Heide und Hohe Heide haben sich gedacht, dass man das Rad nicht neu erfinden muss und bewährte Ideen auch auf dem „platten Land“, wo besonders viel Fahrrad gefahren wird, eine Bereicherung sind. Wer aufgrund eines technischen Problems nicht mehr fest im Sattel sitzt oder auf dem Schlauch steht, hat jetzt auch in der Heide vielerorts ganz schnell den Dreh raus. Die beiden LEADER-Regionen haben sich nämlich gemeinsam für den Aufbau von Rad-Servicestationen starkgemacht und das Projekt nun umgesetzt. Insgesamt wurden 71 Reparaturstationen, davon 62 in der Naturparkregion Lüneburger Heide und neun in der Region Hohe Heide, aufgebaut.

Die Farbgestaltung der „Werkstätten in der Fläche“ gefällt verständlicherweise auch dem Team des Heide-Kuriers, sind doch unverkennbar Ähnlichkeiten zum Logo des eigenen Hauses vorhanden. Das knallige Magenta ist und bleibt zweifelsfrei ein Hingucker. Apropos Sichtbarkeit: Einen Gesamtüberblick über alle Stationen finden Interessierte im Internet, denn der Naturpark hat sie allesamt auf seiner interaktiven Karte unter https://map.naturpark-lueneburger-heide.de/ eingepflegt.

Mit der Umsetzung dieses kreis- und regionenübergreifenden Projektes will die Naturparkregion ein deutliches Zeichen setzen: „Wir wollen noch mehr Gäste wie Einheimische animieren, das Fahrrad zu benutzen. Die Rad-Servicestationen geben ein Stück weit Sicherheit, dass Hilfe in der Nähe ist“, erklärt Projektmanagerin Ann-Cathrin Reisberger. Natürlich sei es trotz der hohen Zahl von 71 Standorten nicht möglich, jeden Weg abzudecken, aber oft genutzte Radstrecken, gerade in Gemeinde- und Stadtgebieten, hätten meist eine Station in der Nähe. Die Maßnahme sei ein Mosaikstein, der helfen solle, dem Fahrrad einen höheren Anteil am „Verkehrsmix“ zu geben. „Eine unserer Aufgaben als Naturpark ist es, sanften Tourismus zu unterstützten“, unterstreicht Reisberger: „Umweltverträgliche Mobilität gehört dazu.“ Erfreut zeigt sich das Team des Naturparks, dass sehr viele Kommunen die Servicestationen „bestellt“ haben, um Pedalritterinnen und -rittern in ihren Gefilden Pannenhilfe leisten zu können.

Das Angebot richtet sich dabei nicht nur an Radler, zumal mit den Werkzeugen auch Kinderwagen, Bollerwagen, Roller oder Rollstühle im Falles eines Falles wieder „fahrtüchtig“ gemacht werden können.

Zu finden sind die Servicestationen unter anderem beim Schäferhof und in der Dorfmitte in Neuenkirchen, an der Sprengeler Mühle, in der Dorfmitte in Heber, am Bahnhof, am Heidegarten und bei der Tourist-Information in Schneverdingen sowie am Schäfer-Denkmal in Bispingen. Laut Petra Reinken vom Naturpark-Partner-Netzwerk „Schützen durch Wissen“ hätten in aller Regel die Bauhöfe der Kommunen das Aufstellen der „Werkstätten“ übernommen.

Von den Gesamtkosten in Höhe von rund 150.000 Euro werden etwa 100.000 aus dem EU-Programm ­LEADER gefördert. Bezogen auf die LEADER-Region Lüneburger Heide sind es 132.000 Euro, von denen rund 89.000 Euro aus dem EU-Topf kommen. Mit dem Fördergeld soll die nachhaltige Entwicklung des ländlichen Raumes in allen EU-Ländern unterstützt werden. Die verbleibende Summe teilen sich die beteiligten Kommunen. Sie sind auch für die Instandhaltung ihrer Stationen zuständig.