„Wir helfen ja gern, aber nur, wenn wir es auch können“ | Aktuelle Nachrichten und Informationen

Haustierhilfe Heidekreis sieht immer mehr Fälle mangelnder Weitsicht

„Wir helfen ja gern, aber nur, wenn wir es auch können“

Wohin mit dem Hund, wenn dieser nicht mit in den Urlaub kann? Wer versorgt die Katze, wenn es auf Reisen geht? Solche Fragen haben sich vermutlich wieder einige Haustierhalter in den vergangenen Wochen gestellt. Nun sind die Ferien zwar vorbei, die Sorgen um die Vierbeiner jedoch nicht – zumindest für die Haustierhilfe Heidekreis, die allerdings solche „normalen“ Engpässe wie die Urlaubszeit eigentlich gar nicht erst im Sinn hat: Denn der Verein betreibt weder eine Tierpension noch springen die Mitglieder als Ferienbetreuer ein – vielmehr kümmert sich die Initiative um die Fellnasen und Samtpfoten, wenn es die Besitzer nicht können, weil ein Notfall eingetreten ist. Daher appelliert die Haustierhilfe Heidekreis immer wieder, rechtzeitig Vorkehrungen zu treffen und den Kontakt herzustellen, bevor etwa ein möglicher Krankenhausaufenthalt oder eine gesundheitliche Einschränkung plötzlich alles auf den Kopf stellt. Mehr noch: Vereinsvorsitzende Brigitte Morgenroth hat mittlerweile schon so viele, wie sie sagt „vermeidbare Problemfälle“ gesehen, dass sie allen mit dem Wunsch nach einem Haustier rät: „Jeder sollte schon vorher genau überlegen und prüfen, ob es wirklich passt und auch machbar ist.“

Die Haustierhilfe Heidekreis, einst hervorgegangen aus der Freiwilligenagentur Bispingen, war bereits über viele Jahre hinweg aktiv, bevor im Jahr 2022 aus der Initiative offiziell ein Verein wurde. Der hat seinen Sitz in Bispingen, ist aber mittlerweile im gesamten Heidekreis tätig. Und darüber hinaus: „Zwischen Hamburg und Hannover haben wir heute rund 100 Mitglieder, die aus verschiedensten Orten kommen“, erklärt Morgenroth, „und neuerdings gibt es sogar einen ‚Ableger‘ im Bereich Delmenhorst/Stuhr bei Bremen.“ Der Verein sei zudem in regem Kontakt mit verschiedenen Tierheimen und ähnlichen Einrichtungen im Dreieck zwischen den drei Großstädten.

Ein großes Gebiet also – und in dem beobachten die Vorsitzende und ihre Mitstreiter häufig folgenden „Trend“: „Es gibt immer mehr Menschen, die sich oftmals unüberlegt ein Tier über fragwürdige Organisationen anschaffen.“ Viele schienen sich dabei gar nicht bewusst zu sein, welche Konsequenzen und Kosten das nach sich ziehen könne, so Morgenroth: „Manche der Tiere haben chronische Krankheiten, sind verhaltensauffällig oder können es werden.“

Und wenn dann die Probleme zunehmen, vielleicht auch die Tierarztkosten immer weiter steigen, sehen nicht wenige nur einen Ausweg: „In vielen Fällen merken die Besitzer, dass sie mit dem Haustier nicht klarkommen – also muss es weg. Die erste Anlaufstelle ist dann meist das Tierheim. Doch die sind mittlerweile nahezu alle hoffnungslos überfüllt“, schildert Morgenroth ihre Erfahrungen. In solchen Situationen sei auch die Haustierhilfe Heidekreis nicht der richtige Ansprechpartner, so die Vorsitzende, „aber wir sind natürlich stets gesprächsbereit, können manchmal auch passende Kontakte herstellen.“

Ein Tier bei sich aufzunehmen, sei nicht selten eine „Entscheidung aus Mitleid“, weiß Kathrin Seitz. Sie ist ebenfalls seit Jahren aktiv in der Haustierhilfe Heidekreis, betreut für den Verein unter anderem dessen Facebook-Auftritt, und hat solche Fälle schon miterlebt: „Leider haben sich viele, die ein Tier aus Mitleid übernehmen, vorher nie damit beschäftigt, was das für den eigenen Alltag bedeutet und was das alles letztendlich kostet.“ Und das betreffe nicht nur Hunde, weiß die Katzenexpertin: „Aus der Idee heraus, nicht genug Zeit für einen Hund zu haben, holen sich mache eine Katze“, doch auch hier gebe es laut Seitz „problematische Rassen und Zuchten, die dann natürlich ebenso an verschiedenen Krankheiten leiden können, was hohe Tierarztkosten zur Folge haben kann.“

Die mangelnde Weitsicht mancher Tierhalter könne der Verein nicht „ausbaden“, versuche aber zu helfen, so Morgenroth: „Durch unser großes Netzwerk können wir vielleicht vermitteln, im Idealfall eine neue Stelle für das Tier finden. Das ist aber eigentlich nicht unsere Aufgabe“, hebt die Vorsitzende hervor. Und in manchen Fällen müsse die Haustierhilfe auch schlicht passen, besonders wenn bei den Tieren durch Krankheiten oder hohes Alter explodierende Kosten für die medizinische Versorgung zu erwarten seien: „So etwas kann die Reserven eines Vereins ganz schnell aufzehren. Wir helfen ja gern, aber nur, wenn wir es auch können.“ Denn die Ausrichtung des Vereins sei eben eine zeitlich begrenzte Versorgung der Vierbeiner, wenn der Halter unverschuldet „ausfalle“. Danach, hebt Morgenroth hervor, „soll das Tier natürlich wieder zurück zum Eigentümer.“

Wer sich über die Möglichkeiten und die Mitarbeit im Verein informieren möchte, kann dies online unter www.haustierhilfe-heidekreis.de oder bei den Treffen tun: Die Gruppen kommen monatlich zum Austausch und Kennenlernen zusammen – der nächste Termin ist am 18. September um 18 Uhr im Dachgeschoss der Felto-Filzwelt in Soltau. „Gäste und Interessierte, die unsere Arbeit unterstützen möchten, sind jederzeit willkommen“, lädt Morgenroth ein.