Wolfsangriff auf Pferd in Hötzingen | Aktuelle Nachrichten und Informationen

Sechsjähriger Wallach „Ritchie“ im Offenstall schwer verletzt

Wolfsangriff auf Pferd in Hötzingen

Es ist der Albtraum jedes Tierhalters, den jetzt auch Jörg Eggers aus Hötzingen und seine Familie durchleben mussten. Auf dem Resthof in Hötzingen, den Jörg und Ulrike Eggers im Jahr 1993 erworben und dann renoviert hatten, betreibt die Familie eine Trakehnerzucht. Auf inzwischen rund sieben Hektar Weide und Wiesen fühlten sich die mehr als ein Dutzend Vierbeiner bislang pudelwohl, haben sie dort doch die Möglichkeit, ganzjährig Weidegang zu genießen. In der Nacht vom 28. auf 29. Dezember vergangenen Jahres allerdings herrschte Panik in einem Teil der Herde, der nachts in einem Offenstall direkt auf dem Hofgelände untergebracht war. Bei einer Wolfsattacke erlitt das sechsjährige Reitpferd „Ritchie“, das rund 600 Kilogramm auf die Waage bringt und ein beachtliches Stockmaß von 1,73 Metern hat, eine schwere Bissverletzung am Oberschenkel des linken Hinterbeins. Wie Ulrike Eggers mitteilt, musste „Ritchie“ zu einer Pferdeklinik in Nindorf gebracht werden, wo er operiert worden sei. Dort befinde sich der Wallach auch derzeit noch. „Aktuell kämpft er darum, wieder laufen zu können“, sagt ihr Ehemann.

Laut Jörg Eggers hätten der den Vorfall aufnehmende Förster und ein Beauftragter des niedersächsischen Wolfsbüros aufgrund der vorgefundenen Spuren und Bilder bestätigt, dass es sich um eine Wolfsattacke gehandelt habe. „Sie ist auch in der offiziellen Rissliste aufgeführt“, so der Hötzinger, den viele Heidjer durch sein Engagement als Sprecher der Bürgerinitiative „unsYnn“ kennen. Eggers lieh sich ein Nachtsichtgerät aus und war, „bewaffnet“ mit einem Holzknüppel, in den folgenden Nächten auf den Beinen, um die Pferde vor weiteren Wolfsangriffen zu bewahren. Mehrfach sah er Raubtiere um den Pferdestall schleichen, auch die installierte Wildkamera dokumentierte diese „Besuche“.

„Wir haben versucht, die Wölfe mit persönlichem Einsatz zu vertreiben, jedoch erfolglos. Regelmäßig bewegen sie sich nach wie vor in unmittelbarer Nähe des Stalles“, berichtet Eggers.

Dass der Wolf zurück in Deutschland sei, das habe er akzeptiert, so der Züchter, „aber er hat nichts auf unseren Höfen, in den Siedlungen und Dörfern zu suchen. Hier sind unbedingt Vergrämungsmaßnahmen zu ergreifen, die nicht von vornherein von den Behörden als Verstoß gegen den Tierschutz gewertet werden.“ Auch hierzulande müsse das Vorgehen mit der Vergrämung zugelassen werden, „was in anderen EU-Ländern mit Wolfspopulationen längst erlaubt ist - dort lebt der Wolf auch weiter“, unterstreicht Eggers.

Um ihre Tiere zu schützen, sieht sich die Familie zum Handeln gezwungen, da die bisherigen Holz- und Elektrozäune offensichtlich nicht ausreichten. „Wir werden die Schutzmaßnahmen für unsere Pferde deutlich erhöhen, wobei wir da nicht auf irgendwelche Fördermittel in Wochen und Monaten warten werden können, die Sorge über die Rückkehr des Wolfes in die Pferdeherde ist zu groß“, betont Eggers. Er rechnet mit Investitionen in Höhe von mehr als 10.000 Euro: „Wir hoffen, dass diese Maßnahmen erfolgreich sein werden.“ Er selbst gehe mit diesem Vorfall an die Öffentlichkeit, in der Hoffnung, etwas „zur Versachlichung dieses Themas“ beitragen zu können. „Aber es darf und kann nicht ohne Reaktion bleiben, wenn der Wolf auf unsere Höfe kommt, in unsere Dörfer eindringt und Schaden an Tieren anrichtet“, so der Hötzinger. Es sei inzwischen so weit gekommen, dass es kaum noch jemand aus dem Dorf wage, „mit dem Pferd auszureiten oder im Wald mit dem Hund spazieren zu gehen“, sagt Eggers. Und weiter: „Was ist mit meinem zweijährigen Enkel, der seine Sandkiste direkt neben dem Pferdestall hat? Darf der zukünftig noch allein in der Sandkiste spielen? Ich habe dabei ein sehr schlechtes Gefühl und werde das nicht mehr zulassen, nachdem mir der Wolf in einer Nacht im Abstand von zehn Metern gegenüberstand, ich ihn aber mit entsprechenden Maßnahmen vertreiben konnte.“

Der Pferdezüchter ist der Meinung, dass die Folgen der Rückkehr des Raubtieres „nicht zu weit gehen“ dürften: „Wir müssen weiterhin Freude an der Natur haben können. Diese verlieren wir, wenn wir nur noch ‚bewaffnet‘ mit Pfefferspray, dicken Knüppeln und Schreckschusspistolen spazieren gehen können.“

Hier seien die Aufsichtsbehörden auf Kreis- und Landesebene gefordert, müssten für Abhilfe sorgen. „Und wenn sich der Wolf nicht von den Höfen und aus den Siedlungen vertreiben lässt, muss er entnommen werden“, fordert Eggers.