Zeitreisen im Schulkittel

25 Jahre Pult- und Federkielmuseum in Insel

Zeitreisen im Schulkittel

Unter alten Eichen im Zentrum der Schneverdinger Ortschaft Insel steht der betagte Backsteinbau des Pult- und Federkielmuseums, das nunmehr sein 25-jähriges Bestehen feiert.

Das alte Schulgebäude atmet Geschichte. Schon beim Betreten des Museums begeben sich Besucherinnen und Besucher auf eine Zeitreise. In einem Klassenzimmer werden Erinnerungen an frühere Schulzeiten wach. Mehrsitzige Schulbänke mit Tintenfässern und Federhalterrillen, ein Lehrerpult, Wandtafeln, Landkarten, ein Harmonium, ein Torfofen, Schrift- und Bildtafeln, Schiefertafeln, ein Rohrstock und vieles mehr veranschaulichen eindrucksvoll, wie Mädchen und Jungen in früheren Zeiten „paukten“. Wer Unterricht wie anno dazumal erleben möchte, verwandelt sich im Pult- und Federkielmuseum im Handumdrehen in einen Volksschüler beziehungsweise eine Volksschülerin. Mit dem Anziehen eines Schulkittels wird zugleich per Namensschild auch die Identität gewechselt. Und so wird zum Beispiel aus der eben noch Lea heißenden Besucherin Schülerin Erika in der Kaiserzeit.

Seit nunmehr einem Vierteljahrhundert wird die alte Schule von Ehrenamtlichen des Schneverdinger Heimatbundes als Museum betrieben. Derzeit engagieren sich hier 15 Heidjerinnen und Heidjer. Die pensionierte Lehrerin Ulla Schiller und „Kollege“ Rüdiger Müller führen zahlreiche Gruppen, besonders Grundschulklassen, mit Begeisterung in die Zeit früherer Bildungssysteme zurück. Gemeinsam mit ihren jungen und alten Schülern wird gelesen und gesungen, was vor 125 Jahren zum Schulprogramm gehörte.

Auch Heidedichterin Marie Kupfer (1864 - 1940), nach der eine Straße in der Ortschaft der Heideblütenstadt benannt ist, hat in Insel die Schule besucht. Von ihr sind Original-Möbel erhalten und im Museum zu besichtigen. Interessant sind auch die Räume der Naturwissenschaften. Besonders die kleinen Skelette oder der Lendenwirbel eines Wales beeindrucken Besucher. Wer sich im Verlauf dieser Zeitreise auf den Rückweg macht, kann einen Zwischenstopp in der DDR-Zeit einlegen: Ein Schaukasten aus dem Dorf Insel bei Stendal in Sachsen-Anhalt veranschaulicht das dortige Schulleben zu sozialistischen Zeiten. Besondere Schätze sind auch auf dem Dachboden des Pult- und Federkielmuseums zu finden. Hier sind drei Aktive des Heimatbundes seit mehr als drei Jahren damit beschäftigt, unter anderem mehr als 3.000 Schulbücher zu archivieren und digitalisieren.

Erika Koopmann, die die Besuche im Museum mit koordiniert, kann noch auf eine weitere Schatzkammer verweisen. Im Kartenlager befinden sich unzählige auf Holzstäben gerollte Karten, die längst der modernen digitalen Whiteboard-Technologie gewichen sind – von Landkarten über Sachkundematerial bis hin zu Märchen. Die Begeisterung der Aktiven lässt den Ausflug in die Geschichte zu etwas Besonderem werden. Sie haben immer wieder große Freude daran, die Besucher in die Vergangenheit zu „entführen“. Doch die Gründergeneration des Museums hat ein hohes Durchschnittsalter erreicht. Lehrer, Archivare und Mitstreiter freuen sich deshalb über neue Mitwirkende.

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