„Ansonsten steht Deutschland vor einer sozialen Krise“ | Aktuelle Nachrichten und Informationen

Arbeitgeberpräsident Volker Meyer: „Wir brauchen ein einheitliches Baurecht“

„Ansonsten steht Deutschland vor einer sozialen Krise“

Mit großer Sorge blicken die Menschen hierzulande auf die steigenden Baukosten. In der jetzigen Situation trauen sich nur wenige „Durchschnittsfamilien“ den Bau eines Eigenheims zu. Die Lage auf dem Wohnungsmarkt ist angespannt, zumal auch Investoren Zurückhaltung zeigen – mit Folgen für andere Teile der Wirtschaft und Gesellschaft. Volker Meyer, Präsident des Arbeitgeberverbandes Lüneburg-Nordostniedersachsen, fordert daher mehr Unterstützung vom Staat beim sozialen Wohnungsbau. Der Arbeitgeberverband Lüneburg-Nordostniedersachsen vertritt mehr als 800 Unternehmen in der Region. Angesichts der Baukrise und nicht eingehaltener Ziele der Bundesregierung im Wohnungsbau macht sich Meyer für einheitliche Vorschriften im Baurecht stark. „Serielles Bauen senkt die Kosten und würde den sozialen Wohnungsbau ermöglichen, den Deutschland so dringend braucht“, unterstreicht der Präsident: „Doch dafür braucht es weniger Vorschriften, die dann in allen Bundesländern gleich sind.“

Meyer ist Geschäftsführer der Heinrich Meyer-Werke Breloh. In dem Betrieb werden Produkte für die Baubranche hergestellt. „Unsere Kunden beginnen derzeit mit dem seriellen Bauen und haben damit Erfolg“, berichtet er: „Die Kosten für sozialen Wohnungsbau können auf diesem Weg bis unter 1.500 Euro pro Quadratmeter gesenkt werden.“ Zum Vergleich: Für individuellen Wohnungsbau liegen die Kosten derzeit bei mehr als 3.000 Euro pro Quadratmeter. Die regional sehr unterschiedlichen Bauvorschriften erschweren jedoch das serielle Bauen und machen das Bauen in Deutschland teuer.

Ein weiterer Preistreiber seien die Baunebenkosten, konstatiert Meyer: „Mit 30 Prozent und mehr sind die Baunebenkosten derzeit viel zu hoch. Würden sie unter 20 Prozent liegen, wären erheblich mehr Neubauten möglich.“

Für jede gebaute Sozialwohnung erwirtschafte der Staat rund 45.000 Euro durch Mehrwertsteuer, Lohnsteuer und Grunderwerbsteuer. Meyer regt an, beim sozialen Wohnungsbau dieselbe Regelung wie beim Gewerbebau zu schaffen, also die Möglichkeit, die Mehrwertsteuer als Vorsteuer in Abzug zu bringen. „Diese Steuerentlastung würde den Wohnungsbau sofort ankurbeln und die zuletzt vom Staat geleistete Wohngeldzahlung von mehr als 20 Milliarden Euro deutlich reduzieren.“

Aufgrund steigender Bau- und Finanzierungskosten wurden im vergangenen Jahr laut Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB) lediglich rund 270.000 Wohnungen gebaut, für 2024 rechnet der Verband mit nur noch 235.000 Wohneinheiten. „Bauministerin Klara Geywitz verfehlt ihr Ziel von jährlich 400.000 neuen Wohnungen total“, kritisiert Meyer und fügt hinzu: „Die Regierung muss jetzt handeln, ansonsten steht Deutschland vor einer sozialen Krise. Wohnungen sind zu knapp und zu teuer.“

Der Arbeitgeberpräsident weist zudem auf eine weitere Folge des Wohnungsmangels hin: „Unsere Unternehmen können sich nur entwickeln, wenn sie Fachkräfte finden. Fachkräfte finden sich aber nur, wo es auch Wohnungen gibt. Und in Deutschland gibt es keine freien Wohnungen mehr.“