Bei vielen Familien kommt Heiligabend statt des Kartoffelsalats und der Wiener Würstchen immer öfter Fisch auf den Tisch. Häufig landen Forellen auf dem Teller. Familie Winkelmann aus Meinholz bei Wietzendorf züchtet sie im großen Stil auf dem eigenen Hof. Dass der etwas abseits gelegene, sogenannte „Leverenzhof“ die größte Forellenzucht Deutschlands beherbergt, wird erst bei genauerem Hinschauen deutlich. Heide, Stephan und sein Vater Hermann Winkelmann gaben dem CDU-Landtagsabgeordneten Karl-Ludwig von Danwitz kürzlich bei einer Betriebsbesichtigung einen ausführlichen Einblick in die Aufzucht der Lachsforellen und deren Vermarktung.
Das Weihnachtsgeschäft brummte zu diesem Zeitpunkt. An der Verkaufstheke bildeten Kundinnen und Kunden lange Schlagen, um eine der begehrten Forellen oder deren Kaviar zu erwerben. „Unsere Kundschaft kommt aus ganz Deutschland zu uns“, berichtete Firmengründer Stephan Winkelmann: „Aber nicht nur, denn 50 Prozent unserer Kunden sind Osteuropäer. Dort ist besonders der Kaviar in der Weihnachtszeit sehr beliebt.“ Mehr als 100 Tonnen der Delikatesse werden in Meinholz mittlerweile pro Jahr produziert. Damit gehört der Betrieb zu den fünf größten Produzenten in Europa.
Beim Rundgang erklärte das Ehepaar Heide und Stephan Winkelmann den staunenden Gästen die moderne hochtechnisierte Zuchtanlage. Oberstes Ziel sei es, den Fischen eine optimale Wasser-, Sauerstoff- und Futterversorgung zu bieten. So werden im Spätsommer Jungfische aus Dänemark eingesetzt. Mit ca. drei Jahren werden die ausgewachsenen Lachsforellen direkt vor Ort im eigenen ASC-zertifizierten Betrieb – der ersten und einzigen ASC-zertifizierten Forellenzucht Deutschlands – geschlachtet, ausgenommen, sortiert und innerhalb kürzester Zeit frisch ausgeliefert oder schockgefrostet an die Kunden geliefert. Seit 2021 vertreibt Familie Winkelmann die Forellen unter dem Namen „Heidefisch“. „Es ist sehr erfreulich, dass Fisch aus unserem Heidekreis so erfolgreich vermarktet wird. Wie bei Familie Winkelmann zu sehen ist, ist ein Familienbetrieb in dieser Größe immer mit viel Arbeit, Risikobereitschaft und natürlich Herzblut verbunden“, so von Danwitz.
Heide Winkelmann gab im Rahmen der Führung zu bedenken, dass der Betrieb sehr energieintensiv sei: „Die Energiekosten allein machen bei uns 30 bis 40 Prozent der Gesamtkosten aus.“ Deshalb setzt Familie Winkelmann auf Photovoltaik. Eines der Aufzuchtsysteme ist bereits überdacht und mit PV-Zellen versehen. Ein weiterer zusätzlicher Kreislauf ist ebenfalls schon überdacht und soll im März 2023 fertiggestellt werden.
Dank der hauseigenen Kläranlage wird das ablaufende Wasser darüber hinaus gereinigt und Nährstoffreste werden herausgefiltert. Das aufbereitete Wasser kann dann zurückgeleitet werden. So bleiben mehr als 90 Prozent im System. Die festen Reste werden zur Düngung der Felder verwendet.
„Unser Ziel ist es, einen möglichst nachhaltigen Fisch zu züchten. Wir setzen auf eine umwelt- und ressourcenschonende Produktion sowie kurze Vertriebswege. Es gibt weltweit nur eine Handvoll Unternehmen, die so nachhaltig züchten können wie wir“, berichtete Stephan Winkelmann.
Auch bei der Fütterung werde nicht gespart. Die Forellen als Raubfische erhielten maximal 20 Prozent Fischmehl. Der Rest bestehe aus hochwertiger pflanzlicher Nahrung. Um den Fortbestand der teuren Zuchtbestände zu sichern, seien das ganze Jahr rund um die Uhr sieben feste Mitarbeiter im Einsatz, die beim Tönen der Alarmanlagen innerhalb von fünf Minuten vor Ort sind und eventuell auftauchende Probleme umgehend beheben.
Von Danwitz zeigte sich beeindruckt und sparte nicht mit Lob für Familie Winkelmann: „Ob an Weihnachten oder als willkommene Abwechslung zwischendurch – regional erzeugter Fisch ist immer ein Genuss. Er ist nicht nur gesund, sondern punktet auch beim Thema Nachhaltigkeit durch die wassersparende Haltungsweise, die exzellente Futterverwertung und die Nähe zum Verbraucher.“