30 Jahre Seniorenbeirat

„Bunter Nachmittag“ am 1. September in der „Oase Zum Oertzetal“

30 Jahre Seniorenbeirat

Explodierende Energiepreise und Gasumlage treffen ganz besonders diejenigen, die ohnehin schon jeden Cent zweimal umdrehen müssen. „Es gibt viele Seniorinnen und Senioren, die allein in einem Einfamilienhaus leben, nachdem der Partner oder die Partnerin verstorben ist und die mit einer kleinen Rente auskommen müssen. Da wird noch einiges auf uns zukommen“, berichtete Adolf Köthe jüngst im Pressegespräch, zu dem der Vorstand des Seniorenbeirates der Stadt Munster ins Bürgerhaus eingeladen hatte. Das Gremium vertritt in der Örtzestadt die Interessen der rund 4.500 über 60-jährigen Bürgerinnen und Bürger, bietet Beratung und Informationen sowie gesellige Veranstaltungen. Oft geht es um aktuelle Themen, die die ältere Generation bewegen, wie zum Beispiel die drohende Energiekrise. „Wir haben Kontakt mit den Stadtwerken aufgenommen und planen eine Informationsveranstaltung zu diesem Thema“, so Köthe. In diesem Jahr besteht der Seniorenbeirat in der Örtzestadt seit 30 Jahren. Anlass für den Vorstand, auf das in den vergangenen drei Jahrzehnten Erreichte zurückzublicken und über kommende Veranstaltungen zu informieren. Am 1. September wird der „Dreißigste“ nämlich bei einem „Bunten Nachmittag“ in der „Oase Zum Oertzetal“ gefeiert.

Im Jahr 1992 wurde der Seniorenbeirat als erstes Gremium dieser Art im Kreis gegründet, 1. Vorsitzende war Ingeborg Weidemann. Seinerzeit waren fehlende Busverbindungen nach Bispingen und Hamburg, die Beleuchtung der Stadt und die Gefährdung von Radfahrern in der verkehrsberuhigten Zone Themen, die den Seniorinnen und Senioren auf den Nägeln brannten. Früher gab es Sprechstunden im Rathaus, im Jahr 2011 erhielt der Seniorenbeirat schließlich ein eigenes Büro im neuen Bürgerhaus. „Dafür sind wir sehr dankbar“, betonte Vorsitzender Detlev Weber, „denn dort können wir barrierefrei im Erdgeschoss Sprechstunden anbieten.“

Apropos anbieten: Vorstand und Mitglieder des Gremiums setzen verstärkt auf generationenübergreifende Aktivitäten, die ältere Bürgerinnen und Bürger wie Kinder gleichermaßen begeistern. Dazu gehören gemeinsame Entkusselungsaktionen, Spielnachmittage, das Bauen von Nistkästen und Vorlesen von Märchen sowie die Beteiligung an Aktionen wie „Wir stricken Munster bunt“. Hinzu kommen Projekte, die im Alltag nicht nur hilfreich sind, sondern manchmal vielleicht sogar Leben retten können. So wurden die Munsteraner bei einer Landesseniorenkonferenz auf die „Rettungsdose“ aufmerksam. Diese mit „SOS“ in auffälliger Signalfarbe versehenen Behälter werden mit einem ausgefüllten „Notfallblatt“ im Kühlschrank aufbewahrt. Ist ein medizinischer Notfall eingetreten, dann sehen die Rettungskräfte aufgrund eines auffällig platzierten Aufklebers, dass sich im Kühlschrank wichtige Informationen befinden, etwa ob der oder die Betroffene Allergien oder Vorerkrankungen hat und was für Medikamente er oder sie nimmt. „Wir haben das Projekt vor fünf Jahren mit den beiden Apotheken in Munster umgesetzt. Die Dosen haben wir selbst beklebt und bestückt“, so Weber. Exemplare seien weiterhin für zwei Euro pro Stück in den Apotheken erhältlich.

Darüber hinaus gibt es viele weitere Aktivitäten, die die Vorstandsmitglieder aufzählten. Dazu gehören die regelmäßigen Termine zur Einweisung in die Nutzung von E-Books und in das Online-Angebot in der Stadtbücherei, die Begrüßung von Neubürgern mit den sogenannten Begrüßungstaschen, der Service der Medienboten, die ältere Menschen, die nicht mehr mobil sind, mit Medien „beliefern“ sowie die Kinoveranstaltungen, bei denen zweimal im Jahr Filme zum Beispiel mit Liselotte Pulver oder Heinz Rühmann gezeigt werden. In Schwung können Interessierte einmal wöchentlich bei der Seniorengymnastik unter Leitung von Karin Hehn im Bürgerhaus kommen, aber auch bei den Boule-Treffs auf der Munsteraner Boule-Bahn am Heinrich-Peters-Platz. Nicht nur dort sind auf Initiative des Gremiums seniorengerechte Bänke aufgestellt worden, sondern auch am Mühlenteich und in den Ortschaften Breloh und Oerrel. Insgesamt 14 Bänke und ein Tisch bieten Seniorinnen und Senioren die Möglichkeit zum Ausruhen und Verweilen. „Wir sind stolz darauf, dass das so gut geklappt hat“, so Köthe.

Weber hob hervor, dass es eine gute Zusammenarbeit mit dem Rathaus gebe. „Unsere Wünsche werden erfüllt, aber wir stellen ja auch keine unrealistischen Forderungen“, fügte Köthe hinzu. Zweimal im Jahr gebe es ein Gespräch mit dem Bürgermeister, darüber hinaus auch Treffen zum Austausch mit den Fraktionsvorsitzenden.

„Corona hatte auch uns voll im Griff“, so Weber weiter. Die Munster-Touristik habe sich um die Koordination der Impftermine gekümmert, der Seniorenbeirat die Fahrten zum Impfzentrum in Bad Fallingbostel übernommen. Dazu hatten die Verkehrswacht Munster-Bispingen, die Eintracht Munster und die katholische Kirchengemeinde St. Michael Busse zur Verfügung gestellt. „Wir haben 120 Seniorinnen und Senioren nach Bad Fallingbostel und zurückgebracht. Einen Teil der 240 Fahrten haben wir auch mit Privatwagengemacht“, erklärte Weber. Beteiligt haben sich die Senioren aus der Örtze-stadt auch an den Kundgebungen der Grünen „pro Impfen“. Viermal waren Mitglieder mit einem großen Banner bei den Veranstaltungen auf dem Heinrich-Peters-Platz mit von der Partie. „Das war eine Reaktion auf die Gruppe, die sich gegen das Impfen ausgesprochen hatte“, unterstrich Köthe. Der Seniorenbeirat setzt sich aber auch in anderen Bereichen ein. Kritisch sieht er die derzeitige Situation bei der Munster-Touristik, die jüngst wegen Personalmangel eine Woche geschlossen gewesen sei. Die Leiterin befinde sich im Mutterschutz und eine der drei Mitarbeiterinnen sei in den Ruhestand gegangen - und diese Stelle solle wohl nicht mehr besetzt werden. „Die Munster-Touristik ist ja nicht nur für Touristen da, sondern auch für Munsteraner“, so Weber. Deshalb müsse es ausreichend Personal geben: „Wir hoffen, dass eine Lösung gefunden wird.“

Weiterhin wünscht sich das Gremium, dass der Kontaktbeamte der Polizei in der Stadt „sichtbarer“ werde. Gerade erst habe es wieder Probleme mit Vandalismus durch Jugendliche in der Stadt gegeben. Auch deshalb müsse der Kontaktbeamte in der Stadt Präsenz zeigen.

Viele Seniorinnen und Senioren hätten moniert, dass ihnen die Übermittlung der Daten für die neue Grundsteuer über die Steuer-Software Elster Probleme bereite. Deshalb habe der Seniorenbeirat beim Finanzamt angefragt, ob es Hilfestellung geben könne. „Das wurde aber wegen Personalmangel abgelehnt. Und das tut uns leid“, so Köthe.

Nachdem das Gremium in diesem Jahr erstmals eine Pflanzenbörse im und am Bürgerhaus organisiert hatte, die mit rund 200 Interessierten gut besucht war, fiebern die Vorstandsmitglieder nun dem „Bunten Nachmittag“ in der „Oase Zum Örtzetal“ entgegen, in der am 1. September ab 14.30 Uhr mit rund 250 Gästen das 30-jährige Bestehen des Seniorenbeirates gefeiert werden soll. Mit von der Partie sind der Shantychor Soltau, die Theatergruppe „Wundertüte“, eine Kindergruppe der Eintracht Munster und Walter Sobczak mit seinem Akkordeon. Es gibt Kaffee und Kuchen. Karten sind im Vorverkauf bei der Munster-Touristik erhältlich.

Logo