Munsters Bürgermeisterin Christina Fleckenstein und Brigadegeneral Olaf Rohde begrüßten am vergangenen Donnerstagvormittag in der „Oase Zum Oertzetal“ in Munster rund 230 Gäste zur traditionellen „sicherheitspolitischen Informationsveranstaltung“. Die Bürgermeisterin und der Standortälteste ließen in ihren Ansprachen das vergangene Jahr kurz Revue passieren, informierten über aktuelle Entwicklungen sowie künftige Herausforderungen.
„Eine Vielzahl von Themen hat uns in der Stadt stark beschäftigt“, so Fleckenstein und nannte als Beispiele unter anderem den Bebauungsplan für den neuen Edeka-Markt, die Ausweisung und den Verkauf von Wohnbaugrundstücken, den Straßenausbau und die Sanierung der Mehrzweckhalle in Trauen. Die erforderliche Entschlammung des Mühlenteiches sei nach wie vor noch nicht genehmigt, es habe einen Besuch der Partnerstadt Mitschurinsk gegeben und zudem sei ein neuer Partnerschaftsvertrag mit Muggio in Italien geschlossen worden. Die Bürgermeisterin verwies zudem auf „den ausgeglichenen und inzwischen genehmigten Haushalt.“
Ein wichtiger Schritt sei die Standortentscheidung für die jetzige Grundschule am Hanloh gewesen. Nach intensiven Diskussionen habe sich der Rat für den Standort Breloh entschieden. „Jetzt sind wir dabei, diese Baumaßnahme mit einem geschätzten Volumen von rund sieben Millionen Euro umzusetzen.“ Das allerdings sei im geplanten Zeitrahmen durchaus eine Herausforderung, da die konjunkturelle Lage nicht nur den Architekten, sondern auch den Bauunternehmen volle Auftragsbücher beschere „und nicht nur wir bauen wollen.“ Fleckenstein weiter: „In dieser Woche haben wir uns mit der Auswahl eines Architekturbüros beschäftigt - und bald geht es in die konkreten Planungen. Unser Zeitplan ist sportlich, aber ich gehe davon aus, daß die Schülerinnen und Schüler 2021 in eine neue und sicher schöne Schule einziehen können.“ Ein weiteres Projekt sei die Schaffung zusätzlicher Kita-Plätze, da der zusätzliche Bedarf vor allem kurzfristig nicht habe abgedeckt werden können. „Zum Glück haben mehrere Träger Interesse am Bau und Betrieb einer Kita in Munster - und so werden wir in Kürze entscheiden können, wer die zusätzlichen 80 Plätze schaffen wird. Geplant ist die Eröffnung der neuen Kindertagesstätte für 2020“, berichtete Fleckenstein. Sie ging auch auf ein Großprojekt ein, das die Kosten eines Kita-Neubaus bei weitem übersteigt: den Umbau und die Modernisierung des Deutschen Panzermuseums. Sie selbst habe es nicht für möglich gehalten, „daß das Verteidigungsministerium ein ziviles Museum mit fast 20 Millionen Euro unterstützt. Umso mehr freue ich mich, daß unser Vorzeigemodell für die gute zivil-militärische Zusammenarbeit diese Unterstützung aus Berlin bekommt“, konstatierte die Bürgermeisterin. Das Ganze habe allerdings nur funktioniert, weil Stadtverwaltung, Bundeswehr, Museumsleitung und Politik an einem Strang gezogen hätten. Spannend werde nun aber die Abwicklung, denn: „Die Summe steht zwar im Bundeshaushalt und die Ministerin hat die Zuwendung bei einem Besuch hier in Munster noch einmal ausdrücklich zugesagt, aber im Ministerium weiß im Moment noch niemand so richtig, wie das Geld nach Munster kommen soll.“ Mit dieser Aussage sorgte die Bürgermeisterin für unüberhörbares Gemurmel im Saal und fügte hinzu: „Auch nach einer Vielzahl von Telefonaten nach Bonn und Berlin haben wir immer noch keine Lösung. Aber seien Sie sicher, wir telefonieren so lange weiter oder wir fahren persönlich nach Berlin, bis wir das geregelt haben.“
In ihrer Rede ging die Bürgermeisterin auch auf „das große Ganze“ ein: „Für uns in Deutschland und Europa würde ich mir wünschen, daß das Gemeinsame noch mehr Bedeutung gewinnt und sich einzelne europäische Staaten nicht noch weiter abgrenzen oder sogar ganz, wie Großbritannien, aus der EU austreten.“ Auch in der Örtzestadt gebe es unterschiedliche Interessenlagen und Ansichten, erklärte Fleckenstein, „aber es gelingt uns meist recht gut, gemeinsam an Problemlösungen zu arbeiten. In diesem Zusammenhang gratulierte sie den fünf Sportvereinen Breloher SC, VfB, ESV, SV Trauen-Oerrel und SVM für ihren Mut, eine Fusion anzustreben (HK berichtete).
An „eine Fülle von Aufgaben“ im vergangenen Jahr erinnerte Brigadegeneral Olaf Rohde. So habe sich die Panzerlehrbrigade 9 intensiv auf den Auftrag „Very High Readiness Joint Task Force“ (VJTF) vorbereitet. Im Zuge dieses Auftrages fungiere sie in diesem Jahr als Führung der „Speerspitze der Nato“. „Das war und ist von besonderer sicherheitspolitischer Bedeutung für unser Land“, unterstrich der Standortälteste. Ein Höhepunkt der internationalen Zertifizierung sei die Übung „Trident Juncture“ gewesen. „Mit den rund 8.000 Soldaten des deutschen Anteils stellte diese Übung mit insgesamt 50.000 Soldaten das größte Manöver dieser Art seit dem Ende der 1980er Jahre dar“, berichtete Rohde. Er ging auch auf die Digitalisierung der Landstreitkräfte ein. So habe Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen bei ihrem Besuch in Munster im Dezember vergangenen Jahres bekanntgegeben, daß in der Örtzestadt ein Testverband „Battle Management System“ (BMS) aufgestellt werde, um die moderne Kommunikation der Landstreitkräfte - auch mit Blick auf den nächsten VJTF-Auftrag im Jahr 2023 - zu erproben und die Weichen entsprechend zu stellen. Dazu werde eine Vielzahl von Gefechtsfahrzeugen mit modernen Funkgeräten ausgestattet, um diese auf ihre Praxistauglichkeit zu testen. Ziel sei es, daß die neue Generation von Geräten im Jahr 2023 für die VJTF zur Verfügung stehe. „Das ist ein großer Auftrag“, so der Brigadegeneral.
Aktuell ist die Bundeswehr in den Schlagzeilen, weil es offenbar an funktionierenden Waffensystemen und an der erforderlichen Ausrüstung mangelt. Und so sprach Rohde auch die von der Verteidigungsministerin eingeleiteten Trendwenden in den Bereichen Material, Personal und Finanzen an. „Die Auswirkungen der Trendwerden nehmen in Munster erste Gestalt an. So wurde am 1. Oktober beim Artilleriebatallon 325 eine 6. Batterie mit 160 neuen Dienstposten in der Hindenburgkaserne in Dienst gestellt. Auch im zivilen Bereich konnten beim Bundeswehrdienstleistungszentrum Munster insgesamt 64 Beschäftigte neu eingestellt werden“, berichtete Rohde. Zudem werde ein neues 6. Panzerbataillon in Hardheim aufgestellt, was sich wegen der Ausbildung im Ausbildungszentrum mittel- bis langfristig auch am Standort Munster bemerkbar machen werde. Der Brigadegeneral begrüßte, daß im Zuge der Trendwenden erheblich in die Infrastruktur investiert werde - auch in der Örtzestadt: „Es freut mich sehr, daß die Bundeswehr im vergangenen Jahr 36 Millionen Euro in Bau- und Bauunterhaltungsmaßnahmen am Standort Munster investiert hat“, meinte Rohde und nannte hier den Neubau von vier Unterkunftsgebäuden in der Kaserne Panzertruppenschule (HK berichtete).
„Auch in 2019 sind die Auftragsbücher voll“, sagte der Brigadegeneral: „Es wird erneut ein ausbildungs-, übungs- und arbeitsreiches Jahr für alle werden.“ So befinde sich die Panzerlehrbrigade 9 nun in der VJTF-Bereitschaftsphase und müsse für die Dauer eines Jahres innerhalb von 48 bis 72 Stunden verlegbar sein. Ein Höhepunkt im Rahmen dieses Auftrages werde die NATO-Alarmierungs- und Verlegeübung „Noble Jump“ in Polen sein. Wie Fleckenstein freut sich auch Rohde, daß mit dem Umbau und der Erweiterung des Panzermuseums, „einem Leuchtturm der Zusammenarbeit zwischen Stadt und Bundeswehr“, in diesem Jahr begonnen werden soll. Das Panzermuseum werde damit weiter für die Zukunft gerüstet „und für die Besucher noch attraktiver.“ Abschließend wies Rohde auf den Lili-Marleen-Tag hin, der in diesem Jahr am 21. August auf dem Programm steht.