Vor fast genau vier Monaten erfolgte in Munster der Spatenstich zum Glasfaserausbau für das dortige Gewerbegebiet (HK berichtete). Jene Maßnahme, ermöglicht durch den Heidekreis und weitere Förderungen des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr sowie des Landes Niedersachsen, war gewissermaßen ein Schlusslicht: Denn mit der Verlegung von Glasfaserkabeln im Nordosten der Örtzestadt wird das letzte Gewerbegebiet im Landkreis ans schnelle Internet angeschlossen. Nun sollen die privaten Haushalte in Munster fit für das Gigabit-Zeitalter gemacht werden – und das mit Hilfe eines starken Partners und eines „offenen Modells“: „Und hierbei sind wir die ersten im Heidekreis“, freut sich Ulf-Marcus Grube. Munsters Bürgermeister unterzeichnet am vergangenen Mittwoch die Kooperationsvereinbarung mit dem Unternehmen Glasfaser Nordwest. Das wird im Frühling 2023 mit dem Ausbau beginnen und mehr als 2.900 moderne FTTH-Anschlüsse im Stadtgebiet westlich der Örtze schaffen.
FTTH – das ist die Abkürzung für „Fibre to the Home“, also die Verlegung des leistungsstarken Lichtleiters bis ans Haus. Das wird natürlich auch in anderen Kommunen im Landkreis gemacht, dort allerdings meist durch die örtlichen Stadtwerke in Kooperation mit deren Partnern. In Munster wird nun Glasfaser Nordwest aktiv, und das – wie erwähnt – erstmals im Heidekreis. Das Anfang 2020 gegründete Joint Venture von Telekom Deutschland GmbH und EWE AG übernimmt als Gemeinschaftsunternehmen in großen Teilen des deutschen Nordwestens den eigenwirtschaftlichen FTTH-Ausbau.
Das erfolge, wie Sascha Zink, Leiter Kommunales und Politik bei Glasfaser Nordwest, erklärt, im Paritätsprinzip: Glasfaser Nordwest sei ein reiner Infrastrukturanbieter und vertreibe keine eigenen Endkundenprodukte. Heißt: Um einen der neuen Anschlüsse und den passenden Internettarif zu beauftragen, können sich Interessierte an einen der Vermarktungspartner von Glasfaser Nordwest wenden, sie müssen es aber nicht. „In Munster sind Telekom und EWE unsere Partner. Beide Unternehmen werden am 1. Februar 2023 mit der Vermarktung beginnen“, ergänzt Frank Scheper, Kommunalbeauftragter von Glasfaser Nordwest.
Einen der beiden Anbieter zu wählen, bringe natürlich Vorteile mit sich, weiß Zink: Denn wer sich in der frühen Phase der Vermarktung für Telekom oder EWE entscheide, bekomme den Hausanschuss dann in der Regel gratis dazu. Aber: „Unser Netz ist offen und diskriminierungsfrei“, hebt Zink hervor, die neue Infrastruktur werde dem gesamten Telekommunikationsmarkt zur Verfügung gestellt. Das bedeute, dass die Kunden von Anfang an ungebunden seien und auch andere Telekommunikationsunternehmen beauftragen könnten – dann allerdings möglicherweise mit Kosten für den Anschluss ans Haus.
Doch bevor die Leitungen bis in die Wohnungen reichen, ist natürlich noch viel zu tun: „Rund 30 Kilometer Kabel werden verlegt“, erläutert Scheper. Das erfolge meist in offener Grabentechnik in 60 bis 80 Zentimetern Tiefe, „wo es möglich ist, werden die Leitungen mit Drucktechnik und Erdrakete verlegt.“ Die ersten Ausbauarbeiten starten auf öffentlichem Grund mit dem Bau des Verteilnetzes. Dieses besteht aus vielen unterirdischen Hauptkabeln und diversen Knotenpunkten. Die Glasfasern enden zunächst vor den Grundstücken der Anwohner – sobald ein Interessent dann einen Glasfaseranschluss beauftragt, wird die Immobilie an das Netz angeschlossen. „Für die technische Umsetzung haben wir einen erfahrenen Partner an unserer Seite: EWE Netz wird den Ausbau schlüsselfertig umsetzen und die Glasfasern schnell und professionell unter die Erde bringen“, erklärt Zink.
Da zudem komplett auf klassische Kupferkabel verzichtet werde, sei das neue Netz nahezu störungsfrei und könne auch auf große Entfernungen stabile Bandbreiten liefern, so der Leiter Kommunales und Politik weiter: „Die neuen Anschlüsse ermöglichen Geschwindigkeiten von bis zu 1.000 Mbit pro Sekunde.“ Es gehe aber noch viel schneller: „Das ist die zunächst freigeschaltete Geschwindigkeit. Die Glasfaserleitungen sind aber bereits jetzt für die Zukunft gerüstet und ausgelegt auf noch viel höhere Datenraten.“ Etwa Ende 2023, hofft Zink, sollen die ersten Haushalte dann am schnellen Netz hängen.
Und vielleicht nicht nur die: „Bei der Planung haben wir von Anfang an auch die Bundeswehr mit im Blick gehabt“, so der Bürgermeister. Denn auch für die vielen Liegenschaften des Militärs im Ort solle die Option für den Glasfaseranschluss geschaffen werden: „Das Kabel liegt dann direkt vor dem Kasernentor.“
Grube sieht in der Kooperation mit Glasfaser Nordwest für die Örtzestadt einen enormen Schritt nach vorn: „Der Glasfaserausbau ist ein wichtiger Meilenstein für das Mittelzentrum Munster, der zu einer weiteren Aufwertung der Stadt führt. Mit Glasfaser Nordwest haben wir einen seriösen Partner gefunden, der uns von seinem Konzept überzeugt hat.“
Ein Vorteil für Munster: Das Oldenburger Unternehmen, das laut Zink bisher rund 300 Gebiete erschossen habe und eigenwirtschaftlich ausbaue, investiere mehrere Millionen Euro in das Munsteraner Projekt, „und die Stadt muss nichts von den Kosten mittragen.“ Das freut auch den Bürgermeister: „Somit passt das Modell gut zur aktuellen Haushaltslage in den meisten Kommunen.“