Moderner Bau ist für die Zukunft gerüstet | Aktuelle Nachrichten und Informationen

Neues Sanitätsunterstützungszentrum in Munster nimmt Formen an

Moderner Bau ist für die Zukunft gerüstet

Es ist ein imposanter Komplex, der seit Oktober 2019 in der Örtzetal-Kaserne in Munster entstanden ist. Der Neubau, der unter Federführung des Staatlichen Baumanagements Lüneburger Heide dreigeschossig in die Höhe wuchs, beeindruckt mit 90 Metern Länge und 25 Metern Breite. Geplante Fertigstellung ist im Juni kommenden Jahres, dann werden rund 160 Beschäftigte im neuen Sanitätsunterstützungszentrum arbeiten. Rund 22 Millionen Euro kostet das Projekt, das realisiert wird, um verschiedene medizinische Einrichtungen, die derzeit noch über mehrere Standorte verteilt sind, an einem Ort zusammenzuführen. Das neue Sanitätsunterstützungszentrum wird künftig nicht nur für die truppenärztliche Versorgung für den Standort Munster zuständig sein, sondern auch für die fachärztliche Versorgung der Soldatinnen und Soldaten in ganz Niedersachsen. Wie ist der aktuelle Stand der Bauarbeiten? Und wie geht es in den nächsten Monaten weiter? Antworten auf diese und weitere Fragen gibt es am vergangenen Dienstagvormittag im Zuge eines Baustellenrundgangs.

Zum Treffen im Foyer geht es über einen Zugang von der Probstallee aus. Dieser wurde allerdings ausschließlich für die Baufahrzeuge und Materialanlieferung eingerichtet und wird nach Fertigstellung geschlossen. „Die Zufahrt ist dann nur noch über die Wache der Örtzetal-Kaserne möglich“, berichtet Projektleiter Jörg Wilshusen vom Staatlichen Baumanagement Lüneburger Heide. Gemeinsam mit Oberstärztin Dr. Annette Frohse, Leiterin des Sanitätsunterstützungszentrums Munster, und Oberstleutnant Oliver Brune, Kasernenkommandant der Örtzetal-Kaserne, führt er durch den Gebäudekomplex, in dem man sich gefühlt verlaufen kann. Die Längsseiten gliedern sich in drei Bauteile, wobei der mittlere gegenüber den beiden äußeren zurückgesetzt ist.

Draußen parken Fahrzeuge auch ortsansässiger Firmen, die zum Beispiel mit den Installationsarbeiten beauftragt worden sind. Nach Betreten des zu den vorhandenen Liegenschaften der Örtzetal-Kaserne ausgerichteten Haupteingangs befindet sich der Besucher im Foyer. Von dort aus führen Treppen in die beiden Obergeschosse, auch einen Fahrstuhl wird es geben. Bei der „Besichtigungstour“ führen die Gastgeber zunächst den rechten Gang entlang. Unterwegs macht Wilshusen deutlich, dass es nicht nur darum gehe, verschiedene medizinische Einrichtungen zu bündeln. Vielmehr solle der Neubau auch die Möglichkeit bieten, „die neuesten medizinischen Ansprüche abzubilden.“ Das verdeutlicht er in einem Technikraum. Fünf Technikschächte zögen sich durch das Gebäude. Alles sei so gestaltet sei, dass es gut erreicht und ohne großen Aufwand nachgerüstet werden könne. „Gerade im Technikbereich verändert sich alles sehr stark und sehr schnell“, sagt der Projektleiter. Oberstärztin Dr. Frohse pflichtet ihm bei: „Medizinisches Gerät unterliegt einem stetigen Wandel.“ Und deshalb sei es wichtig, schon jetzt für künftige Veränderungen gewappnet zu sein.

Beim Gang durch die Räumlichkeiten erläutert Wilshusen, dass sich das Staatliche Baumanagement als Bauherrenvertretung bei der Planung an die Vorgaben der Bundeswehr zu halten habe. Dazu gebe es das sogenannte Raumbuch, in dem zum Beispiel die Größe der jeweiligen Räume festgelegt sei. Unterwegs zeigt der Projektleiter auf einen der beiden Lichthöfe und den Wartebereich für die Allgemeinmedizin. „Durch die Innenhöfe wollen wir möglichst viel Tageslicht in das Gebäude hineinbekommen“, so Wilshusen. Die Wartebereiche seien ganz bewusst an die Lichthöfe angegliedert, um die Stimmung der Patientinnen und Patienten auf natürliche Weise aufzuhellen. „Auch die Flure werden Dank der Innenhöfe mit Tageslicht versorgt“, erklärt er. Die mit Kieselsteinen bedeckten Flächen unter freiem Himmel werden nicht bepflanzt, zumal die „Ummauerung“ eine Pflege des Grüns massiv erschwert. Angedacht ist, dass einige Pflanzkübel in den Innenhöfen für Farbtupfer sorgen. Freundliches Grün hingegen setzt in den Fluren und Räumen farbliche Akzente. In den Zahnarztbehandlungsräumen dominiert hingegen dezentes Grau, zumal hier helle Farben bei der Bestimmung der richtigen Farbe des Zahnersatzes stören könnten.

Bei der Besichtigung des Gebäudes erläutert Wilshusen die klare Strukturierung der vier Bereiche. Neben dem Sanitätsunterstützungszentrum, das für die Verwaltung der nachgeordneten Sanitätseinrichtungen zuständig sein wird, gibt es im Neubau nach Fertigstellung das Sanitätsversorgungszentrum, in dem zehn Humanmediziner und acht Zahnärzte tätig sein werden, das Facharztzentrum, in dem fünf Fachärzte arbeiten, und die Arztgruppe Betriebsmedizin mit Behandlungsplätzen für zwei Mediziner.

Im Untergeschoss des unterkellerten Gebäudes befinden sich die Technikzentrale, Personalumkleiden und Speziallagerräume. Ganz bewusst sind im Erdgeschoss die allgemeinen Arztambulanzen und die Zahnarztgruppe inklusive der oralchirurgischen Ambulanz samt Wartezonen angesiedelt. „Das werden die am meisten frequentierten Nutzungsbereiche sein“, sagt der Projektleiter. Die Zahnmedizin, unter anderem mit sechs Behandlungsräumen und zahntechnischem Labor, werde sich links vom Haupteingang, im nördlichen Bereich, befinden. Auf der anderen Seite entstünden unter anderem standardisierte Arzt- und Untersuchungsbereiche, eine Hörkabine und ein chemisch-technisches Labor.

Nach der Erkundung des Erdgeschosses geht es einige Stufen die Treppe hinauf. Auch im 1. Obergeschoss werkeln an verschiedenen Stellen Arbeiter. Hier werden die zentralen Bereiche des Facharztzentrums und die Arztgruppe Betriebsmedizin untergebracht sein. Die fachärztliche Leitung wird dort ein Zuhause finden wie die Innere Medizin und Dermatologie. Im 1. Obergeschoss werden zudem diverse Sonderräume, zum Beispiel Endoskopie mit Kolo- und Gastroskopie, Sonografie, EKG/Lungenfunktion, klinisch-chemisches Labor, Sterilisationsbereich sowie Röntgenbereich zur Verfügung stehen, weiterhin die Funktionsbereiche Orthopädie/Unfallchirurgie, Physiotherapie, eine kleine Bettenstation und ein Eingriffsraumbereich.

Im zweiten Obergeschoss wird sich größtenteils der Stabsbereich befinden. Separiert von den Verwaltungsräumen wird es zudem mit der Augenheilkunde und der Psychiatrie zwei weitere Fachbereiche geben, die aufgrund ihrer Lage die erforderliche Diskretion bieten.

Eine stationäre Unterbringung sei im neuen Sanitätsunterstützungszentrum nicht vorgesehen, betont Frohse im weiteren Verlauf des Baustellenrundgangs: „Früher hatten wir eine Station mit 49 Betten, doch das erübrigt sich, weil wir keine Wehrpflicht mehr haben.“ Die Leiterin des Sanitätsunterstützungszentrums Munster, das bislang noch in der Peter-Bamm-Kaserne zu finden ist, berichtet, dass während des Bauprozesses stetige Kommunikation das A und O gewesen sei: „Weil es um sehr komplexe Sachverhalte geht, muss ein regelmäßiger Austausch zwischen Bauherrn und Nutzer erfolgen“, so die Oberstärztin.

Doch nicht nur bei einem Bauvorhaben ist der richtige „Durchblick“ wichtig. Es fällt auf, dass die insgesamt 160 Aluminiumfenster des Gebäudes allesamt die gleichen Maße haben. „Ein einheitliches Fensterformat erleichtert die Planung und spart Kosten“, erklärt Wilshusen. Apropos Kosten: Ursprünglich waren für das Projekt Gelder in Höhe von knapp 20 Millionen Euro kalkuliert, doch wie gerade überall steigen die Kosten. Der Projektleiter fasst die Ursachen kurz zusammen: „Coronakrise, Krieg in der Ukraine und Inflation“ seien Herausforderungen, „die auch uns etwas zu schaffen machen.“ Was die geplante Fertigstellung im Juni 2023 angehe, „arbeiten wir aber im Großen und Ganzen im Zeitplan.“

Das unvermittelt Probleme auftauchen können, zeigt Wilshusen zum Abschluss des Rundgangs am Haupteingang. Dort, wo freitragende Vordächer auf beiden Gebäudeseiten Schutz vor Regen bieten sollen, ist in der Fassade jeweils eine meterlange Lücke zu sehen. Das beauftragte Unternehmen habe schlecht ausgeführte Arbeit abgeliefert, das Vordach über dem Haupteingang habe sich um 15 Zentimeter abgesenkt. „Es hat diverse Gutachten gegeben und die Firma den Fehler zugegeben. Nun muss sie die Mängel auf eigene Kosten beheben“, berichtet Wilshusen.

Dann erklärt er noch kurz die Gestaltung der Außenanlagen und die künftige Parkplatzsituation: Mitarbeiter könnten direkt am Gebäude parken, für zu behandelnde Soldatinnen und Soldaten werde es zusätzliche Stellflächen geben. Dann endet die interessante Führung auch schon und die Arbeiter können sich wieder „unbeobachtet“ dem Innenausbau widmen.