Panzermuseum baut Barrieren ab | Aktuelle Nachrichten und Informationen

Spende in Höhe von 210.000 Euro zur Aufwertung der Vermittlungsarbeit

Panzermuseum baut Barrieren ab

„Die neue Ausstellung hat die Eigenschaft, dass wir jetzt endlich die Panzer, die hier stehen, in ein großes Narrativ setzen – und das ist kritisch und multiperspektivisch“, erklärt Ralf Raths, Direktor des Deutschen Panzermuseums in Munster, am vergangenen Donnerstag. Er führt an diesem Vormittag Vertreterinnen und Vertreter der Niedersächsischen Sparkassenstiftung und der Kreissparkasse Soltau durch die Ausstellung, die sich ein Bild davon machen können, wie das Museum eine stattliche Finanzspritze des Kreditinstitutes und der Stiftung in Höhe von insgesamt 210.000 Euro nutzt, um die Vermittlungsarbeit im Museumsbetrieb deutlich aufzuwerten.

Unter der Ägide von Ralf Raths wird im Publikumsmagneten der Örtzestadt konsequent der Weg beschritten, die tonnenschweren Exponate verschiedener Epochen kritisch in ihre historischen Kontexte zu setzen. Die Faszination für Militärtechnik ist die eine Sache, doch gerade im Krieg in der Ukraine wird derzeit wieder deutlich, dass Panzer und Waffensysteme in großem Ausmaß Tod, Leid und Zerstörung bringen. Ein Aspekt, der im Deutschen Panzermuseum inzwischen deutlicher herausgearbeitet wird. Darüber hinaus ist das Team des Museums weiterhin damit beschäftigt, die Ausstellung für Besucher leichter zugänglich zu machen und Barrieren abzubauen. Dazu wird nun mit Hilfe der stattlichen Spende der niedersächsischen Sparkassenstiftung und der KSK Soltau ein sogenannter Multimediaguide beschafft, über den beim Gang durchs Museum Inhalte künftig auch in vier Sprachen und zusätzlich sogar in Gebärdensprache abrufbar sein werden. Bereits umgesetzt wurde mit dem Geld eine Reihe weiterer Maßnahmen, etwa die Beschaffung zusätzlicher Sitzgelegenheiten und Tische sowie eines Besucherführungssystems und die Verbesserung der Beleuchtung.

Direktor Raths spricht von einem „entscheidenden Schritt in der Weiterentwicklung des Museums“ und einem „inhaltlichen Qualitätsfortschritt“. Bestens gelaunt erläutert er Eva Zink von der Niedersächsischen Sparkassenstiftung, Dr. Matthias Bergmann, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse (KSK) Soltau, sowie Clemens Reimer, Leiter des Vertriebsmanagements und des Kundenberatungscenters der KSK Soltau, die mit Hilfe der Spendengelder bereits realisierten Maßnahmen und das, was noch geplant ist. Für Ulf-Marcus Grube, Bürgermeister der Stadt Munster, ist die Ausstellung nichts Neues, er lässt es sich aber nicht nehmen, die Delegation der Unterstützer des Museums persönlich zu begrüßen. Jeweils mit 105.000 Euro haben die Niedersächsische Sparkassenstiftung und die KSK Soltau dem Museum unter die Arme gegriffen, wobei das Geld bereits im Jahr 2017 gespendet worden ist. Damals sei noch nicht vorstellbar gewesen, dass es wenige Jahre später einen Krieg in der Ukraine geben werde. Um so wichtiger sei es, das Panzermuseum als einen „Ort zum Mahnen und Erinnern“ zu gestalten, unterstreicht Reimer im Gespräch. Das große Besucherinteresse zeige deutlich, dass das Museum hier auf dem richtigen Weg sei. Ähnlich äußert sich Bergmann: „Heute wird wenige Hundert Kilometer von uns entfernt geschossen. Wir haben eine völlig veränderte Situation“, sagt der Vorstandsvorsitzende. Auch deshalb sei es von Bedeutung, dass die Einrichtung in Munster das Thema in seiner ganzen Bandbreite darstelle und auf Fragen wie „Was ist Krieg?“, „Was bedeutet der Einsatz der Gerätschaften, die hier zu sehen sind?“ und „Was hat das mit den Menschen gemacht?“ Antworten gebe. Das Panzermuseum leiste Aufklärungsarbeit und sei darüber hinaus ein wichtiger Standortfaktor hebt Eva Zink in der kleinen Runde hervor. „Das hat uns überzeugt, dass wir es auch mit einem Betrag in dieser außergewöhnlichen Höhe unterstützen können.“

Auf einen um ein Vielfaches höheren Betrag wartet das Panzermuseum allerdings seit mehreren Jahren, nämlich auf die mehr als 19 Millionen Euro, für die der Bundestag bereits Ende 2018 grünes Licht gegeben hatte, um einen Umbau des Deutschen Panzermuseums zu ermöglichen. Weil die Mühlen der Bürokratie bekanntlich äußerst langsam mahlen, kann sich die Realisierung des Projekts noch einige Jahre hinziehen. Deshalb ist die Aufwertung der Ausstellung nur ein erster Schritt und laut Raths „eine Übergangslösung“. Unter diesem Aspekt sei aber besonders darauf geachtet worden, dass die Spendengelder, die an den Förderverein des Museums geflossen sind, „nachhaltig genutzt werden.“

Wenn es irgendwann mal soweit sein sollte, dass die maroden Hallen weichen und das Museum neu aufgebaut wird, dann war die stattliche Spende nicht für die Katz. Raths: „Sollte die Bundesförderung in den nächsten Jahren fließen, wird keine der Anschaffungen dadurch überflüssig. Alle können, wenn ihr Erhaltungszustand dies dann noch zulässt, weiter genutzt werden.“

Bewährt hat sich bereits das Besucherführungssystem, das seit vergangenem Jahr genutzt wird. Raths zeigt den Gästen beim Rundgang das kleine elektronische Gerät, dass man sich dank Band um den Hals hängen kann. Die Stimme des Museumsführers beziehungsweise der Museumsführerin wird per Mikrofon und Funksender an die Besucherinnen und Besucher gesendet, die mit Empfangsgeräten mit Kopfhörern ausgestattet sind. So können die Gäste die Erörterungen trotz „schwieriger“ Akustik in den großen Hallen gut hören, während das Personal die Stimme schont.

Etwas mehr als die Hälfte der Spendengelder wird, inklusive Übersetzungen, in das neue Multimediaguide-System fließen. Besucher können sich Tablets am Empfang ausleihen oder sich das Ganze als App auf das Handy laden. So werden alle textlichen Informationen für die Nutzer mobil zugänglich – und das sowohl in Englisch, Französisch, Spanisch als auch Russisch. Auch Gebärdensprache wird abrufbar sein, zudem wird in Kooperation mit dem Hersteller eine spezielle Führung für Kinder verschiedener Altersstufen entwickelt, damit sich diese in Zusammenhang mit den präsentierten Exponaten dem herausfordernden Thema „Krieg und Gewalt“ altersgerecht nähern können. Raths geht davon aus, dass das gesamte Multimediaguide-System im Spätsommer dieses Jahres zur Verfügung stehen wird.

Schon jetzt steht fest, dass das Panzermuseum in Munster einen Boom erlebt. Zählte das Museum bislang laut Direktor im Zeitraum von 1. Februar bis 15. April durchschnittlich zwischen 14.000 und 15.000 Besucherinnen und Besucher, so seien es im Vergleichszeitraum dieses Jahres knapp 27.000 gewesen.

https://www.facebook.com/heidekurier.news/videos/969445127565900

https://www.facebook.com/heidekurier.news/videos/1292040485068952