Angesichts einer zunehmend angespannten Sicherheitslage verstärkt die Bundeswehr ihre Personalgewinnung. Die Bundesregierung beziehungsweise die Bundeswehr haben sich ehrgeizige Ziele gesetzt: Bis 2031 sollen etwa 203.000 Soldatinnen und Soldaten im aktiven Dienst stehen. Laut Bundesverteidigungsministerium sichern derzeit 182.357 Menschen in Uniform die personelle Einsatzbereitschaft der Streitkräfte (Stand: 31. August 2025). Angesichts des Krieges in der Ukraine haben jedoch viele junge Menschen kein Interesse, sich für den Militärdienst zu entscheiden. Zudem wächst die Konkurrenz um Fachkräfte am Arbeitsmarkt. Die Bundeswehr muss sich also im Wettbewerb als attraktiver Arbeitgeber behaupten. Um die Jugend über die vielfältigen Möglichkeiten innerhalb der Truppe zu informieren und Nachwuchs zu gewinnen, geht man bereits neue Wege. So auch die 1. Panzerdivision mit ihrem Truppenbesuchszentrum Heer in Munster, das am 29. Oktober den 2.000 Besucher zählte.
Genauer gesagt war es eine junge Besucherin, die von Oberstleutnant Olaf Tiemann, Leiter des Truppenbesuchszentrums Heer, persönlich begrüßt wurde. „Das Truppenbesuchszentrum ist eine echte Erfolgsgeschichte“, betont Tiemann: „Es bietet einer großen Anzahl interessierter junger Menschen tolle Einblicke in den Alltag der Truppe und ist ein einzigartiger Baustein in der Nachwuchsgewinnung.“
Seit seiner Gründung im Jahr 2023 bietet das Zentrum Interessierten – vor allem jungen Menschen – authentische Einblicke in den Alltag der Soldatinnen und Soldaten des Heeres. Die interessierten Gäste erleben die Bundeswehr hautnah: vom Tarnen im Gelände über eine Mitfahrt im Schützenpanzer bis hin zum Kochen eines Feldessens aus der Einsatzverpflegung. Auch Teamarbeit ist gefragt, etwa beim gemeinsamen Überqueren eines Gewässers mit einfachen Hilfsmitteln. „Hier kann man wirklich was erleben – total interessant und spannend“, beschreibt Lina, die 2.000. Besucherin, ihre Eindrücke.
Das Truppenbesuchszentrum Heer sei längst mehr als ein Informationsangebot erklärt Leiter Tiemann. Bei dem mehrtägigen Aufenthalt werde den Jugendlichen „ein Heer zum Anfassen“ präsentiert, was Begeisterung wecke „und Verständnis für das Soldatenhandwerk schafft.“
Die Nachfrage sei groß: „Alle Termine waren bislang binnen kürzester Zeit ausgebucht“, so der Oberstleutnant, der das Zentrum seit April vergangenen Jahres leitet: „Das Interesse ist ungebrochen – unsere Gäste kommen aus dem gesamten Bundesgebiet. Besonders erfreulich ist der steigende Anteil weiblicher Besucher, der inzwischen bei fast 30 Prozent liegt.“ Das Ganze läuft wie folgt ab: Einmal pro Woche nehmen rund 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zwischen 16 und 40 Jahren an einem Besuchsdurchgang teil. Dabei steht der persönliche Austausch mit Soldatinnen und Soldaten aller Dienstgradgruppen im Mittelpunkt.
Die Soldatinnen und Soldaten vor Ort beantworten gern Fragen, geben Einblicke in die Ausbildung und vermitteln so laut Zentrumsleiter „ein realistisches Bild vom modernen Soldatenberuf.“
Vom „Tag der Bundeswehr“ mit Programm für die ganze Familie bis hin zum Karrieretruck, der bei öffentlichen Veranstaltungen Station macht, gibt es bundesweit verschiedene Werbemaßnahmen, um Nachwuchs zu gewinnen. Dabei wird auch auf Vernetzung gesetzt. So arbeitet das Truppenbesuchszentrum Heer in Munster eng mit den Karrierecentern der Bundeswehr, insbesondere dem in Hannover, und mit der Panzertruppenschule zusammen. Das Besuchzentrum in der Örtzestadt habe sich, wie die Verantwortlichen betonen, „als fester Bestandteil der Öffentlichkeitsarbeit etabliert – und als unverzichtbares Instrument, um neue Generationen für den Dienst in der Bundeswehr zu gewinnen.“
In Zeiten, in denen über die Reaktivierung der Wehrpflicht und ein angedachtes Losverfahren debattiert wird, bietet das Truppenbesuchszentrum Heer allen Interessierten unverbindlich die Chance, die Truppenteile des Heeres kennenzulernen, Einblicke in eine Grundausbildungseinheit, in den Kasernenalltag und die Ausbildung im Gelände zu erhalten.
Während der vier Tage sollen sich die Teilnehmer einen umfangreichen Eindruck von den verschiedenen Truppengattungen und der Vielzahl an Berufs- und Verwendungsmöglichkeiten sowie Aus- und Fortbildungsmaßnahmen des Heeres verschaffen können. Dazu gibt es auch Fahrten zu den verschiedenen Verbänden vor Ort. So zum Beispiel zur Panzertruppe, zur Artillerie, zu den Panzergrenadieren und den Heeresfliegern. Es soll aber nicht nur die „kämpfende Truppe“ gezeigt werden. Deshalb geht es auch zu Soldatinnen und Soldaten, die auf vielfältige Weise Unterstützung leisten, etwa in der Logistik, bei der Instandhaltung oder beim Nachschub. Wer in das Heer hineinschnuppern möchte, muss allerdings einige Herausforderungen erfüllen. Interessierte müssen zwischen 16 und 40 Jahren alt sein, unter 18-Jährige dürfen nur mit Zustimmung der Erziehungsberechtigten dabei sein. Zudem müssen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer körperlich fit sein, sich laut Anforderungsprofil „gesund fühlen“ und deutsche Staatsbürger sein.
Weitere Informationen über das Truppenbesuchszentrum erhalten Interessierte im Internet (https://www.bundeswehr.de/de/organisation/heer/organisation/kommando-heer/truppenbesuchszentrum).