Werkstatt wird zur „Werft | Aktuelle Nachrichten und Informationen

Spezialauftrag im Reparatur-Café Munster / 23. August nächster Termin

Werkstatt wird zur „Werft

Elektrogeräte, Fahrräder, Textilien, kleine Möbelstücke und andere Haushaltsgegenstände landen für gewöhnlich auf den Tischen im Reparatur-Café Munster. Aber manchmal erhalten die Tüftler auch schon mal einen echten Spezialauftrag, bei dem die Werkstatt zur „Werft“ wird – doch dazu gleich mehr. Zuerst wollen die Organisatoren auf ihre nächste Aktion im Ludwig-Harms-Haus der Örtzestadt aufmerksam machen: Dort startet am 23. August um 14 Uhr die mittlerweile 13. Auflage des Reparatur-Cafés.

„Nach der schönen Urlaubs- und Ferienzeit sind wir nun alle wieder glücklich zurück“, so Rolf Plaschka hervor. Nun laden der Mitinitiator des Reparatur-Cafés und seine Mitstreiter wieder ein – unter anderem dazu, die „Sommer-Utensilien“ wieder flott zu machen: „Falls die Luftmatratze undicht geworden ist, die Hose zu eng, oder beim Fahrrad die Schaltung doch mal vernünftig eingestellt werden müsste, dann kommen Sie doch einfach zu uns ins Ludwig-Harms-Haus ins Reparatur Café. Wir helfen Ihnen gern weiter“, so Plaschka.

Das Angebot am 23. August umfasst wieder die Reparatur von Haushaltsgegenständen und -geräten sowie lieb gewordenen Erinnerungsstücken oder Ähnlichem. „Wichtig ist es uns zu betonen, dass wir zwar im Ludwig-Harms-Haus, dem Gemeindehaus der Kirchengemeinde Munster arbeiten, aber für alle Bürger unabhängig von Konfession oder Zugehörigkeit zu einer Kirchengemeinde da sind. Bitte bringen Sie nur einen defekten Gegenstand mit – wir schaffen sonst nicht alles und wir wollen möglichst niemanden unverrichteter Dinge wieder nach Hause schicken“, erklärt Plaschka.

Der Initiator freut sich zusammen mit dem gesamten Team über den Erfolg des Formates: „Mit Dankbarkeit und Freude können wir jetzt schon auf ein Jahr Reparatur-Café zurückblicken. Wir sind im August 2023 mit großer Spannung, Vorfreude und einigen wenigen Helfern gestartet. Jetzt sind wir nicht nur gut ausgestattet mit Helfern, Räumlichkeiten und Werkzeugen, sondern wir sind auch für andere inzwischen neu gegründete Reparatur-Initiativen zur Blaupause, vielleicht sogar zum Benchmark, geworden. Nach wie vor bieten wir Interessenten aus anderen Gemeinden unsere Hilfe zum Start eines eigenen Cafés an“.

Der Bedarf sei riesig, so der Mitinitiator – „und die Zeichen der Zeit stehen auf reparieren statt wegwerfen: Unser Ziel ist es teure, unnütze Neukäufe zu vermeiden und dadurch die ohnehin große Menge an Müll nicht weiter wachsen zu lassen. Das spart gutes Geld und schont unser aller Ressourcen. Am Ende wird durch so kleine Dinge, wie wir sie mit unserem Café leisten, ein Beitrag zur Bewahrung der Schöpfung geleistet. Wir bieten unsere Leistungen kostenlos an, freuen uns natürlich aber sehr über Ihre Spende“, so Plaschka, der noch daran erinnert: „Nutzen Sie bitte auch unsere Online-Anmeldung unter www.raparaturcafe-munster.de über unsere Homepage. Damit erleichtern Sie uns die Arbeit im Vorfeld schon ein wenig.“ Interessierte dürfen aber auch gern einfach reinschauen, sich einen Eindruck vom Café verschaffen, und bei einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen in der von den Damen in Caféhaus-Atmosphäre liebevoll gestaltetem Raum mit anderen ins Gespräch kommen.

Gesprächsstoff – und damit zurück zum anfangs erwähnten Spezialauftrag – liefert dabei so mache Begebenheit im Reparatur-Café. Dort war nämlich kürzlich ein kleines Schiff mit großer Vergangenheit und schweren Schäden „gestandet“: „Der verzweifelte Blick von Sally Jacobson, der Schiffseignerin, signalisierte Trauer und Hoffnung zugleich; denn dieses alte Familienerbstück stand genau an der Schwelle zwischen Totalschaden und möglicher Restaurierung“, schildert Plaschka den Moment. „Umso größer war die Freude, als Jürgen Oschmann das Schiffmodell, eine sogenannte Dhow, nach geglückter Restaurierung wieder an die Eignerin zurückgeben konnte. Die Dhow ist ein klassisches Segelschiff, dass in allen Ländern des indischen Ozeans zu finden ist.“

Doch die Arbeit im „Trockendock“ nahm einige Zeit in Anspruch: „Es brauchte etliche Wochen und viele, viele Arbeitsstunden, in denen das Schiff vorsichtig und gründlich soweit wie möglich zerlegt wurde, beschädigte Teile wurden mit viel Liebe repariert und fehlende Teile ergänzt.“ Unerwartet habe das Schiff laut Plaschka einige Fracht an Bord gehabt: „Zahlreiche ‚Fundstücke‘ wie Münzen, Haarnadeln, Briefmarken und andere kleine Teile wurden entfernt.“ Anhand von Bildern und maßstabsgetreuen Zeichnungen ging es dann an die Wiederherstellung des Modells, bis es schließlich wieder im alten Glanz erstrahlte. Bei Kaffee und Kuchen wurde die von Oschmann erstellte Fotodokumentation der einzelnen Arbeitsschritte besprochen und gewürdigt.

Dabei ist schon die „Vorgeschichte“ des Bootes namens „Simba“ interessant: 1963 wurde das Schiff als Dank für gute Dienste vom Sultan von Sansibar an den Vater von Sally Jacobson überreicht. Der hatte im Dienst der englischen Krone als Forstbeamter in der Kolonialverwaltung gearbeitet, zuerst am Kilimandscharo und später in Mombasa als Wildhüter entlang der ganzen kenianischen Küste Wilderer gejagt. Im Jahr 1998 gelangte das Modell an die Enkelkinder der Familie und wurde dort heftig bespielt. „Um Schlimmeres zu verhindern, hat Frau Jacobson sich in 2000 das Schiff nach Hause geholt. Dort hat es erst ein Schattendasein im Haus geführt. Jetzt steht es auf einem Ehrenplatz im Hause Jacobson. Auch die über die ganze Welt verstreute Familie freut sich über die Bilder vom restaurierten Schiff“, so Plaschka.

Er lobt auch den Restaurator des Modells: „Der gebürtige Thüringer Jürgen Oschmann ist ein Mitarbeiter der ersten Stunde des Reparatur-Cafés Munster. Er ist gelernter Werkzeugmacher mit einem feinen Händchen für Holzarbeiten und ausgesprochen guten Nerven. Genau deshalb war er der richtige Mann für diese außergewöhnliche Aufgabe. Nach ausgiebiger Würdigung der geleisteten Arbeit gab es eine ordentliche Spende für das Reparatur-Café und ein persönliches Geschenk an Oschmann für diese tolle Arbeit.“