Zahnarztpraxen am 8. Mai geschlossen | Aktuelle Nachrichten und Informationen

Nächster Protesttag der Zahnärzte in Niedersachsen am morgigen Mittwoch / Praxen in Munster beteiligen sich

Zahnarztpraxen am 8. Mai geschlossen

Ihren nächsten Protesttag starten die Zahnärzte in Niedersachsen am morgigen Mittwoch, dem 8. Mai. Die Zahnarztpraxen in Munster beteiligen sich erneut an dieser Aktion. Ein Notdienst für den 8. Mai in der Örtzestadt wird wie bei der vorherigen Protestaktion (HK berichtete) vor Ort eingerichtet. „Der Protesttag wurde, wie der letzte am Gründonnerstag, erneut ganz bewusst an einen Feiertag angehängt. Der nächste Protesttag wird der Pfingstdienstag sein, der Tag vor Himmelfahrt. Damit soll allen nochmals vor Augen geführt werden, wie relevant eine flächendeckende Versorgung über einen konstanten Zeitraum ist und wie stark ein Fehlen der zahnärztlichen Versorgung einen selbst beeinträchtigen könnte – denn wir alle sind irgendwann einmal alt und weniger mobil, um zu unserem Zahnarzt viele Kilometer reisen zu können“, unterstreicht Zahnärztin Julia Münkemüller aus Munster, die sich mit ihrer Praxis erneut an der Aktion beteiligt. Sie sieht, was die zahnärztliche Versorgung angeht, dunkle Wolken über der Örtzestadt aufziehen. „Es ist für junge Zahnärztinnen und Zahnärzte nicht attraktiv, nach Munster zu kommen“, so Münkemüller.

Unter dem Motto „Stadt, Land, Schluss – Zahnarztpraxen machen dicht“ ruft der Freie Verband Deutscher Zahnärzte (FVDZ), Landesverband Niedersachsen, die Praxen im Bundesland erneut zur Beteiligung am Protesttag auf. Ziel ist es, einmal mehr auf den drohenden Zahnärztemangel aufgrund der schlechten Rahmenbedingungen hinzuweisen.

Der FVDZ ist der größte unabhängige zahnärztliche Berufsverband in Deutschland. Er vertritt die Interessen der Zahnärzteschaft gegenüber Politik und Öffentlichkeit und setzt sich für eine selbstbestimmte Ausübung des zahnärztlichen Berufes zum Wohle der Patienten ein.

„Parallel zum Protesttag erhalten die Politiker der Landes- und Bundespolitik einen offenen Brief des FVDZ. Der Politik soll damit erneut deutlich gemacht werden, dass die ambulante, flächendeckende und wohnortnahe zahnärztliche Patientenversorgung in Deutschland massiv gefährdet ist“, heißt es in einer Mitteilung des Verbandes.

„Die Rahmenbedingungen für zahnärztliche Praxen – strikte Budgetierung, Bürokratiewachstum, Fachkräftemangel, steigende betriebswirtschaftliche Kosten – waren noch nie so schlecht wie in dieser Zeit. Als eine Folge der auf den stationären Gesundheitssektor fokussierten aktuellen Gesundheitspolitik werden im ambulanten Bereich ältere Kolleginnen und Kollegen bestärkt, ihre Praxen vorzeitig aufzugeben und junge Kollegen aller notwendigen Anreize beraubt, eine Zahnarztpraxis zu übernehmen oder zu gründen“, ist im offenen Brief an die Bundes- und Landespolitiker zu lesen. Der Landesverband Niedersachsen des FVDZ fordert die Bundesregierung und die Landesregierungen deshalb dazu auf, „dringend den ambulanten Sektor zu stärken und die Gesundheitspolitik zukunftsorientiert zu gestalten, um auch Zahnärztinnen und Zahnärzten Planungs- und Investitionssicherheit zu geben.“

Durch die Wiedereinführung von strikten Budgets, zunehmenden Regressen, einem sich verschärfenden Personalmangel und einer auf dem Niveau von 1988 eingefrorenen privatzahnärztlichen Vergütung sei die Lage der Zahnarztpraxen extrem angespannt. Der derzeit in vielen ländlichen Regionen bestehende und ständig zunehmende Zahnärztemangel führe schon jetzt dazu, „dass Patienten länger auf Termine warten müssen oder erst gar keinen Hauszahnarzt finden. Zusätzlich ist die Versorgung der vielen Urlauber in den Touristenregionen gefährdet, da sich die Anzahl der Zahnärztinnen und Zahnärzte niedersachsenweit in den letzten Jahren bereits um 20 Prozent reduziert hat. In den kommenden fünf Jahren sagt die Kassenzahnärztliche Vereinigung Niedersachsen voraus, dass weitere 30 Prozent der Kollegen in Niedersachsen ohne Nachfolger in den Ruhestand gehen werden.“

„Der bestehende rigide Sparkurs der Bundesregierung geht erstrangig zu Lasten unserer Patienten. Als Folge der von der Regierung zu verantwortenden Mangelwirtschaft im Gesundheitssystem wurden schon seit 2023 medizinisch indizierte zahnärztliche Leistungen nicht mehr in dem für die Patienten erforderlichen Umfang erbracht, de facto gestrichen. Der sich zunehmend verknappende finanzielle Spielraum unserer Praxen, Regulierungswut, Kontrollwahn und Dokumentationspflichten belasten Zahnärztinnen und Zahnärzte und ihre Teams bis über die Grenze des Erträglichen“, heißt es weiter im offenen Brief.

Die zahlreichen Unterzeichnerinnen und Unterzeichner appellieren an die Politikerinnen und Politiker: „Bitte nehmen Sie Ihr Mandat im Sinne unserer Patienten, Ihrer Wählerinnen und Wähler wahr. Übernehmen Sie die Ihnen anvertraute Verantwortung und treffen Sie Entscheidungen für eine zukunftsorientierte, nachhaltige Gesundheitspolitik und eine umfassende, hochwertige Patientenversorgung!“

Der Freie Verband Deutscher Zahnärzte ist der größte zahnärztliche Berufsverband in Deutschland und vertritt die Interessen der Zahnärzteschaft gegenüber der Politik, den Behörden und der Öffentlichkeit in allen medizinischen und standespolitischen Belangen. Der Verband setzt sich für „eine freie, selbstbestimmte Ausübung des zahnärztlichen Berufes ohne Staatsideologien, politische Einflussnahme und Fremdbestimmung zum Wohle aller Patienten“ ein.

Begleitet wird die Protestaktion von einer eine Aufklärungskampange der Zahnärzteschaft mittels Plakaten und Faltblättern, um die Patienten für die ihnen drohende Versorgungslücke zu sensibilisieren. Das scheint auch nötig: „Ich werde immer wieder von Patienten, auch Privatpatienten, darauf angesprochen, dass ihnen der Ernst der Lage nicht bewusst gewesen sei“, berichtet Münkemüller.