Derzeit zieht niemand seinen Bahnen im Frei- und Naturbad im Hahnenbachtal in Neuenkirchen, es wird nicht gerutscht und auch im Kinderbecken herrscht Stille. Seit 11. September ist Winterpause. Doch schon jetzt fiebern viele Wasserratten und Badenixen der nächsten Saison entgegen, freuen sich darauf, voraussichtlich ab Mitte Mai kommenden Jahres im 50-Meter-Schwimmbecken den Körper fit zu halten, mit den Kleinen im Kinderbecken zu planschen oder sich auf der Sonnenterrasse oder Liegewiese auszuruhen. Damit es auch künftig im Schnuckendorf unbeschwerten Badespaß für Jung und Alt geben kann, sind allerdings diverse Sanierungsmaßnahmen erforderlich. Gut, dass es eine kräftige Finanzsspritze gibt: Aus dem „Investitionspakt zur Förderung von Sportstätten“ fließen nicht weniger als 96.000 Euro in die Modernisierung des Bades. Die Maßnahmen werden mit einem Zuschuss aus Bundes- und Landesmitteln bis zu einer Höhe von 90 Prozent der förderfähigen Gesamtkosten unterstützt, wobei der Bund 50 Prozent trägt (HK berichtete).
Die Bestätigung, dass die Gemeinde Neuenkirchen das Geld aus dem Förderprogramm erhält, überreichte Dezernatsleiter Harald Ottmar vom Amt für regionale Landesentwicklung am heutigen Montag im sich im Winterschlaf befindenden Naturbad. Dieses ist vor langer Zeit aus dem ehemaligen Mühlenteich entstanden. Frisches Wasser erhielt es seinerzeit aus dem vorbeifließenden, angestauten Hahnenbach. Heute wird das Naturbad, das bis zu 15.000 Badegäste jährlich besuchen, mit frischem chlor- und chemikalienfreien Wasser aus einem eigenen Brunnen in 33 Metern Tiefe gespeist, der vor rund zwei Jahren erneuert worden ist.
„Wir sind sehr froh, dass wir mit Hilfe des Förderprogramms nun die nächsten Schritte gehen können“, betonte Carlos Brunkhorst, Bürgermeister der Gemeinde Neuenkirchen. Bislang hätten die Betreiber des Kiosks das Kassieren des Eintrittsgeldes übernommen. Dafür sei ihnen ein Teil der Pacht erlassen worden. Das sei allerdings keine zufriedenstellende Lösung. Sollte es mal nicht gelingen, einen Pächter zu finden, falle diese Möglichkeit weg. Und Marco Eggersglüß könne sich als Schwimmmeister nicht darum kümmern, sei er doch bei der Badeaufsicht gefordert. Deshalb solle nun der Eingangsbereich umgestaltet und ein Kassenautomat aufgestellt werden. In den Förderunterlagen wird das Ganze im besten Beamtendeutsch als „Separierungsanlage gegen unbefugtes Betreten“ bezeichnet.
Es ist aber noch mehr geplant. „Wir haben eine Menge vor, das wird ein größerer Zettel“, sagte Jörg Kremser, seit 20 Jahren Vorsitzender des Fördervereins des Naturbades. Was genau in Angriff genommen werden soll, stellte Brunkhorst kurz vor: So sei eine Sanierung des Sanitärgebäudes mit seinen WCs und Duschen vorgesehen. Dort laufe derzeit noch ein alter elektrisch betriebener Wassererhitzer, der nun aufs Altenteil geschickt werden solle, um mit Hilfe von Solarthermie einen Beitrag zur Senkung der Energiekosten und zum Klimaschutz zu leisten. Last but not least stehe eine Modernisierung der Umkleiden an, die ebenfalls in die Jahre gekommen seien. „Auch das können wir dank der Förderung angehen“, so Brunkhorst. Er hofft, dass die Maßnahmen bis zum Saisonstart Mitte Mai kommenden Jahres realisiert werden können.
Insgesamt sind für die verschiedenen Vorhaben 107.000 Euro veranschlagt. Weil sich die Gemeinde Neuenkirchen mit einem Eigenanteil in Höhe von zehn Prozent beteiligt, steuert sie 11.000 Euro bei.
CDU-Landtagsabgeordneter Dr. Karl-Ludwig von Danwitz stellte in seiner Funktion als Mitglied des Aufsichtsrats der Heidjers Stadtwerke finanzielle Unterstützung seitens des Versorgungs- und Dienstleistungsunternehmens in Aussicht, zumal zuletzt in Schneverdingen in das Heidjers Wohl und das Quellenbad investiert worden sei. „Wir sind uns im Aufsichtsrat einig, dass etwas für das Bad in Neuenkirchen rüberkommen muss“, erklärte von Danwitz.
Wie Brunkhorst erläuterte, solle im Bad in Neuenkirchen künftig auch mehr Barrierefreiheit geboten werden. Aus einem anderen Topf seien bereits Gelder beantragt, um Einstiegshilfen installieren zu können, so dass auch Gäste mit Einschränkungen sicher ins Wasser gelangen könnten. Harald Ottmar vom Amt für regionale Landesentwicklung lobte das Engagement der Neuenkirchener ausdrücklich. Das Bad mit Hilfe von Fördergeldern Schritt für Schritt attraktiver zu gestalten, sei mit Blick auf Freizeit, Bewegung und Gesundheit richtig und wichtig. „Gerade die Bedeutung der Schwimmbäder mit ihren Schwimmkursen können wir gar nicht genug wertschätzen“, so der Dezernatsleiter. Das hob auch Kremser hervor: „Durch Corona haben wir hier unheimlich viel Nachholbedarf.“ Brunkhorst betonte, dass baulich gut ausgestattete und barrierefreie Sportstätten ein wichtiger Teil der Daseinsvorsorge für Jung und Alt seien. Daher seien Förderprogramme wie der „Investitionspakt zur Förderung von Sportstätten“ zur Umsetzung von Maßnahmen eine sinnvolle Unterstützung. „Das ist gut investiertes Geld“, so der Bürgermeister. Gerade Sportvereine und Freizeitangebote seien im ländlichen Raum „eine wichtige Säule des öffentlichen Lebens.“
Das Freibad in Neuenkirchen habe eine lange Tradition, die bis in die 1930er Jahre zurückreiche. Heutzutage gebe es zunehmend Kinder, die nicht schwimmen könnten oder an Bewegungsmangel litten. „Deshalb bin ich dankbar, dass wir hier für Kinder und Jugendliche etwas anbieten können. Und deshalb haben hier auch alle jungen Badegäste bis 16 Jahren freien Eintritt.“ Brunkhorst wie auch Kremser hoben hervor, dass das Bad im Schnuckendorf nur wegen der „tollen Zusammenarbeit“ zwischen Gemeindeverwaltung, Gemeinderat, Förderverein und Ehrenamtlichen erfolgreich betrieben werden könne: „Das Frei- und Naturbad im Hahnenbachtal lebt von diesem Zusammenspiel.“