In Sachen Sportarten ist Fußball in Deutschland nach wie vor unangefochten die Nummer eins. Zu Beginn dieses Jahres hatte der mitgliederstärkste Sportverband, der Deutsche Fußball Bund (DFB), rund 7,7 Millionen Mitglieder, die aktuell in rund 24.000 Vereinen aktiv sind. Landauf, landab kicken schon die Kleinsten mit Begeisterung und eifern ihren Idolen in den Bundesliga-Clubs nach. Jedes Kind kennt Fußball. Es gibt aber auch weitaus unbekanntere Sportarten, die sich nach und nach aus dem Nischendasein verabschieden und zu Trendsportarten avancieren. Padel zum Beispiel, eine Mischung aus Tennis und Squash. Ebenso Beach-Tennis und Pickleball, wobei letzteres drei Sportarten miteinander verbindet: Tennis, Tischtennis und Badminton. Die sportbegeisterten Familien von Anoush Bargh und Meik Ahrens haben ein Faible für diese Racket-Sportarten und deshalb jetzt in Neuenkirchen einen neuen Sportverein gegründet, den „ACT-Racketsports-Club e.V.“.
Bargh aus dem Raum Visselhövede und Ahrens aus Neuenkirchen sind befreundet, sportbegeistert und jeweils gern auf Reisen. Beim Erkunden anderer Länder haben sie zu ihrer Begeisterung festgestellt, wie viel Freude Padel, Beach-Tennis und Pickleball in fernen Gefilden verbreiten. Und so entstand die Idee, in der Heide einen Verein zu gründen, in dem alle, die sich gern fit halten, dieser sportlichen Betätigung nachgehen können. „Weltweit steigen die Zahlen der gebauten Courts und Spieler. Auch in Deutschland starten viele junge und ältere Menschen in das Abenteuer, die neuen Racket-Sportarten kennenzulernen“, berichtet Ahrens: „Das Besondere ist der leichte Einstieg ohne Vorkenntnisse. Jeder kann sofort spielen und hat nach wenigen Minuten großen Spaß.“
Ahrens, als Tennistrainer unter anderem im TSV Neuenkirchen aktiv, hatte dem Sportverein vorgeschlagen, Trendsportarten wie Pickleball im Verein zu etablieren. „Das ging aber nicht im gewünschten Tempo“, so der 53-Jährige. Auch die Suche nach geeigneten Flächen für entsprechende Felder im Freien habe sich schwierig gestaltet. „Da war es naheliegend, einen eigenen Verein zu gründen“, erklärt Ahrens und unterstreicht sogleich: „Wir wollen dem TSV auf keinen Fall schaden. Wir wollen dem Verein keine Spieler und Sportler wegnehmen, sondern es geht uns einzig und allein darum, ein zusätzliches Sportangebot für Jung und Alt zu schaffen.“
Als alter Hase im Tennissport, Ahrens trainierte früher beispielsweise Anoush Bargh und coacht heute dessen Kinder, kennt sich der 53-Jährige im Umgang mit dem Racket bestens aus. Er weiß, wie aufwendig das Erlernen von Techniken und Taktik im Tennissport ist. Dies sei bei den neuen Trendsportarten „ganz anders und wesentlich leichter.“ Und genau das wiederum erkläre „die weltweit wachsende Begeisterung.“ Ahrens und Bargh hoffen, dass sich viele Sportfreunde aus dem Heidekreis für das neue Sportangebot im Schnuckendorf begeistern lassen und ebenfalls zum Schläger greifen: „Unser Verein steht allen Interessierten offen.“
Pickleball ist in besonders in den USA beliebt und dort stetig auf dem Vormarsch. An Enthusiasmus mangelt es auch in der Heide nicht, allerdings ist Neuenkirchen eine Gemeinde der begrenzten Möglichkeiten, jedenfalls was freie Zeiten in den Turnhallen angeht. Indoor-Sportstätten sind bekanntlich nicht nur im Sticht, sondern in vielen Kommunen quasi permanent „ausgebucht“. „Wir freuen uns aber, dass wir in Neuenkirchen jeden Samstag von 16 bis 18 Uhr in der großen Sporthalle trainieren dürfen, wenn dort keine Sonderveranstaltungen stattfinden“, sagt Ahrens. In der Turnhalle gebe es Platz für vier Pickleball-Felder. Gespielt werde diese Sportart auf dem Doppelfeld der Badmintonlinien.
Wer Pickleball spielen möchte, kann dies „just for fun“ tun, für ambitioniertere Aktive gibt es aber auch schon Wettkämpfe. Ahrens und sein Sohn Tom zum Beispiel starteten am 20. Oktober bei den ersten Pickleball-Landesmeisterschaften des Tennisbundes Niedersachsen Bremen (NTB). 110 Teilnehmerinnen und Teilnehmer traten in Verden im Herren-, Damen- und Mixed-Doppel an. Vater und Sohn aus Neuenkirchen machten eine gute Figur und kehrten mit zwei Siegen und zwei Niederlagen in die Heide zurück. „Die Community wächst schnell, da jeder, der zum Schläger greift, schnell in den Bann gezogen wird“, berichtet der Tennistrainer. Pickleball eigne sich auch hervorragend für den Schulsport in einer Turnhalle. „Da fast nur Doppel gespielt wird, können im Wechsel und mit Nebenaktivitäten sehr leicht 32 Personen in einer Turnhalle beschäftigt werden“, so der Sportler. Der neue Verein will die Sportart Pickleball in der Region bekannter machen und bietet interessierten Schulen an, diese zu besuchen und Netze und Schläger mitzubringen, damit Schülerinnen und Schüler das Ganze unverbindlich ausprobieren können. Interessierte Schulen können sich unter der Rufnummer beziehungsweise per WhatsApp unter 0157-74732080 oder auch per E-Mail an info@act-racketsports-club.de melden.
Neben Pickleball wird im neuen Verein aber auch Beach-Tennis angeboten. Dabei handelt es sich um eine Mischung aus Tennis, Beachvolleyball und Badminton, gespielt auf Sand, die mit athletischen und akrobatischen Sprüngen zu begeistern weiß. Die Regeln sind dabei weitgehend vom Tennis übernommen. Die Beinarbeit sowie die Atmosphäre rund um das Spielgeschehen ist mit Beachvolleyball vergleichbar und die Reaktionsfähigkeit ähnelt der beim Badminton. „Es wäre zu begrüßen, wenn auch im Winter Beach-Hallen verfügbar wären, weil diese Sportart den besonderen Reiz im Sand mit spektakulären Hechtsprüngen hat. Im Winter macht es aber ebenso in der Turnhalle großen Spaß die rasanten Ballwechsel zu erleben“, erklärt Ahrens.
Wie heißt es so schön? Jeder fängt mal klein an. Bislang zählt der neue Club im Schnuckendorf lediglich die zur Eintragung ins Vereinsregister erforderlichen sieben Mitglieder, „aber es haben sich bereits weitere Interessierte aus Neuenkirchen, Soltau und Walsrode gemeldet“, berichtet Ahrens. Die drei neuen Sportarten seien hierzulande gerade erst im Kommen und es sei „spannend, bei der Entwicklung von Anfang an dabeizusein.“ Übrigens: Pickleball ist auf Landesebene inzwischen als Rückschlagssportart dem Tennisverband Niedersachsen-Bremen zugeordnet.
„Langfristiges Ziel sind Punktspiele und ein Ligabetrieb in allen drei Sportarten“, erklärt der 53-Jährige. Padel-Tennis könne der Verein derzeit noch nicht in einer Halle in der Nähe der Gemeinde Neuenkirchen anbieten. Der Verein suche noch eine passende Halle oder ein Grundstück für den Bau neuer Außen- und Hallenplätze. Das Padel-Training finde daher aktuell regelmäßig auf externen Anlagen statt, die sich in Buchholz, Verden oder Lüneburg befänden.
Im Vordergrund stehe aber insbesondere Pickleball, so Ahrens: „Unser Hauptziel ist es, Kinder von den Konsolen wegzubekommen. Und das geht nur mit direkten Treffen – und nicht digital.“ Infos zum Club gibt es auch auf der neuen Internetseite www.act-racketsports-club.de, an der die Verantwortlichen derzeit eifrig „basteln“. Ahrens: „Sie verändert sich täglich.“