Jede Feuerstelle musste mit Feuerlöschgerät „im brauchbaren Zustand“ versehen sein. Dazu gehörten neben gewöhnlichen Wassereimern „ein lederner Feuereimer und eine Hausleiter sowie ein kleiner zwölf bis 16 Fuß langer Feuerhaken und eine Wassertonne oder Tubben, nicht unter sechs Eimer haltend“ – das ist in der „Feuer-Ordnung für „Flecken und das platte Land des Landdrostei-Bezirks Lüneburg“ vom 6. August 1830 festgehalten. Seitdem hat sich in Sachen Brandbekämpfung doch so einiges geändert. Davon können auch die Ehrenamtlichen der Feuerwehr Oerrel ein Lied singen. Gegründet wurde die Wehr, heute als Stützpunktfeuerwehr eine von fünf Ortsfeuerwehren innerhalb der Stadtfeuerwehr Munster, am 17. September 1948. Das 75-jährige Bestehen wird nun an zwei Tagen ausgiebig gefeiert, nämlich am 29. September mit einem Kommers für eingeladene Gäste und am 30. September mit allen Interessierten beim großen Dorffest in Oerrel.
Nachdem im Jahr 1942 in Oerrel bei einem Scheunenbrand die Handdruckspritze der Pflichtfeuerwehr wie auch das andere Untergestellte verbrannt war, übernahm damals die militärische Lagerfeuerwehr, die für den Brandschutz in der Hauptmunitionsanstalt (Muna) Oerrel zuständig war, auch den Brandschutz für das Dorf. Daher blieb die Lagerfeuerwehr auch nach Kriegsende zunächst bestehen, zumal die Muna erst noch geräumt werden musste.
Nachdem sich 1947 das Ende der Räumung der Muna und die Auflösung der Lagerfeuerwehr abzeichnete, verwies der damalige Bürgermeister Schöniger in der Gemeinderatsitzung am 25. August 1947 darauf, dass Oerrel nicht nur wegen der umliegenden Wälder, sondern auch wegen der vorhandenen Baustruktur und der vielen Baracken im Lager für Flüchtlinge und heimatlose Ausländer dringend eine Freiwillige Feuerwehr benötige. Auch wenn der Ort bis dato von Feuersbrünsten verschont geblieben sei, dürfe dies, sagte der Bürgermeister seinerzeit, „nicht dazu verleiten, den großen Gedanken einfach abzutun.“
Auch wenn es im Ort Interessierte gab, die allesamt nicht auf dem Schlauch standen, war die Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr damals nicht von heute auf morgen zu bewältigen. Aufgrund der Rahmenbedingungen dauerte es noch mehr als ein Jahr, bis die Freiwillige Feuerwehr am 17. September 1948 ins Leben gerufen wurde. „Es war die erste Freiwillige Feuerwehr, die nach dem Zweiten Weltkrieg im damaligen Landkreis Soltau neu gegründet wurde. Da der jungen Wehr aus den Beständen der Lagerfeuerwehr nur eine Tragkraftspritze 8/8 geblieben war – die Mehrzahl der vorhanden Fahrzeuge und Geräte wurde damals auf die anderen Feuerwehren im Landkreis verteilt – war man auch nur beschränkt einsatzfähig. Es musste viel improvisiert werden“, weiß Ralf Quietmeyer, Schriftührer des Kreisfeuerwehrverbandes und versierter Kenner der Historie der hiesigen Feuerwehren.
Das Improvisieren liegt den Ehrenamtlichen der Oerreler Wehr also im Blut, was sie zu ihrem 75-jährigen Jubiläum erneut unter Beweis stellen können. So war eigentlich vorgesehen, das Jubiläum im neuen Feuerwehr- und Dorfgemeinschaftshaus zu feiern. Da aber die Bauarbeiten nicht rechtzeitig abgeschlossen sind, musste der Kommersabend in die Festhalle nach Munster verlegt werden. Und das Dorfest am 30. September wird daher noch einmal am alten Feuerwehrhaus, Am Turmweg 1, über die Bühne gehen. Gleichzeitig finden dort ab 14 Uhr auch die Wettbewerbe der Munsteraner Jugendfeuerwehren um die Rudolf-Hausenblas-Plakette statt, ab 14.30 Uhr gibt es „Spiele ohne Grenzen“ der Ortswehren und um 18 Uhr steht die Siegerehrung auf dem Programm. Um 19.30 Uhr schließt sich ein Laternenumzug mit dem Spielmannszug der Feuerwehr an. Für das leibliche Wohl wird beim Dorffest mit Kuchen und Gegrilltem gesorgt.
Übrigens: Wer sich für die Geschichte der Oerreler Wehr in Wort und Bild interessiert, hat anlässlich des Jubiläums die Möglichkeit, den Bildband „Unser Oerrel, unsere Feuerwehr – damals und heute“ zum Selbstkostenpreis zu erwerben. Der Bildband wird im Rahmen des Dorffestes verkauft. Auf 120 Seiten werden Leserinnen und Leser anhand von 210 Fotos durch die Dorfgeschichte geführt, wobei auch auf die Oerreler Feuerwehrgeschichte eingegangen wird.
Wer sich für die vollständige Dorf- und Feuerwehrgeschichte interessiert, findet auf der Internetseite https://oerrel.feuerwehr-munster.de reilich Lesestoff. Um künftig noch ausführlicher über die Historie berichten zu können, wird am Jubiläumswochenende eine zusätzliche zweite Seite freigeschaltet: https://oerrel-fw-historie.feuerwehr-munster.de.