Auch in diesem Jahr bietet die Stadt Schneverdingen wieder die kostenlose Annahme von Jakobskreuzkraut zur Entsorgung über die Abfallwirtschaft Heidekreis an. Der entsprechende Abfallbehälter steht seit dem heutigen Dienstag, dem 13. Juni, für die kommenden drei Monate auf dem Gelände des städtischen Bauhofes, Harburger Straße 21 b, bei der Toreinfahrt bereit. Die Anlieferung der Pflanzen kann während der Betriebszeiten des Bauhofes montags bis donnerstags in der Zeit von 7 bis 16 Uhr sowie freitags in der Zeit von 7 bis 12 Uhr erfolgen. „Die Pflanzen müssen in Plastiksäcken in den Abfallbehälter geworfen werden. Eine lose Anlieferung der Pflanzen ist nicht gestattet“, teilt die Verwaltung der Stadt Schneverdingen mit. Sie weist ausdrücklich darauf hin, „dass über diesen Abfallbehälter ausschließlich Jakobskreuzkraut entsorgt werden darf.“
Problematisch ist die Pflanze aufgrund ihres hohen Gehalts an giftigen Pyrrolizidin-Alkaloiden. Dabei handelt es sich um eine Gruppe sogenannter sekundärer Pflanzenstoffe, die die Pflanze vor Fressfeinden schützen soll. Alkaloide sind im Pflanzenreich weit verbreitet, unter ihnen befinden sich zahlreiche Gifte aber auch wichtige Arzneimittelgrundstoffe. Pyrrolizidin-Alkaloide sind weltweit in zahlreichen Pflanzen vertreten, besonders hohe Konzentrationen finden sich unter anderem in der Gruppe der Kreuzkräuter, von denen deutschlandweit 25 Arten bekannt sind.
Nehmen Wirbeltiere oder Menschen Bestandteile dieser Pflanzen auf, führen die Pyrrolizidin-Alkaloide beziehungsweise ihre Abbauprodukte zu einer akuten und chronischen Schädigung der Leber. Aufgrund der in den Pflanzen vorhandenen Bitterstoffe meiden Weidetiere in der Regel frische Jakobskreuzkrautpflanzen. Durch Trocknung verlieren die Bitterstoffe jedoch an Intensität – und darin liegt das große Problem, insbesondere für Pferdehalter: Die Tiere fressen das Heu mit den weiterhin wirksamen Alkaloiden und vergiften sich. Heu von Grünlandflächen, auf denen Jakobskreuzkraut wächst, ist kaum vermarktungsfähig.
„Jakobskreuzkraut wächst als heimische Art insbesondere auf trockenen sandigen Standorten wie Straßen- und Wegränder, Brachen, Erstaufforstungsflächen oder Extensivgrünland. Die genauen Ursachen für die starke Verbreitung des Jakobskreuzkrauts in den vergangenen Jahren sind bis jetzt nicht geklärt. Zur Diskussion stehen unter anderem eine veränderte Flächenbewirtschaftung, eine Zunahme des Stickstoffeintrags aus der Luft und der Klimawandel“, heißt es in der Mitteilung der Stadtverwaltung. Unter günstigen Bedingungen bilde jede Pflanze tausende von Flugsamen aus, die bei Nichtkeimung bis zu 25 Jahre in der Erde überdauern könnten. Außer mit dem Wind erfolge die Verbreitung der Samen über Fell, Kleidung und Fahrzeugreifen.
Wird die Pflanze abgemäht, verharrt sie mitunter über Jahre im Rosettenstadium, bei dem lediglich die untersten Blätter direkt oberhalb des Erdbodens zu sehen sind. Versuche, die Pflanze in diesem Stadium herauszureißen, gestalten sich aufgrund der starken Wurzel als schwierig. Zur kompletten Beseitigung kommt man daher um ein Ausgraben oder Ausstechen nicht herum. Verbleibt die Rosette im Boden, bildet die Pflanze bei günstigen Entwicklungsbedingungen Stängel und Blüten aus.
Für eine Vielzahl von Insekten stellt Jakobskreuzkraut eine wichtige Nahrungsquelle dar. Schmetterlinge, Käfer, Wildbienen oder Schwebfliegen lassen sich an sonnigen Tagen auf den Pflanzen beobachten. Überlebensnotwendig ist die Pflanze für die Schmetterlingsart Jakobskrautbär, dessen auffällig schwarzgelb-gestreifte Raupen auf die Blätter als Nahrung angewiesen sind. „Die Beseitigung der Pflanzen ist daher durchaus zwiespältig zu sehen und sollte mit Bedacht erfolgen“, teilt die Stadtverwaltung mit. Wichtig sei: Nicht alles was gelb blühe sei Jakobskreuzkraut – es sollte also genau hingesehen werden. Weiter heißt es: „Pflanzen, die auf den ersten Blick dem Jakobskreuzkraut sehr ähnlich sehen, stehen oft in direkter Nachbarschaft zu dieser Pflanze. Wer sich nicht absolut sicher ist, sollte die fraglichen Pflanzen besser stehen lassen, um Blühstrukturen und damit Nahrungsquellen für Insekten nicht unnötig zu vernichten.“