Ein Drittel mehr Fahrgäste | Aktuelle Nachrichten und Informationen

Bürgerbusverein Schneverdingen setzt seit Oktober neues Fahrzeug ein

Ein Drittel mehr Fahrgäste

Mit einem neuen Bus befördert der Bürgerbusverein Schneverdingen seit Ende Oktober die Passagiere im Linienverkehr in der Heideblütenstadt – ein Angebot, das alle, die nicht mobil sind, sehr zu schätzen wissen. Qualität hat bekanntlich ihren Preis – und so schlugen die Anschaffungskosten mit 102 .000 Euro zu Buche. Drei Viertel davon hat allerdings das Land Niedersachsen übernommen, weitere 20.000 Euro steuerte der Landkreis Heidekreis bei. Den Rest haben die Stadt Schneverdingen und der Bürgerbusverein getragen, berichtet Vorstandsmitglied Andreas Kurock vom Bürgerbusverein.

Und was ist mit der vieldiskutierten Elektromobilität? Für den Bürgerbusverein keine Option, sind sich Vorstand und Fahrerinnen sowie Fahrer einig. Ein mit Akkus betriebenes Fahrzeug mache beim Bedienen des Linienverkehrs, der Ortschaften mit der Kernstadt verbinde, keinen Sinn. Ein E-Bus habe lediglich eine Reichweite von um die 150 bis 180 Kilometer – und die reiche nicht aus. Zum Laden der Akkus müsste es täglich mehrere Unterbrechungen geben, und das ginge mit Blick auf die Fahrpläne nicht. Jutta Duden, eine der Fahrerinnen, verweist in diesem Zusammenhang auf den Walsroder Bürgerbusverein. Dieser habe seinen E-Bus wieder zurückgegeben, weil er sich im täglichen Einsatz auf den Strecken nicht bewährt habe.

Ein Schock für die Vereinsmitglieder in Schneverdingen war der plötzliche Tod des Gründers und langjährigen Motors Heinrich Mahnken. Dieser hatte sich über die Maßen für sein Baby Bürgerbus engagiert, als Ehrenamtlicher quasi „in Vollzeit“ für das Projekt gearbeitet und wurde für sein Engagement in diesem und in weiteren Bereichen im Jahr 2021 mit der Schneverdinger Ehrennadel ausgezeichnet.

Mahnken hat im Verein eine Lücke hinterlassen, die schwer zu schließen ist, doch der Vorstand und die Mitglieder haben die Herausforderung angenommen, um das Bürgerbus-Projekt sicher in die Zukunft zu steuern. Der Vorstand, zu dem Andreas Kurock, Jutta Duden, Klaus Kolmsee und Wolfgang Schubert gehören, stellt sich neu auf, Aufgaben werden neu verteilt. Hilfreich ist in diesem Prozess die Rückendeckung durch die Fahrgäste, von denen immer mehr das Angebot nutzen. „Hochzufrieden“ sei der Vorstand mit der Entwicklung der Fahrgastzahlen in diesem Jahr“, unterstreicht Kurock und spricht vom „besten Jahr seit Bestehen 2015.“ Die Statistik zeige, dass von Januar bis Oktober dieses Jahres 7.310 Nutzerinnen und Nutzer mit dem Schneverdinger Bürgerbus unterwegs gewesen seien – ein Zuwachs von knapp 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit hätten sich herumgesprochen, heißt es vonseiten des Vorstandes.

Dies ist natürlich den fleißigen Ehrenamtlichen zu verdanken, die sich in ihrer Freizeit hinter das Steuer setzen, um mit ihrem Engagement für mehr Mobilität im ländlichen Raum zu sorgen. Derzeit sind dies 23 Frauen und Männer, vier weitere durchlaufen gerade die erforderliche Ausbildung.

Übrigens: Im Bürgerbus wird das 49-Euro-Deutschland-Ticket anerkannt. Wie die Verantwortlichen berichten, zeigten es 23 Prozent der Fahrgäste vor. Der Verein habe so iInsbesondere „Hamburg-Pendler“ als Fahrgäste hinzugewonnen. Die finanzielle Differenz, die dem Verein dadurch entgehe, werde durch die Verkehrsbetriebe (KVG) ausgeglichen. Das Gros der Nutzerinnen und Nutzer seien allerdings Bürgerinnen und Bürger aus der Heideblütenstadt und ihren Ortschaften, die, so Duden, „zum Beispiel ein- oder zweimal im Monat für einen Arztbesuch und ihren Einkauf in die Kernstadt wollen.“ Sehr zur Freude des Vereinsvorstandes habe das Projekt Bürgerbus inzwischen einen höheren Stellenwert beim Landkreis, Landrat Jens Grote zeige sich hier „sehr kooperativ.“ Der Landkreis übernehme nun die Spritkosten, wofür der Verein im vergangenen Jahr gekämpft habe. Ohne diese Lösung hätten die Ehrenamtlichen den Linienbetrieb angesichts hoher Spritpreise wohl nicht aufrechterhalten können. „Da hätten wir dann noch Geld mitbringen müssen“, so ein Vorstandsmitglied. Entlastung gibt es für den Verein nun auch bei den Reparaturkosten, denn ein Drittel übernimmt der Landkreis, zwei Drittel die jeweilige Kommune.

Diskutiert wird derzeit noch über die Beschaffung eines gemeinschaftlichen Ersatzbusses für die fünf Bürgerbusvereine im Heidekreis. Schneverdingens Bürgermeisterin Meike Moog-Steffens vermittelt in dieser Sache aktuell zwischen den Kommunen und dem Landkreis.