Mit einem Wochenende, das sich rund um ein ausgewähltes Instrument dreht, startet der Kulturverein Schneverdingen mit einer neuen Art einer Veranstaltung: Vom 27. bis zum 29. September können sich Besucherinnen und Besucher auf ein Festival mit klassischer Musik freuen, bei der die Laute im Mittelpunkt steht.
Klassische Musik hat der Kulturverein schon lange im Programm. Mit der Reihe „Klassik im Atelier de Bruycker“ gastieren seit vielen Jahren hochkarätige Künstlerinnen und Künstler in Schneverdingen. Doch nun wagt der Verein etwas Neues, denn mit dem „1. Schneverdinger Lautenherbst“ vom 27. bis 29. September geht es um die konzentrierte Präsentation eines Instrumentes, bei der die Vielfalt dessen erlebbar gemacht werden soll.
Michael Treder, selbst aktiver Lautenspieler, hat dieses besondere Wochenende federführend organisiert. In der Ankündigung des Kulturvereins Schneverdingen erklärt der Musiker, woher seine Vorliebe für die Laute stammt. So kaufte sich der erfahrene Gitarrist erst recht spät seine erste Laute – eine Barock-Laute: „Sehr schnell tauchten bei der Befassung mit der Musik für die Laute viele Fragen auf, für die es seinerzeit keine oder nur unzureichende Antworten gab. Also fing ich an, mich mit der Lautenfamilie musikwissenschaftlich zu befassen“, so Treder.
Er ist sehr aktiv in der Szene und in verschiedenen Lauten-Gesellschaften engagiert: „In den Lautengesellschaften versuche ich durch Vorträge, Veröffentlichungen, Beratungen bei Forschungsvorhaben oder Durchführung von Veranstaltungen dazu beizutragen, die Familie der Lauteninstrumente nicht ganz in Vergessenheit geraten zu lassen. Immerhin waren Lauten in Renaissance und Barock einmal das, was die Gitarre seit den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts bis auf den heutigen Tag ist, nämlich ‚DAS‘ Instrument überhaupt, überall anzutreffen, ein riesiges Repertoire und eine große Bandbreite der Einsatzmöglichkeiten.“
Treder hat sich auch aus musikwissenschaftlicher Sicht mit dem Instrument und seiner Geschichte beschäftigt: „Wir kennen Abbildungen aus ägyptischen Gräbern, aus dem gesamten Vorderen Orient, im Mittelalter vor allem aus Handschriften und Kirchenmalereien, ebenso von auch weltlichen Bildern in Renaissance und Barock. Einen Einbruch hat die Entwicklung des Instruments und seines Repertoires mit dem Ende des Barockzeitalters genommen. Es folgen dann – so unser Kenntnisstand heute – nur noch wenige Ausnahmen, bis es Ende des 19. Jahrhunderts/Anfang des 20. Jahrhunderts zu einem ersten Versuch der Wiederentdeckung historischer Instrumente und ihrer musikalischen Besonderheiten kam. In diese Epoche fallen auch die Versuche, Gitarren in Lautenform zu bauen (Wandervogel-Lauten). Gerade vor ein paar Tagen habe ich hier in Schneverdingen ein solches Instrument untersuchen können: sechs Saiten, Lautenkorpus, drei zusätzliche Saiten, die an einer Verlängerung des Wirbelkastens befestigt sind, zur Stabilisierung eine Stahlstange.“
Die Familie der Lauteninstrumente habe durch Bau- und Spielweise ein großes Spektrum an klanglichen Farben und sei sehr vielseitig einsetzbar, weiß der Musiker. Diese Vielfalt solle nun der „1. Schneverdinger Lautenherbst“ abbilden: „Wir haben international renommierte Lautenisten eingeladen, die die Laute in all ihrer Pracht zeigen werden. Auch Vorträge zur Geschichte und Bauweise der Laute sind Teil des Programms. So wollen wir sowohl die künstlerische als auch die historische Dimension des Instruments beleuchten. Neben den klassischen Konzerten (Laute solo, Laute für die Liedbegleitung, Laute im Dialog mit einem anderen Instrument) waren mir bei der Gestaltung zwei Darbietungsformen besonders wichtig: a) ein Kinder- und Familienkonzert, bei dem Kinder (die ‚TheaterSchmiede‘ als Kinder- und Jugendtheatergruppe des Kulturvereins) für Kinder auf der Bühne eine Geschichte aufführen, die mit (Lauten-) Musik begleitet wird. Außer dass dieses Konzert hoffentlich allen Beteiligten sowie dem Publikum Spaß bringen wird, soll natürlich auch bei Kindern ein Interesse am Musizieren geweckt oder verstärkt werden; und b) die Laute im Gottesdienst. Mit der Idee, einen Gottesdienst musikalisch mit Lauten- und Flötenmusik zu gestalten, bin ich auf die Gemeinde Peter und Paul zugegangen und wurde mit offenen Armen begrüßt. Dafür bin ich sehr dankbar.“
Vom 27. bis 29. September gibt es fünf verschiedene Veranstaltungen, welche die Vielfalt der Laute zeigen werden. Die Veranstaltungsorte sind neben der Grundschule in Hansahlen für das Kinder- und Familienkonzert sowie der Peter-und-Paul-Kirche für den Gottesdienst die Schafstallkirche im Walter-Peters-Park: „Dort ist die Akustik hervorragend und für die drei dort stattfinden Darbietungen optimal“, freut sich Treder.
Er selbst wird an diesem Wochenende auch auf der Bühne zu sehen sein: „Ich werde beim Auftakt am 27. September einen kleinen Vortrag über die Laute halten, bevor Johannes Festerling und Michael Freimuth in einem Doppelkonzert ihr Können am Instrument zeigen. Außerdem werde ich mit beim Kinder- und Familienkonzert am 28. September selbst musizieren.“
Treder freue sich sehr auf die erste Ausgabe dieses Festivals und sei auch sehr gespannt darauf: „Die Resonanz im Vorfeld war schon sehr positiv, und wir hoffen, dass sich das auch in der Besucherzahl widerspiegelt. Viele Menschen aus Schneverdingen und der Umgebung haben bereits Interesse bekundet, und wir haben auch Anfragen aus anderen Regionen Deutschlands erhalten. Das zeigt uns, dass die Laute viele Menschen fasziniert, und wir hoffen, dass unser Festival gut angenommen wird.“
Der Fokus liege natürlich zunächst darauf, dass die erste Ausgabe des Festivals in der Heideblütenstadt ein Erfolg werde, aber: „Wir denken schon darüber nach, wie wir den Lautenherbst weiterentwickeln können. Es wäre schön, wenn der Lautenherbst eine feste Größe im kulturellen Kalender von Schneverdingen wird und dass wir Menschen durch die Musik zusammenbringen.“