Erfolgsprojekt „iPad-Klasse“: Alle Schüler geben „Daumen hoch“-Zeichen | Aktuelle Nachrichten und Informationen

Unterricht mit Tablets für Fünftklässler des Hauptschulzweiges der KGS Schneverdingen: Zwischenbilanz fällt äußerst positiv aus

Erfolgsprojekt „iPad-Klasse“: Alle Schüler geben „Daumen hoch“-Zeichen

Im Verlauf der Corona-Pandemie ist noch einmal mehr als deutlich geworden, dass es in deutschen Schulen in Sachen Digitalisierung erheblichen Nachholbedarf gibt. Länder wie zum Beispiel Norwegen, Dänemark und Schweden haben die Bundesrepublik in Sachen Nutzung digitaler Medien an Schulen und Universitäten abgehängt. Doch auch hierzulande ist Bewegung in die Sache gekommen: Mit dem „Digitalpakt Schule“ zum Beispiel haben die deutsche Bundesregierung und der Deutsche Bundestag bereits im Jahr 2018 die Förderung von entsprechenden Maßnahmen mit fünf Milliarden Euro auf den Weg gebracht - und eine Schule nach der anderen ist dank Anschluss ans Glasfasernetz mit „schnellem Internet“ versorgt worden. Ein Projekt an der Kooperativen Gesamtschule (KGS) Schneverdingen zeigt derzeit, wie gut sich moderne Technik in den Unterricht auch jüngerer Schülerinnen und Schüler integrieren lässt. Die Rede ist von der sogenannten „iPad-Klasse“, nämlich der Klasse 5a des Hauptschulzweiges, in der seit einem halben Schuljahr neben dem „klassischen“ Unterricht mit modernen und mit Tastatur ausgestatteten Tablets gearbeitet wird.

Die Initiative zu diesem Projekt ging von der Adalbert-Zajadacz-Stiftung mit Sitz in Neu Wulmstorf aus. Gegründet hatte diese der im Jahr 2016 verstorbene Unternehmer Michael A. Zajadacz. Die Stiftung fördert seitdem unter anderem die Erziehung, Bildung und Fortbildung Jugendlicher, engagiert sich aber auch in sozialen Bereichen sowie in Kunst, Kultur und Literatur, Wissenschaft und Forschung und demokratischer Willensbildung. Um die Digitalisierung an Schulen voranzutreiben, begab sich der Stiftungsvorstand auf die Suche nach einer geeigneten Lehranstalt, um diese mit einem Klassensatz iPads auszustatten. Dazu nahmen die Verantwortlichen Kontakt mit dem Niedersächsischen Landesinstitut für schulische Qualitätsentwicklung auf und wurden seinerzeit von einer Mitarbeiterin an die KGS Schneverdingen verwiesen. Und so erhielt diese letztlich sehr zur Freude ihres Schulleiters Mani Taghi-Khani 24 moderne Tablets. Wert des Gesamtpakets: Knapp 15.000 Euro.

Weil die „iPad-Klasse“ jetzt „Bergfest“ feierte und die Adalbert-Zajadacz-Stiftung derzeit mit „Sei Stiftung für einen Tag!“ ein weiteres Projekt an der Kooperativen Gesamtschule in der Heideblütenstadt fördert (Bericht folgt), besuchten Vorstandsvorsitzender Professor Dr. Andreas Köster, Vorstand Dr. Rudolf Kafemann sowie Projektmanagerin Berit Winter am vergangenen Montagvormittag die Kooperative Gesamtschule in der Heideblütenstadt. In der Klasse 5a des Hauptschulzweiges konnten sich die Gäste ein Bild davon machen, dass sich die Nutzung von iPads als Ergänzung des herkömmlichen Unterrichts bewährt hat.

„Es ist ein tolles Projekt, ich finde es großartig“, hatte Köster schon zu Beginn des Besuches betont. Er selbst kann sich gut an die Zeiten erinnern, in denen noch Lochkarten als Speichermedium dienten. Zudem programmierte er in jungen Jahren selbst kleine Lernprogramme auf einem Commodore 128, in dem seinerzeit, wie der Name schon sagt, ein 128-Kilobyte-Arbeitsspeicher verbaut war. Die „Jugend von heute“ dürfte kaum glauben, dass mit derart mickrigen Rechnerleistungen überhaupt etwas am Computer zustande gebracht werden konnte. In immer kürzeren Abständen wurden die Rechner jedoch immer leistungsfähiger, längst ist das Mobiltelefon der „Computer to go“.

„Das Thema Digitalisierung wird weiterhin elementar sein, die Entwicklung ist nicht aufzuhalten. Deshalb müssen Schüler so früh wie möglich an dieses Thema herangeführt werden“, unterstrich Köster. Im Klassenraum der 5a konnte die kleine Delegation der Adalbert-Zajadacz-Stiftung schon nach wenigen Minuten feststellen, dass die Mädchen und Jungen nicht mehr auf „ihre“ Tablets verzichten möchten. Die Fünftklässlerinnen und Fünftklässler präsentierten den Gästen im Beisein ihrer Klassenlehrerin Joana Graue und ihres Klassenlehrers Denis Wedemeyer sowie des Hauptschulzweigleiters Sebastian Tietzel, wie sie die Geräte im Unterricht nutzen. Schüler Mark etwa präsentierte einen Film, den er und ein Mitschüler im Religionsunterricht gedreht und zusammengeschnitten haben. Zum kindgerecht aufgearbeiteten Bibel-Psalm 104 hatten die Jungen ein kleines Rollenspiel erarbeitet, das sie mit Humor und sichtlich Spaß an den „Dreharbeiten“ in Szene setzten. Wie er die Nutzung digitaler Medien im Unterricht findet? Da musste Mark nicht lange überlagen: „Sehr gut, weil man besser arbeiten kann als ohne. Wenn man Informationen sucht, ist das ja nicht so einfach. Aber über das Internet kann man die Sachen schnell heraussuchen. Wir haben viel Neues gelernt“, antwortete die Fünftklässler wie aus der Pistole geschossen.

Auch seine Mitschülerinnen Gracy-Lou und Simav sind begeistert: „Das Lernen macht noch mehr Spaß“, meinte Erstere. Als Kind einer Schaustellerfamilie kommt sie viel herum, war gerade erst in London. Dank moderner Technik blieb Gracy-Lou mit den Mitschülerinnen und Mitschülern in der Heimat in Kontakt. „Sie konnte über IServ online am Unterricht teilnehmen - und die iPads machten es möglich, dass sie sich mit ihren Klassenkameradinnen und -kameraden für eine Gruppenarbeit zusammentun konnte. Das hat etwas Normalität in ihren Onlineunterricht gebracht und den sozialen Kontakt aufrechterhalten“, berichtet Lehrerin Graue. Die Nutzung der Geräte als Ergänzung zum „normalen“ Unterricht sei „eine sehr große Unterstützung im Schulalltag.“ So könnten Schüler, die große Schwierigkeiten beim Lesen hätten oder nicht lesen könnten, anhand der Vorlesefunktion der Tablets „fast selbstständig in ihrem Tempo Aufgaben bearbeiten. Und andere wiederum, die sehr leistungsstark und schnell sind, können problemlos an anderen Projekten weiterarbeiten oder über zusätzliche Aufgaben in Apps gefordert werden.“

Apropos Apps: Ein zusätzlicher Anreiz sind Anwendungen und Onlineübungen, die den Lernstoff auf spielerische Art und Weise vermitteln. Gracy-Lou und Simav singen zum Beispiel ein Loblied auf die App „ANTON“. Wer Aufgaben richtig löst, wird mit virtuellen Münzen belohnt. Diese können dann zur Nutzung von Minispielen „eingetauscht“ werden. Hier greift das Belohnungsprinzip. „Wenn wir mit allem fertig sind, dürfen wir auch mal spielen“, sagte Simav.

Ob Mathe, Englisch, Deutsch oder Religion - Graue und Wedemeyer sind begeistert, dass die Tablets im Unterricht vielfältig eingesetzt werden können. „Es ist toll, zu beobachten, mit welcher Freude die Schülerinnen und Schüler ihre iPads als selbstverständliche Unterrichtsassistenten nutzen, sei es zum kurzem Nachschlagen, zum Übersetzen oder als Lesehilfe für längere Texte“, hob Wedemeyer hervor. Die Klassenlehrerin und der Klassenlehrer stellten im Unterricht fest, dass die Verwendung der Tablets auch für „Motivationsschübe“ im Klassenraum sorgt - und das nicht nur auf den Lernstoff bezogen. „Wenn Schüler am iPad eine neue Funktion entdecken, die sie für ihre Arbeit nutzen können, dann teilen sie dies mit den Mitschülern. Und manchmal lernen auch wir dabei noch etwas dazu“, so Graue.

„Für unsere Schule ist es ein großes Geschenk, dass uns die iPads zur Verfügung gestellt worden sind“, hob Hauptschulzweigleiter Tietzel hervor. Jedem Schüler der Klasse sei ein Tablet zugeordnet, das jeweilige Gerät mit dem Namen des es nutzenden Schülers gekennzeichnet. „Es ist immer gut, Schüler früh in die Verantwortung zu nehmen. Sie lernen, achtsam mit der Technik umzugehen“, erklärte Tietzel. Auch er wies darauf hin, wie wichtig es sei, Schüler möglichst früh an die Arbeit mit Computer & Co. heranzuführen. „Der Kfz-Mechaniker heißt heute ja nicht umsonst Kfz-Mechatroniker“, nannte er ein Beispiel. Trotzdem gelte es nach wie vor, machten Graue und Wedemeyer deutlich, den Kindern zu vermitteln, dass Mappenführung und Ordnung in der Schultasche nicht vernachlässigt werden dürften. Hier lautet die Maxime also „Die Mischung macht’s.“

Nach den Gesprächen mit den Fünftklässlern zeigte sich Köster beeindruckt: „Alle sehen die iPads als nützliche Hilfsmittel an. Wir sind sehr ‚happy‘ mit diesem Projekt und sehen, dass das Geld an der richtigen Stelle gelandet ist.“ Eine positive Zwischenbilanz zieht auch Schulleiter Taghi-Khani: Die Tablets hätten sich als sinnvolle Ergänzung und Lernbegleitung bewährt. Nach dem „Testlauf“ in der 5. Klasse solle das Projekt im Hauptschulbereich fortgesetzt werden, „denn die Ergebnisse sind einfach positiv.“ Wie es in Sachen Tablets in der Schule grundsätzlich weitergehen werde, liege, so der Schulleiter, in der Verantwortung des Landes Niedersachsen. Schließlich sei im Koalitionsvertrag festgeschrieben, „dass alle Schülerinnen und Schüler ab Klasse 8 mit Geräten ausgestattet werden sollen.“

Die Klasse 5a jedenfalls ist froh, für das Projekt der Adalbert-Zajadacz-Stiftung ausgewählt worden zu sein. Auf die Frage des Schulzweigleiters, wie sie den Unterricht mit den digitalen Lernbegleitern bewerten, reckten alle sofort ihre Arme in die Höhe und machten das „Daumen hoch“-Zeichen.