„Erinnern ist Arbeit für Gegenwart und Zukunft“ – mit diesem Zitat von der Kranzschleife der Stadt Schneverdingen beendete Bürgermeisterin Meike Moog-Steffens die Gedenkveranstaltung anlässlich des Holocaust-Gedenktages am gestrigen Montag, dem 27. Januar, zu der der SPD-Ortsverein und die Stadt eingeladen hatten. Zwei Dutzend Bürgerinnen und Bürger verfolgten die Reden, die stellvertretender SPD-Vorsitzender Michael Schirmer und die Bürgermeisterin auf dem Friedhof hielten.
Schirmer verwies auf die nur wenige hundert Meter entfernte Stelle, an der am Heidkampsweg kurz vor Kriegsende 62 KZ-Häftlinge verscharrt worden waren. Sie waren in den unter katastrophalen Bedingungen durchgeführten KZ-Evakuierungszügen – zum Teil in offenen Güterwaggons – gestorben beziehungsweise bei Aufenthalten erschossen worden. Die Leichen wurden nach dem Einmarsch der Briten auf den Friedhof umgebettet.
„,Nie wieder´ war über Jahrzehnte und Parteigrenzen hinweg allgemeiner Konsens bei uns in Deutschland. Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass dieser Ruf verblasst“, bedauerte Schirmer. „Gerade in diesen Tagen geraten jetzt wieder demokratische und liberale Grundsätze ins Rutschen. Offen scheint wieder eine Politik mit aggressiven Drohungen gegen andere Länder und gegen andersdenkende Menschen möglich.“ Nur eine regelbasierte Weltordnung und eine aktive Demokratie könnten die Probleme unserer Zeit lösen, so der Sozialdemokrat: „In unserem persönlichen Umfeld müssen wir noch mehr als bis jetzt für Toleranz und das friedliche Lösen von Konflikten eintreten.“
Bürgermeisterin Moog-Steffens erinnerte daran, dass Bundespräsident Roman Herzog 1996 den 27. Januar, den Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz im Jahr 1945, zum Gedenktag erklärt habe. „Dieser Gedenktag symbolisiert auch eine Brücke in die Zukunft. Er dient nicht nur dem Gedenken an die Opfer des Holocausts, sondern mahnt uns, das Bewusstsein für die Schrecken der Vergangenheit zu bewahren und künftige Generationen zur Wachsamkeit gegenüber Diskriminierung, Rassismus und Antisemitismus aufzurufen.“ 80 Jahre nach Befreiung des KZs Auschwitz sei ein Wiedererstarken des Antisemitismus in Deutschland zu beobachten, so die Bürgermeisterin: „Der Ruf nach einem Ende des Erinnerns wird lauter und unverschämter, die Erinnerungskultur wird verachtet, Geschichte verzerrt. Die Äußerung von Alice Weidel, Hitler sei ein Kommunist gewesen, ist eine Verhöhnung der Opfer.“
Moog-Steffens unterstrich, dass die Errichtung von Gedenkstätten wie zum Beispiel das GeDenkMal am Heidkampsweg, wichtige Maßnahmen zur Stärkung einer Erinnerungskultur sei. Die Bürgermeisterin: „Nur durch eine lebendige Erinnerungskultur, beispielsweise in den Schulen, können wir dafür sorgen, dass sich solche Verbrechen nie wieder wiederholen.“
Auf dem Friedhof in Wintermoor hielt SPD-Ratsherr Adolf Staack eine Gedenkrede und legte zusammen mit der stellvertretenden SPD-Vorsitzenden Hendrikje Köster einen Kranz nieder. Staack verwies vor einem guten Dutzend Zuhörer ebenfalls auf die KZ-Evakuierungszüge auf der Heidebahn. Nahe des Wintermoorer Bahnhofs, im sogenannten Ententeich seien 1945 sogar 156 gestorbene und erschossene KZ-Häftlinge verscharrt worden und nach dem Einmarsch der Engländer auf den Friedhof umgebettet worden. Mit der Veranstaltung solle an die Millionen Menschen erinnert werden, „die durch ein barbarisches Regime umgekommen sind“.
Staack erinnerte daran, dass „viele unserer Vorfahren aktiv mitgemacht oder schweigend hingenommen haben.“ Die in Wintermoor ruhenden KZ-Toten mahnten die heutige Generation. Der SPD-Ratsherr: „Es ist an uns, ihre Mahnungen zu hören und alles dafür zu tun, dass sich derartige Katastrophen nicht wiederholen.“