Der Meistertitel auf der europäischen Vereinsebene geht zurück nach Schneverdingen. Die Bundesliga-Faustballerinnen des TV Jahn haben beim Champions Cup im österreichischen Hochburg-Ach (AUT) die Goldmedaille gewonnen.
Bei mehr als 30 Grad und durchgehendem Sonnenschein am ersten Tag kämpften je sechs Frauen- und Männermannschaften um Europas Vereinskrone. Mit dabei in der Vorrundengruppe A war der TV Jahn Schneverdingen, der sich mit zwei Siegen gegen Satus Kreuzlingen aus der Schweiz (11:6, 11:7, 11:6) und den FBC Linz AG Urfahr aus Österreich (8:11, 11:6, 11:5, 11:7) den 1. Platz in der Gruppe erspielte. Gerade gegen den frisch gebackenen österreichischen Meister hatte es die Mannschaft des Trainerduos Christine Seitz und Olaf Neuenfeld mit starken gegnerischen Angriffen zu tun. Doch die Rot-Weißen fanden zunehmend Lösungen und konnten mit herausragenden Abwehraktion Paroli bieten.
So wie Seitz es erwartet hatte, marschierte der TSV Dennach zeitgleich zum Vorrundensieg in Gruppe B. „Wir gehen Dennach natürlich gerne weitestgehend aus dem Weg. Der Gruppensieg war da schon von großer Bedeutung“, sagte die Trainerin. „Unser Halbfinalgegner ist somit die Zweitplatzierte SVD Diepoldsau-Schmitter, die liegen uns auf jeden Fall besser.“
Europapokalspieltag 2 zeigte sich dann mit gänzlich anderen Wetterverhältnissen von einer ganz neuen Seite. Die Temperaturen waren 15 Grad weniger, und statt der Sonne hatten sich große Regenwolken über die IPS-Arena gelegt. Früh morgens um 9 gab es bereits den Anpfiff gegen Diepoldsau im Halbfinale. Mit der Schweizer Nationalspielerin Tanja Bognar spielte der SVD ein überragendes Angabenspiel mit diversen, für den TV Jahn unerreichbaren Assen in Folge. Erst nach dem verlorenen ersten Satz (9:11) fanden die Heidschnucken in eine taktische Formation, um die platzierten Bälle der Schweizerin abzuwehren. Mit 11:8 konnten die Schneverdingerinnen den Satzrückstand aufholen und sich zurück ins Spiel bringen. Satz 3 war dann eine echte Zitterpartie. Bis zum 14:14 konnte sich keine Mannschaft entscheidend absetzen. Aniko Müller hatte immer wieder die Antworten parat, so auch bei ihrer letzten Angabe, die die Jahnlerinnen nach einem Ass die Satzführung brachte (15:14). Im vierten Satz schien der Faden im Diepoldsauer Spiel gerissen und die Jahn-Mannschaft stand kompakt, parierte ein Ball nach dem anderen und punktete durch Großmann. Müller beendete zum 11:6 die Partie und servierte ihre Mannschaft ins ersehnte Finale.
Finalgegner war, wie schon im Vorfeld vermutet, der TSV Dennach. Diese Neuauflage des rein deutschen Duells gab es schon in den vergangenen Jahren immer wieder. Das Jahn-Team verschlief den Start komplett und verlor den ersten Satz mit 2:11. Ähnlich deutlich verlief der zweite Spielabschnitt, dieses Mal aber mit dem besseren Ende für die Mannschaft von Seitz und Neuenfeld (11:5). Ebenso überzeugend war die Schneverdinger Spielweise im dritten Satz. Mit der eingewechselten Annika Kriger für Alina Karahmetovic auf der Defensivposition taten sich nur selten Lücken für Dennach auf.
Zuspielerin Hinrike Seitz brachte ihre Angreiferinnen Helle Großmann und Müller immer wieder in optimale Angriffspositionen, die die beiden nach Belieben nutzten. Mit 11:7 entschieden die Jahnlerinnen auch diesen Spielabschnitt für sich. Doch der TSV Dennach hatte im vierten Durchgang mit 11:7 eine Antwort, sodass es in den Entscheidungssatz ging. Dort glänzten Kapitänin Laura Kauk und Kriger ein ums andere Mal und ließen die so stark aufspielenden Angreiferinnen in pink verzweifeln. Großmann machte in der Folge kurzen Prozess und nutze ihre Chancen auf die wichtigen Punkte. Müller nutze beim Stand von 10:9 ihre letzte Angabe und legte alles rein. Sie erwischte Zweitangreiferin Pia Neuefeind in einer unglücklichen Position, diese kann den Ball zwar noch verteidigen, pariert ihn aber weit nach vorne und unerreichbar für ihre Teamkolleginnen. Der Ball springt zum zweiten Mal auf, und der Abpfiff erfolgte. Die Spielerinnen des TV Jahn Schneverdingen fielen sich in die Arme.
Mit dem knappen 3:2-Erfolg geht der Champions Cup wieder zurück nach Schneverdingen. Mit diesem Sieg gehen die nächsten zwei Kalendereinträge in die Planung der Jahnlerinnen für das kommende Jahr ein. Sie sind automatisch als Titelverteidiger für den nächsten Europapokal qualifiziert und werden als europäischer Champion wieder bei den World-Tour-Finals auflaufen. Zuspielerin Hinrike Seitz erhielt noch eine besondere Auszeichnung. Sie wurde von einer Jury als Playerin of the Match gewählt und bewies ihre spielerischen Qualitäten auch noch nach ihrer jahrelangen und so erfolgreichen Nationalmannschaftskarriere hinaus. „Es bedeutet mir natürlich extrem viel mit meiner Mannschaft auf dem Feld stehen zu dürfen. Diese so funkelnde Goldmedaille um den Hals zeigt mir, dass der Kampf sich lohnt und wir immer wieder neu angreifen werden“, so die überglückliche 32-jährige nach der Siegerehrung. lk
Für den TV Jahn aktiv: Aniko Müller, Helle Großmann, Hinrike Seitz, Alina Karahmetovic, Laura Kauk, Lena Meyer, Annika Kriger.