Feuerwehrfahrzeuge im Fokus der Fotografen | Aktuelle Nachrichten und Informationen

Erster Blaulichtfilmer-Tag bei der Ortswehr Schneverdingen ein Erfolg

Feuerwehrfahrzeuge im Fokus der Fotografen

In Sachen Freizeitbeschäftigungen gibt es die verschiedensten Interessen. Laut Statistikportal Statista war in Deutschland Gartenarbeit im vergangenen Jahr der beliebteste Zeitvertreib, gefolgt vom kostenintensiven Einkaufsbummel. Bereits auf Rang drei der Hobby-Hitliste landete die Aktivität „Fotografieren“. Männer, die mit dem Handy oder Fotoapparat auf Motivsuche gehen, nehmen dabei nicht selten Technik in den Fokus. Sogenannte Planespotter haben sich dem Ablichten von Flugzeugen verschrieben, Trainspotter hingegen dokumentieren in ihrer Freizeit den Eisenbahnverkehr. Und es gibt auch diejenigen, die sich für Einsatzfahrzeuge alle Art begeistern: die Blaulichtfilmer. Für Vertreter dieser Gruppe hat die Freiwillige Feuerwehr Schneverdingen am Samstag vergangener Woche auf dem Areal ihrer Wache in der Harburger Straße erstmals eine Veranstaltung auf die Beine gestellt. Beim Blaulichtfimer-Tag erhalten die Teilnehmer die Möglichkeit, die Fahrzeuge in aller Ruhe zu fotografieren und zu filmen, sich untereinander auszutauschen und mit den Gastgebern zu fachsimpeln.

15 Blaulichtfilmer aus nah und fern haben sich für diesen Tag angemeldet – und Glück mit dem Wetter. Das „saubere Dutzend“, die blitzeblank polierten Fahrzeuge der Brandbekämpfer aus der Heideblütenstadt, wird dank optimaler äußerer Bedingungen hervorragend in Szene gesetzt. Die Sonne scheint. Bevor die Gäste eintrudeln, nehmen sich Stadtbrandmeister Gerd Bürger und der Organisator der Veranstaltung, Sören Schulz, eine halbe Stunde Zeit, um zu erklären, wie das Ganze zustande gekommen ist. „Bei unseren Alarmfahrten bei Einsätzen sehen wir immer wieder, dass Leute am Straßenrand stehen und filmen“, so Bürger. „Außerdem erhalten wir des Öfteren Anfragen von Blaulichtfilmern, aber für ein bis zwei Leute können wir natürlich nicht jedes Mal unsere Fahrzeuge aus der Halle fahren“, sagt Schulz. So sei die Idee entstanden, einen Tag für die Hobbyfotografen zur organisieren, um ihnen gebündelt die Möglichkeit zu bieten, ihre Fotos und Filmaufnahmen zu machen.

Und Öffentlichkeitsarbeit könne nie schaden, auch wenn die Schneverdinger Wehr derzeit keine Nachwuchssorgen habe. Nicht zuletzt hätten die Ehrenamtlichen aus der Heideblütenstadt in Sachen Technik und Fahrzeuge auch eine ganze Menge zu bieten. „Wir verfügen ja sogar über ein Boot, das auch schon in Einsätzen benötigt worden ist. Unser Fuhrpark hat sich in den vergangenen 30 Jahren stark verändert und vergrößert“, berichtet Bürger. Das sei aufgrund sich stetig ändernder gesetzlicher Anforderungen und Vorgaben erforderlich, aber in dieser Form nicht selbstverständlich. „Wir sind hier in Schneverdingen sehr gut aufgestellt, weil wir große Unterstützung vom Rat und von der Verwaltung erhalten“, unterstreicht der Stadtbrandmeister. Ob es etwa um neue persönliche Schutzausstattung oder auch den Neubau der Feuerwache gehe, im Rathaus gebe es stets offene Ohren für die Belange der Ehrenamtlichen.

Mit offenen Armen hingegen werden die Blaulichtfilmer auf dem Gelände der Feuerwache empfangen. „Die machen das aus Passion und reisen daher auch von weiter her an“, so Schulz. Derweil treffen auch schon die ersten Blaulichtfilmer ein und harren der Dinge, die da kommen werden. Was auf den ersten Blick auffällt: Die „Jäger und Sammler“, die ein Faible für Einsatzfahrzeuge haben, sind ausschließlich männlichen Geschlechts. Pünktlich um 9 Uhr versammeln sich die Gäste vor der Halle, der Organisator übernimmt die Begrüßung. „Wir möchten euch heute einfach die Chance geben, unseren Fuhrpark ein bisschen näher kennenzulernen. Für uns ist das heute das erste Mal – und wir wollen auch von euch lernen, was ihr gut findet und worauf wir künftig achten sollten, wenn wir solche Tage machen“, sagt Schulz in die Runde.

Stadtbrandmeister Bürger informiert die Gruppe über die Geschichte der Wehr, die Feuerwache, den geplanten Neubau und – was die Gäste hellhörig werden lässt – die beiden Neuanschaffungen, die ins Haus stehen. So werde die bisherige Drehleiter, die inzwischen 30 Jahre alt sei, durch ein modernes Fahrzeug ersetzt, das derzeit in Ulm gefertigt werde, fast eine Million Euro koste und „hoffentlich Ende Juni ausgeliefert wird.“ Darüber hinaus werde auch der Gerätewagen Logistik ausgetauscht – und zwar gegen einen Wechsellader, der wegen neuer Anforderungen im Katastrophenschutz benötigt werde.

Nach der kurzen Einführung kommt Bewegung in die Sache. Michael Steinke, Florian Bargmann und Florian Friedrich von der Ortswehr Schneverdingen wechseln sich dabei ab, die Fahrzeuge für die Hobbyfilmer und -fotografen in Szene zu setzen. Da geht es zu wie bei der TV-Show „Germany’s Next Topmodel“ – mit dem Unterschied, dass der Laufsteg aus Pflastersteinen besteht, die „Models“ tonnenschwer sind, statt der Stimme der Moderatorin Heidi Klum „echte“ Sirenentöne durch Mark und Bein gehen und die Stars der Szenerie nicht stutenbissig sind, sondern mit einer Menge Pferdestärken aufwarten.

Ob Tanklöschfahrzeug, Einsatzleitwagen oder Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug – ein Model(l) nach dem anderen wird vorgefahren. Blaulicht an, Blaulicht aus, Stauraum auf, Stauraum zu, Rüstsatz raus, Rüstsatz rein. Die Vorführer erfüllen geduldig jeden Wunsch der „Knipser“ und Filmer. „Das ist kein Hobby, das ist Leidenschaft“, betont der 14-jährige Niklas aus Bremerhaven, der als Teil eines Teams nach Schneverdingen gekommen ist, um Fahrzeuge vor die Linse zu bekommen: „Ich vergleiche das gern mit dem Sammeln von Pokémon-Karten. Für mich ist jedes Fahrzeug eine Karte“, so der Jugendliche.

Niklas ist mit seinen Teamkameraden Joel (17) und dem elfjährigen Jan in die Heide gereist, den „Fahrdienst“ hat der Vater des jüngsten Mitstreiters übernommen. „Wir sind vier Fotografen, können so viele Termine wahrnehmen, machen aber auch viel zusammen“, berichtet Niklas. „Nielands Blaulicht Fokus“ nennt sich die Gruppe, die die Resultate ihrer Arbeit auf Kanälen wie Instagram, TikTok oder Youtube der Öffentlichkeit präsentiert. Zwischen 20.000 bis zu 60.000 Fotos pro Jahr macht jeder der jungen Hobbyfotografen. „In diesem Jahr habe ich schon rund 5.000 Bilder aufgenommen“, sagt Niklas. Dann muss er sich aber wieder fokussieren, denn das nächste Fahrzeug wird vorgefahren.

Auch Lokalmatador Lukas Meyer aus Schneverdingen (16) und sein Mitstreiter Fynn Knigge (15) aus Benefeld gehören der Generation der jüngeren Blaulichtfilmer an. Beide stellen ihre Aufnahmen ebenfalls in sozialen Netzwerken ins Internet. Meyer ist zudem Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Zahrensen. Die beiden Jugendlichen sind im Zuge ihres Hobbys des öfteren gemeinsam unterwegs. „Ich finde es sehr gut, dass die Freiwillige Feuerwehr die Möglichkeit bietet, ihren gesamten Fuhrpark zu fotografieren“, unterstreicht Knigge.

Auch die älteren Gäste begrüßen die Aktion der Heidjer. Mehrere Männer im Alter von knapp 40 bis um die 50 Jahre, die unter anderem aus Kiel, Lübeck und Quickborn angereist sind, nehmen die Fahrzeuge der Schneverdinger Feuerwehr von allen Seiten „ins Visier“ und „knipsen“, was die Speicherchips hergeben.

„Wir sind alle selbst in der Feuerwehr aktiv“, sagt einer der Blaulichtfilmer, der sich selbst als alter Hase bezeichnet. Er geht dieser Leidenschaft bereits seit 2008 nach und ist bei der Ausübung seines Hobbys schon weit herumgekommen. Das Mitglied der Facebookgruppe „Bilder von Einsatzfahrzeugen deutschlandweit“, die 25.450 Mitglieder hat, lichtete nicht nur in seinem Heimatland, sondern auch in vielen anderen Staaten der EU Einsatzfahrzeuge ab, unter anderem in Spanien, Italien und Frankreich.

In Gesprächen mit den „Älteren“ wird schnell klar, dass sie als Feuerwehrleute wissen, worauf es ankommt. „Gaffen“ an Unfallstellen oder bei Bränden ist für sie, was auch die Jugendlichen der Szene betonen, ein Tabu. Eine Behinderung der Rettungskräfte im Einsatz – für alle Blaulichtfilmer undenkbar.

Zwar sind alle Gäste angesichts der Vielzahl der Motive Feuer und Flamme, im Verlauf des Tages zeigt sich indes, dass sich die Interessen der jüngeren und älteren Teilnehmer durchaus unterscheiden, wie auch der Stadtbrandmeister feststellt. „Die älteren Teilnehmer schauen mehr auf die Technik, die Jüngeren wollen mehr ‚Action‘ filmen“, stellt Bürger fest. Auch für Bilder dieser Art sorgen die Schneverdinger Feuerwehrleute, steuern die rot-weißen Hingucker sehr zur Freude der Teilnehmer einmal ums Karree.

Obwohl ein straffes Programm zu absolvieren ist, sind pünktlich um 12 Uhr alle Bilder im Kasten. Organisator Schulz ist mit dem Verlauf der Premiere mehr als zufrieden. „Das Feedback der Teilnehmer war sehr positiv. Sie fanden es gut, dass wir auf ihre individuellen Wünsche eingegangen sind und die Fahrzeuge so präsentiert haben, dass die Sonne gut stand und sie entsprechend gute Bilder machen konnten. Das sei bei anderen Terminen nicht so gewesen“, so der Schneverdinger.

Eine Wiederholung des Blaulichtfilmer-Tages sei nicht ausgeschlossen. Schulz: „Weil wir neue Fahrzeuge erhalten, können wir uns vorstellen, im kommenden Jahr eine weitere Veranstaltung anzubieten. Dann vielleicht auch zusammen mit den anderen hiesigen Ortswehren.“