Seit 1996 wird in Deutschland am 27. Januar der Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Im Jahr 2005 wurde dieser Tag von den Vereinten Nationen zum „International Holocaust Remembrance Day“ erklärt. Anlässlich des Holocaust-Gedenktages legten jetzt Vertreterinnen und Vertreter der Stadt Schneverdingen und des örtlichen SPD-Ortsvereins Kränze am Gedenkstein für die 62 unbekannten Toten der KZ-Züge auf dem Friedhof nieder. Die rund 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Veranstaltung gingen anschließend zum „GeDenkMal“ am Heidkampsweg, das sich gegenüber vom Bahnhof befindet, um dort der Opfer zu gedenken. Kränze der Stadt und der Kooperativen Gesamtschule (KGS) wurden dort niedergelegt, um an die Toten, die dort 1945 zunächst verscharrt worden waren, zu erinnern.
SPD-Ratsherr Michael Schirmer ging in diesem Zusammenhang auf die aktuellen Demonstrationen gegen rechtsextremistische Tendenzen ein und bezeichnete den Protest als „ganz starke Antwort auf rückwärtsgewandte und totalitäre Gedanken“. Ob Krieg in der Ukraine oder der Konflikt im Nahen Osten – angesichts aktueller Kriege sei es besonders wichtig, an den Tod von Millionen Menschen zu erinnern, „den die barbarische NS-Diktatur zu verantworten hat.“ Schirmer: „Die hier ruhenden KZ-Häftlinge mahnen uns alle. Wir müssen weiter hoffen, dass sich Konflikte auf friedlichem Wege lösen lassen.“
Der Sozialdemokrat ging auf die vor allem gegen Ende des Zweiten Weltkriegs gehäuften Evakuierungstransporte ein. Kein Häftling sollte nach einem Befehl von SS-Chef Heinrich Himmler lebend in die Hände der vorrückenden Alliierten fallen. Die während der Fahrt in geschlossenen, aber auch offenen Güterwaggons auf der Heidebahn gestorbenen oder auch erschossenen KZ-Häftlinge wurden bei Zwischenaufenthalten rasch verscharrt – auch in Schneverdingen und in Wintermoor. Und so mahnte Schirmer mit den Worten des Holocaust-Überlebenden Max Mannheimer: „Ihr seid nicht verantwortlich für das, was geschah. Aber dass es nicht wieder geschieht, dafür schon.“
Bürgermeisterin Meike Moog-Steffens erinnerte daran, dass Auschwitz für die „Entmenschlichung des Menschen durch den Menschen“ stehe. „Heute gedenken wir der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz und gleichzeitig müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass Rechtspopulisten in Deutschland gegen Minderheiten hetzen und die Werte des demokratischen Rechtsstaats verhöhnen und auszuhebeln versuchen.“ Sie erinnerte an das kürzliche Treffen eines rechtsextremen Netzwerks in einer Villa am Wannsee, bei dem Teilnehmer die „Remigration“ von Millionen Menschen propagiert hätten. Hoffnung gebe allerdings, dass sich daraufhin „Hunderttausende diesem Wahnsinn entgegenstellten.“ Die Bürgermeisterin verwies in diesem Zusammenhang mit Nachdruck auf Artikel 1 des Grundgesetzes: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Und daraus resultiere ein immens wichtiger Auftrag: „Wir stellen uns gegen jede Art der Diskriminierung, gegen Antisemitismus und gegen jede Art von Menschenfeindlichkeit.“ Es komme nun darauf an, für diese Werte einzustehen: „Zeigen wir gemeinsam auch im Alltag in Schneverdingen Zivilcourage für Menschenwürde und für Demokratie.“ Auch auf dem Wintermoorer Friedhof fand eine Gedenkveranstaltung für die 156 toten KZ-Häftlinge statt, die auf dem Wintermoorer Bahnhof im sogenannten Ententeich neben der Bahn verscharrt worden waren. Nach dem Einmarsch englischer Truppen wurden sie auf den Friedhof umgebettet.
SPD-Ratsherr Adolf Staack hielt die Gedenkrede und legte danach zusammen mit seiner Fraktionskollegin Hendrikje Köster und in Anwesenheit einiger Bürgerinnen und Bürger einen Kranz im Namen des SPD-Ortsvereins nieder.