„In einer Stadt, die jeden liebt“ | Aktuelle Nachrichten und Informationen

Projekt „Kommune Inklusiv“: Abschlussveranstaltung in Schneverdingen

„In einer Stadt, die jeden liebt“

„Komm, leben wir den Unterschied – in einer Stadt, die jeden liebt“ heißt es im Lied „Da kann ja jeder kommen“ der Schneverdinger Band „Kellerproduktion“, das diese im Rahmen des Schneverdinger Projekts „Kommune Inklusiv“ professionell im Studio aufgenommen hatte. Zwei Musiker der Band, Frederic Ovens und Fabian Ahnfeldt, spielten den Song am vergangenen Mittwochabend unplugged vor zahlreichen Gästen im Schneverdinger Schafstall am Heidegarten. In diesem nämlich wurde im feierlichen Rahmen der Abschluss des fünfjährigen Projekts „Kommune Inklusiv“ gefeiert, das im Rahmen einer Initiative der „Aktion Mensch“ das Ziel hatte, unter Berücksichtigung des Grundsatzes „Es ist normal, verschieden zu sein“ ein „Schneverdingen für alle“ zu erreichen. Die Verantwortlichen und Beteiligten ließen die vergangenen Jahre vor Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Verwaltung sowie verschiedenen Einrichtungen und Institutionen Revue passieren und zeigten auf, wie es in der Heideblütenstadt in Sachen Teilhabe künftig weitergehen wird.

Gerhard Suder, Geschäftsführer der Lebenshilfe Soltau und sozusagen „Vater“ des hiesigen Projekts, ging gemeinsam mit „Mutter“ Meike-Moog Steffens, Bürgermeisterin der Heideblütenstadt, auf die Anfänge ein. Die Stiftung der „Aktion Mensch“ hatte im Jahr 2016 soziale Einrichtungen, die in einem klar definierten Sozialraum für ein erhöhtes Maß an Inklusion sorgen wollen, dazu aufgerufen, sich an einem Wettbewerb um Projektförderung zu bewerben. Die Ausschreibung lief damals bis zum 30. Juni. Suder war Feuer und Flamme und begab sich auf die Suche nach einer Kommune, die die Lebenshilfe dazu als Partner ins Boot holen könnte. Mit einem Anruf bei der Bürgermeisterin der Stadt Schneverdingen kam Bewegung in die Sache. „Es war eine gute Idee, sie anzurufen“, berichtete der Lebenshilfe-Geschäftsführer, denn Moog-Steffens habe sofort ein offenes Ohr gehabt. Die Lebenshilfe, die Bürgermeisterin sowie Resa Domurath, damals noch in der Stabsstelle Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing tätig und inzwischen ausgeschieden, erarbeiteten in kürzester Zeit eine Interessenbekundung und warfen den Hut in den Ring. Die Initiatoren hatten damals offenbar alles richtig gemacht, denn Lebenshilfe Soltau und Stadt Schneverdingen zählten im Frühjahr 2017 zu den lediglich fünf Kommunen, die aus 130 Bewerberinnen und Bewerbern ausgewählt worden waren. Die anderen vier waren Schwäbisch Gmünd, Erlangen, Rostock und Nieder-Olm.

Dann ging es Schlag auf Schlag. Im Rathaus wurde ein Projektbüro eingerichtet, es wurden entsprechende Strukturen geschaffen sowie Projektleitungen eingestellt. Gemeinsam mit örtlichen Vereinen, Verbänden, Unternehmen, der Verwaltung und interessierten und engagierten Bürgerinnen und Bürgern ging es fortan darum, den Sozialraum Schneverdingen hin zu mehr gelebter Inklusion weiterzuentwickeln – und zwar nachhaltig.Dazu wurden verschiedene Handlungsfelder erarbeitet und entsprechende Arbeitsgruppen ins Leben gerufen. Der entsprechende Förderantrag wurde schließlich am 31. Januar 2018 bei der Stiftung der „Aktion Mensch“ eingereicht. Etwa ein halbes Jahr später bewilligte das zuständige Gremium der Stiftung Fördermittel in Höhe von circa 500.000 Euro, so dass es Anfang Juli 2018 an die Umsetzung der Maßnahmen und Projekte ging.

„Das Projekt hat nicht nur mit Schneverdingen etwas gemacht, sondern auch mit der Lebenshilfe“, hob Suder bei der Abschlussfeier hervor: „Gerade solche Projekte geben die Chance, zu einer Zivilgesellschaft zusammenzufinden, in der jeder einen Platz findet, eben in einer Gesellschaft für alle.“

Moog-Steffens machte deutlich, dass Inklusion eine Pflichtaufgabe für Kommunen sei. Im Zuge des Projekts „Kommune Inklusiv“ habe die Stadt dank der finanziellen Förderung und der Begleitung durch „Aktion Mensch“ eine ganze Menge erreicht: „Wir haben der Inklusion durch unser Projektbüro ein Gesicht gegeben. Anfangs gab es noch kleinere ‚Geburtswehen‘, aber dann wurden mit viel Kreativität und Engagement viele gute Dinge geschaffen.“ Inzwischen spiele das Thema Inklusion bei allen städtischen Projekten eine Rolle, sei auch im Stadtrat in die Köpfe gekommen. Zudem sei der Gedanke der Teilhabe auch über die Stadtgrenzen hinaus in benachbarte Städte und Gemeinden weitergetragen worden.

Dass die Chemie zwischen allen Beteiligten stimmte, zeigte sich auch bei der Veranstaltung im Schafstall. Durch den Abend führte mit Oliver Hofmann ein „Ehemaliger“, der bis zu seinem Ausscheiden als Koordinator involviert war. Die Leitung übernahm dann eine Projektleitungsgruppe, die sich letztlich aus Ulrike Schloo, Jessica Bleifuß und Miriam Schröder zusammensetzte. Das Trio wurde nicht nur von Moderator und Vorgänger Hofmann, sondern von allen Seiten mit Lob überschüttet. Unter anderem auch von Carolina „Caro“ Zibell von der „Aktion Mensch“. „Es waren erfolgreiche Jahre. Wir haben gemeinsam etwas geschaffen, was es in Deutschland nicht so häufig gibt“, betonte die Projektleiterin, die persönlich nicht dabei sein konnte, aber eine Grußbotschaft per Video geschickt hatte. Sie nannte Highlights der Projektarbeit in der Heideblütenstadt wie die Gründung einer Freiwilligenagentur und die „Magic Summer School“, zudem seien in dank des Engagements des Begehungsteams einige Stellen barrierefreier geworden. „Die Menschen in Schneverdingen stehen dem Thema Inklusion nun offener gegenüber“, bilanzierte sie. Und an die Projektleiterinnen gerichtet unterstrich Zibell: „Ihr habt Tolles geleistet.“

Auch ein bekanntes Gesicht war auf der großen Leinwand zu sehen, denn SPD-Bundestagsabgeordneter Lars Klingbeil meldete sich ebenfalls per Videobotschaft, sprach von einem „wichtigen Projekt“, das deutlich gemacht habe, „dass es in Schneverdingen normal ist, unterschiedlich zu sein.“

Als „Dankeschön“ überreichte Rolf Weinreich, Vorsitzender der Steuerungsgruppe „Kommune Inklusiv“, den Projektleiterinnen Blumensträuße und würdigte das Engagement aller Beteiligten. Die beschenkten Frauen blickten allesamt mit Begeisterung auf die vergangenen Jahre zurück. „Es gab tolle Begegnungen mit inspirierenden und engagierten Menschen“, hob Jessica Bleifuß hervor: „Alle haben an einem Strang gezogen. Teilhabe und Partizipation haben ein Gesicht bekommen – und darauf können wir alle stolz sein.“

„Wir haben neue Einblicke und Perspektiven gewonnen und unheimlich viel gelernt. Und wir hatten die Freiheit, zu gestalten. Dafür sind wir sehr dankbar – ebenso für die vielen Menschen, die mit Herzblut dabei sind“, sagte Ulrike Schloo. „Es geht zum Glück weiter“, betonte Miriam Schröder. Wie genau, das erläuterten sie und Weinreich: Die Steuerungsgruppe wird es in ihrer bisherigen Form nicht mehr geben, derzeit wird die Etablierung eines Teilhaberates diskutiert, unter anderem, um weiterhin eine enge Verzahnung mit dem Stadtrat sicherzustellen.

Zum 1. Juli wird eine Stelle für Teilhabe geschaffen, angesiedelt bei der Lebenshilfe Soltau. Diese teilen sich dann Schloo und Schröder mit je 19,5 Stunden pro Woche. Das Büro wird im Schneverdinger „Freiraum“ eingerichtet. Der Rat hat bereits grünes Licht für die Finanzierung der Stelle gegeben, nun wird sich noch der Verwaltungsausschuss mit dem Thema beschäftigen. Weinreich: „Wir machen auf jeden Fall weiter!“