In Orlando ging ein Traum in Erfüllung | Aktuelle Nachrichten und Informationen

Jewgenia Maria Weseloh aus Schneverdingen bei Cheerleader-WM in USA

In Orlando ging ein Traum in Erfüllung

Einen großen Traum hat sich die 19-jährige Sportlerin Jewgenia Maria Weseloh aus Schneverdingen erfüllt. Gemeinsam mit ihrem Team „Savages“ vom Hamburger Sport Verein (HSV) war sie vom 25. bis 29. April bei der Weltmeisterschaft der Cheerleader in der Nähe von Orlando, Florida, in den USA am Start. Seit zwei Jahren hat sich die Mannschaft aus der Hansestadt auf dieses spannende „Auswärtsspiel“ vorbereitet. Hartes Training, eiserne Disziplin, Verzicht – all dies haben die Sportlerinnen und Sportler auf sich genommen, um in den Vereinigten Staaten, dem Mutterland des Cheerleading-Sports, vor großem Publikum aus aller Welt eine gute Figur zu machen. Und das ist den Deutschen in der Ferne eindrucksvoll gelungen, schafften sie es doch in ihrer Kategorie ins Halbfinale und belegten bei starker internationaler Konkurrenz den mehr als respektablen 14. Platz.

Laut Internet-Lexikon Wikipedia entstand Cheerleading Ende des 19. Jahrhunderts in den USA. Dort sei der Stein am 2. November 1898 bei einem Endspiel zwischen den American-Football-Teams der University of Minnesota und der Northwestern University mit organisierten Anfeuerungsrufen aus dem Publikum ins Rollen gekommen. Damals seien ausschließlich Männer als Cheerleader aktiv gewesen. „Erst im Lauf der Zeit wurden auch Frauen zugelassen“, heißt es bei Wikipedia.

Das ist lange her, längst hat Cheerleading einen ganz anderen Stellenwert – und das rund um den Globus. Wie so vieles schwappte auch die Begeisterung für diese Sportart über den „großen Teich“ und wurde hierzulande seit den 1980er Jahren immer populärer. Erstes bekanntes Team in Deutschland waren die Cheerleader der „Düsseldorf Panther“. „Cheerleading, einst als bloße Begleitung zu anderen Sportarten wahrgenommen, hat sich mittlerweile zu einem anerkannten Leistungssport entwickelt. Doch in der Öffentlichkeit werden nach wie vor oft nur die Auftritte der örtlichen Sportvereine wahrgenommen“, so der stolze Vater der 19-Jährigen, John Weseloh. Natürlich werde an der Basis hervorragende Arbeit geleistet, gebe es viele Talente und gute Teams. Dennoch seien die mitreißenden Shows „der Profis“ noch einmal eine andere Hausnummer. Dabei sei vielen Zuschauern nicht bewusst, wie hart auf dem höchsten Niveau das Training und wie anspruchsvoll die akrobatischen Übungen in Kombination mit Tanz und Anfeuerungsrufen seien.

Keine Frage, Cheerleading ist ein Hochleistungssport. Es sind sowohl Kraft als auch Kondition, Gleichgewicht und Rhythmusgefühl gefordert. Erst wer genauer hinschaue, erkenne, was hinter diesen scheinbar mühelos und locker präsentierten Darbietungen der Sportlerinnen und Sportler stecke, sagt Weseloh. Seine Tochter und „ihr“ Team, bestehend aus 27 Frauen und Männern, das älteste Mitglied ist um die 35 Jahre alt, haben es mit eisernem Willen, hoher Leistungsbereitschaft und Trainingsfleiß geschafft, das höchste Level zu erreichen und bei internationalen Turnieren anzutreten. Die perfekte Choreografie, die körperliche und psychische Selbstbeherrschung jedes Einzelnen – all das ist das Ergebnis jahrelanger Hingabe und harter Arbeit.

Die Cheerleader üben ihre Darbietungen mit schier endlosen Wiederholungen so intensiv ein, dass sie sie letztlich im Schlaf können. Jeder Schritt, jeder Sprung, jede Hebefigur – alles geschieht im Einklang. Und während so manch Zuschauer vielleicht zuerst wegen der Ästhetik hinschaut, so dürften angesichts spektakulärer Akrobatik insbesondere die beeindruckenden Leistungen der Athletinnen und Athleten im Gedächtnis bleiben.

Jewgenia Maria Weseloh: „Cheerleading ist ein Teil von mir. Es war immer mein Traum, an der regulären Weltmeisterschaft in einem Team dabei zu sein. Ich habe mein Ziel erreicht, werde aber auf keinen Fall aufhören, solange ich körperlich dazu in der Lage bin. Allerdings hat das Abitur im nächsten Jahr erstmal Priorität.“

Angefangen hat sie mit diesem Sport bei den Cheerleadern in Schneverdingen – und zwar im zarten Alter von sieben Jahren. Nach einer kurzen Pause stieg sie rund ein Jahr später gemeinsam mit einer Freundin „so richtig“ in diese Sportart ein. Seitdem ist sie mit Feuereifer dabei und hat inzwischen das höchste Level erreicht. In der WM-Vorbereitung trainierte die 19-Jährige dreimal in der Woche im Cheerleadingzentrum des HSV in Hamburg-Stapelfeld und absolvierte zusätzlich regelmäßig Wochenendcamps unter Regie bekannter Trainerinnen und Trainer.

Aufgewachsen allein mit ihrem Vater, der sie stets auf ihrem Weg unterstützt hat, standen beide mit ihrer Entscheidung für den Sport auch vor finanziellen Herausforderungen. Doch gemeinsam mit den Großeltern hat das Vater-Tochter-Gespann einen Plan für Schule und Training entwickelt und diesen dann auch konsequent verfolgt. „Planverwirklichung ist alles – und hier hat das auch geklappt. Ich danke meiner gesamten Familie sehr für die Unterstützung“, unterstreicht die Schneverdingerin. Jewgenia ist übrigens nicht nur eine talentierte Cheerleaderin, sondern auch eine begabte Sängerin. Sie beherrscht nicht nur Anfeuerungsrufe aus dem Effeff, sondern trifft auch auf anderen Bühnen den richtigen Ton.

Bei der Weihnachtsfeier der Kooperativen Gesamtschule (KGS) Schneverdingen begeisterte Jewgenia Maria Weseloh mit ihrer Stimme mehrere hundert Zuhörerinnen und Zuhörer. Ein Bild von diesem Auftritt war anschließend auch in der Böhme-Zeitung zu finden. Gesang und Theater sind eine weitere Leidenschaft der jungen Schneverdingerin, das A und O sind für sie jedoch Fitness, Bewegung und Tanz. „Da nimmt sie mit, was geht, darauf legt sie ihr Hauptaugenmerk“, berichtet ihr Vater. Die Reise in die Vereinigten Staaten zur Weltmeisterschaft war nun das bisherige Highlight in der sportlichen Laufbahn der Heidjerin.

Bei der Weltmeisterschaft in der Nähe von Orlando, die in der „ESPN Wide World of Sports“ ausgetragen wurde, einem beeindruckenden Komplex für verschiedene Sportarten in der Walt Disney World, gingen mehr als 9.000 Athletinnen und Athleten aus etwa 40 Nationen an den Start – und mittendrin die 19-Jährige aus der Heide. Mit den „Savages“ war übrigens erstmals ein Cheerleading-Team des HSV bei einer Team-WM vertreten. Qualifiziert hatten sich die Hanseatinnen und Hanseaten mit der Heideblütenstädterin in ihren Reihen bei den europäischen Meisterschaften in Bottrop. Dort holten die „Wilden“, so der Name des Teams ins Deutsche übersetzt, in ihrer Kategorie damals die höchste Punktezahl in ihrer Klasse. Mit dem Titelgewinn lösten sie zu ihrer großen Freude das WM-Ticket.

Bei der Weltmeisterschaft gingen die „Savages“ bei den „Semi-Finals“ der Kategorie „International Open Coed Non-Tumbling Level 7“ in den Wettbewerb. „Coed“ bedeutet, dass sich die Gruppe aus Männern und Frauen zusammensetzt. „Level 7“ macht deutlich, dass die Show des Teams der höchsten Schwierigkeitsstufe zugerechnet wird. Für eine bestmögliche Vorbereitung auf den Wettkampf reiste die Gruppe bereits am 15. April in die Vereinigten Staaten. Dabei feilten die Deutschen neben etlichen Trainingseinheiten in der örtlichen Sporthalle auch auf Außenflächen weiter an ihrer Show, um sich an die veränderten klimatischen Bedingungen zu gewöhnen. Diese machten den Nordlichtern durchaus zu schaffen. Bei großer Hitze galt es, die Sonne weitestgehend zu meiden.

Zwar kehrten Jewgenia und die anderen „Savages“ nicht mit der begehrten „Champion-Jacke“ aus den USA zurück, aber damit hatte auch niemand gerechnet. Vor allem die Atmosphäre bei dieser Großveranstaltung wird der Schneverdingerin lange in Erinnerung bleiben: „Es war eine supertolle Stimmung“, schwärmt sie. Nicht zuletzt gab es neben den sportlichen Eindrücken auch weitere, hatten die Deutschen doch auch Gelegenheit, Land und Leute kennenzulernen. Die letzten Tage verbrachten die HSV-Cheerleader in Disney World, zudem gab es Gelegenheit, die spektakulären Florida Keys mit ihren beeindruckenden Sehenswürdigkeiten zu erkunden.

Was das Abschneiden bei der Weltmeisterschaft angeht, waren sich die „HSVer“ einig: Ein 14. Platz auf der Weltbühne des Cheerleadings in den USA, in denen dieser Sport bereits seit Jahrzehnten gefördert wird und quasi zum Alltag vieler Familien gehört, ist für eine deutsche Mannschaft durchaus beachtlich.