Mehr als 1.500 Schüler besuchen die Kooperative Gesamtschule Schneverdingen (KGS). Sie dürfen sich, gemeinsam mit ihren Lehrerinnen und Lehrern, auf neue Räumlichkeiten freuen. Denn inzwischen steht fest, dass es einen Neubau auf dem Schulgelände geben wird und auch, dass die Bremer Firma „Ed. Züblin AG“ das etwa 20 Millionen Euro teure Projekt als Generalunternehmen stemmen wird. Anlässlich der Vertragsunterzeichnung trafen sich am vergangenen Montag Landrat Jens Grote, Schulleiter Mani Taghi-Khani sowie die beiden Fachbereichsleiter Marc Wellmann und Erik Battenstein mit Johannes Renken vom Gebäudemanagement des Landkreises Heidekreis und zwei Vertretern der „Ed. Züblin AG“ in der KGS.
Angemeldet wurde der Bedarf nach mehr Platz und größeren Räumen schon vor zehn Jahren. Auch Taghi-Khani erinnert sich noch gut an diesen Moment: „Wir formulierten einen Hilferuf“. Der Mehrbedarf in Sachen Räume ergebe sich nicht zwingend durch eine steigende Anzahl an Schülern, die die Schule besuchten, schilderte er. Vielmehr entstehe der Raumbedarf durch wachsende Anforderungen an die Räume durch das Thema Inklusion und andere Vorgaben, die zu einem Mehr an Bedarf führten. „Zum Beispiel sind wir inzwischen von der G8-Schule wieder zur G9-Schule geworden, auch so ist ein höherer Raumbedarf entstanden“, ergänze Fachbereichsleiter Wellmann. Damals ahnten die Beteiligten sicher nicht, dass es eben doch noch zehn Jahre dauern sollte, bis das ambitionierte, aber notwendige Vorhaben in Angriff genommen werden kann. Allein das Vergabeverfahren hatte sich über Jahre hinweg gezogen. „Viel Herzblut ist bereits jetzt in das Projekt geflossen“, betonte Henning Thies, technischer Bereichsleiter bei Züblin.
Der nun erteilte Zuschlag wurde zuletzt noch einmal verzögert. Denn noch im November 2022 geriet der Landkreis in ein Nachprüfungsverfahren der Vergabe - ein weiteres Unternehmen, das sich auch im Verfahren befunden hatte, hatte Beschwerde eingelegt. Nach einer Vorprüfung der Vergabeunterlagen durch die Vergabekammer hatte diese dem beschwerdeführenden Unternehmen mitgeteilt, dass „Aussichten auf Erfolg der Beschwerde nicht gesehen werden.“ Daraufhin hatte das Unternehmen seinen Nachprüfungsantrag zurückgezogen, so dass die Vergabe fortgesetzt werden konnte. Der Vorgang an sich sei verständlich und durchaus üblich, erklärte Renken, Projektleiter und Bauherrenvertreter. Im Regelfall, so erläuterte er, würden alle Schulen ohnehin regelmäßig saniert werden. Doch in diesem Fall sei ein Neubau des Fachtraktes erforderlich, da der sogenannte Trakt C, der aus dem Jahr 1974 stamme, nicht mehr saniert werden könne. Etwa die Hälfte der Fachunterrichtsräume seien aber sanierungsbedürftig. Mittelfristig müsse der Trakt daher abgerissen werden. Entsprechend müssten die jetzt dort befindlichen acht naturwissenschaftliche Fachräume, drei Fachräume Werken und Technik und die sechs allgemeinen Unterrichtsräume komplett ersetzt werden.
Im Neubau, der noch in diesem Sommer beginnen soll, werden sich nach Fertigstellung 13 naturwissenschaftliche Fachunterrichtsräume, fünf Räume für Werken/Technik sowie acht allgemeine Unterrichtsräume befinden. Insgesamt soll eine Geschossfläche von etwa 6.500 Quadratmetern entstehen. Dabei sollen modernste Standards greifen. Angestrebt ist ein Niedrig-Energie-Gebäude nach KFW 40, geplant sind auch eine Fotovoltaikanlage, eine gas- und ölfreie Beheizung mittels Luft- und Erdwärmepumpen sowie eine Fußbodenheizung. „Es wird unser erstes Schulgebäude mit einer Fußbodenheizung“, berichtete Renken. Ebenfalls geplant ist eine Hybridlüftung mit Wärmerückgewinnung, eine W-LAN-Ausstattung und eine „nachhaltige, resiliente Bauweise“. Letzteres „übersetzte“ Renken wie folgt: „Es soll lange halten.“ Eine weitere Besonderheit ist vorgesehen: Auch die Flure vor den Räumen sollen bei Bedarf für den Unterricht genutzt werden können. Hierzu sind sogar Fenster vorgesehen, die aus dem Klassenraum „freie Sicht“ in Richtung Flur bieten.
Wenn alles nach Plan läuft, soll das Vorhaben im Sommer 2025 abgeschlossen sein. „Wir wünschen uns einen zügigen Ablauf“, betonte Renken. Die final entstehenden Kosten vermochten die Verantwortlichen nicht genau zu benennen, zumal sich in der zweijährigen Bauphase noch zu viele Preisschwankungen ergeben könnten. Daher wurde das Projekt unter einer „Preisgleitklausel“ vereinbart. Nicht auszuschließen ist zudem, dass die mittlerweile fast schon üblichen Lieferschwierigkeiten bei bestimmten Materialien zu Verzögerungen führen. Fest steht, dass nach Abschluss des Bauvorhabens ein Monitoring geplant ist, da der Neubau als Modellprojekt gilt. Schulleiter Taghi-Khani, aber auch die beiden Fachbereichsleiter Wellmann und Battenstein, versprechen sich von der Erweiterung auch eine Stärkung des gesamten naturwissenschaftlichen Bereichs an der Schule. Die bisherigen Bedingungen für den Fachunterricht seien nicht optimal, beispielsweise könne man in zwei von drei Biologieräumen den Unterricht nicht wie eigentlich gewünscht gestalten. Das solle sich jetzt ändern.
„Die Naturwissenschaft soll in den nächsten Jahren stärker hervortreten“, unterstrich Taghi-Khani. Schon in anderen Zusammenhängen hätten er und das Kollegium die Erfahrung gemacht, dass attraktive Räume auch dazu führten, dass die Schüler sorgfältig mit den Unterrichtsmaterialien umgingen - umso mehr freue er sich auf den Neubau.
Landrat Grote betonte, dass trotz des groß angelegten Bauprojekts „kein Luxus“ geplant werde. Der Neubau werde funktional angelegt. Auch Renken betonte, dass der Neubau als technische Notwendigkeit entstehe, es handele sich um ein Standardverfahren.
Das Großprojekt wird jedoch nicht nur aus dem Neubau bestehen. Zeitgleich wird das Gebäudemanagement einige weitere Ideen an der Schule umsetzten. So sollen die Trafos am Hauptgebäude und an der Sporthalle erneuert werden, um den von der Fotovoltaikanlage erzeugten Strom sowohl im restlichen Schulgebäude zum Eigenverbrauch nutzen als auch ins Netz einspeisen zu können. Ferner soll die elektrische Sicherheitstechnik erneuert werden, nicht zuletzt, um Neu- und Altbau zusammenzuschließen. Darüber hinaus wird die erforderliche Ausstattung angeschafft, und auch die Außenanlagen sollen angepasst und aufgewertet werden.
Am Ende steht noch die Planung der Sanierung der ehemaligen Orientierungsstufe sowie die Planung des Rückbaus von Trakt C auf der Agenda des Gebäudemanagements.
Text und Titelbild von Judith Tausendfreund