„Nur“ Silber für Favoritinnen | Aktuelle Nachrichten und Informationen

Deutsche Frauen verpassen achten Titel bei Faustball-WM in Argentinien

„Nur“ Silber für Favoritinnen

Nichts ist es geworden mit dem achten Titel für Deutschland bei der Faustball-Weltmeisterschaft der Frauen. In Montecarlo im Norden Argentiniens verlor die favorisierte deutsche Mannschaft gegen Brasilien mit 0:4 und musste sich mit der Silbermedaille begnügen. Mit diesem Ausgang hatten im Vorfeld nur die wenigsten Experten gerechnet. Zu stark waren die Südamerikanerinnen an diesem Tag gegen einen phasenweisen überforderten Titelverteidiger und achtmaligen Champion Deutschland. Daran konnte auch das Trio vom TV Jahn Schneverdingen mit Helle Großmann, Laura Kauk und Aniko Müller nichts ändern, auch aufgrund der wenigen Einsatzzeiten in den letzten beiden Spielen. Die Bronzemedaille sicherte sich die Schweiz. Die Eidgenossinnen setzten sich mit 4:0 gegen Österreich durch.

In der Vorrunde setzte sich das deutsche Team von Bundestrainerin Eva Krämer in allen drei Begegnungen durch. Gegen Brasilien und die Schweiz gelangen zwei 3:1 – Erfolge, die allerdings hart umkämpft waren. Gegen Österreich sicherte sich Deutschland mit einem souveränen 3:0 zum Abschluss der Gruppenphase den Gruppensieg. Die drei Schneverdingerinnen Helle Großmann, Laura Kauk und Aniko Müller überzeugten in diesen Partien mit starken Leistungen und sorgten für einen kompakten Auftritt der deutschen Mannschaft, die damit ihre Favoritenrolle eindrucksvoll untermauerten.

Im Viertelfinale gab es gegen Namibia beim 3:0 keinerlei Probleme. Ein anderes Kaliber wartet im Halbfinale. Österreich wollte unbedingt Revanche für die deutliche Vorrundenniederlage nehmen. Dementsprechend ambitioniert begann die österreichische Mannschaft und ließ erst zum Ende des ersten Satzes nach. Diese Chance ließ sich der Titelverteidiger nicht nehmen und gewann mit 11:9. Satz 2 war mit 11:5 eine deutliche Angelegenheit für Deutschland und man wähnte sich mit einer 2:0-Satzführung bereits auf der Siegerstraße. Österreich legte im dritten Durchgang furios los und baute die Führung über 4:1 und 6:3 stetig aus. Jetzt schlug die Zeit der deutschen Kapitänin Svenja Schröder. Der Angreiferin vom TV Segnitz gelangen fünf sehenswerte Angriffe in Folge und drehte damit den Zwischenstand auf 8:6 für Deutschland. Beim Stand von 10:7 war es wieder Schröder vorbehalten, gleich den ersten Matchball zu verwandeln. Der folgende Jubel der Mannschaft und der mitgereisten Fans war dementsprechend groß und die Erleichterung über den Finaleinzug allen beteiligten anzusehen. Kleiner Wermutstropfen aus Schneverdinger Sicht: Alle drei Spielerinnen vom TV Jahn kamen nicht zum Einsatz. Im zweiten Halbfinale setzte sich Brasilien in einem hochklassigen und spannenden Spiel mit 3:1 gegen die Schweiz durch.

Im Finale, dass auf vier Gewinnsätze ausgetragen wurde, mussten die drei Jahnlerinnen zunächst erneut auf der Bank Platz nehmen. Bundestrainerin Eva Krämer vertraute der Formation, die am Vortag mit 3:0 über Österreich erfolgreich war und schickte Svenja Schröder und Henriette Schell im Angriff, Maya Mehle im Zuspiel sowie Michaela Grzywatz und Denise Zeiher in der Abwehr auf das Feld. Bei 34 Grad startet das deutsche Team sogleich mit 2:0 perfekt ins Spiel. Brasilien kontert zum 5:2 und Krämer nahm eine Auszeit. Der Südamerika-Express war dennoch nicht aufzuhalten und erhöhte trotzt einer guten Serie der Deutschen auf 8:5. Brasilien sicherte sich den ersten Satz mit 11:8. Die Krämer-Fünf startete im zweiten Abschnitt wieder gut und ging mit 2:1 in Führung. Danach dominierten wieder die Südamerikanerinnen und stellen auf 5:2 ihrerseits. Aniko Müller kam für Henriette Schell ins Spiel und die Schneverdingerin punkteten sofort mit einem Ass über die Seite. Schröder verkürzte danach auf 5:4. Brasiliens Starangreiferin Isabella Lucchin war nicht zu halten und punktete nach Belieben zum 10:6. Müller und Schröder wehrten die ersten beiden Satzbälle ab, dann eine Fehlangabe Brasiliens und ein weiterer spektakulärer Punkt von Müller zum 10:10 Ausgleich. Brasilien sicherte sich den Satz trotzdem mit 12:10 und ging mit 2:0-Satzführung in die Pause. Eine schwere Hypothek nun für den Titelverteidiger.

Gleiches Bild im dritten Durchgang: Deutschland ging mit 2:1 in Führung, Brasilien konterte mit fünf Punkten in Folge zum 6:2. Schröder punktete wiederholt über die Seitenlinien und verkürzte auf 7:6. Führungswechsel bei 9:8 für Deutschland, doch Brasilien kam zurück und gewann auch Satz 3 mit 13:11. Beim Stand von 4:3 für Brasilien kam Helle Großmann für Mannschaftskapitänin Schröder ins Spiel. Die Schneverdingerin punktete gleich mit ihrer ersten Ballberührung zum 5:5-Ausgleich. Mit dem zweiten Schlag von Großmann holte sie für die deutsche Mannschaft die 7:6-Führung. Dann doch der erste Schlagfehler und Brasilien lag mit 9:8 vorn, sicherte sich kurze Zeit später den ersten Matchball beim 10:8. Müller wehrte diesen per Ass auf die Mitte zum 10:9 ab, kassierte aber danach die folgende Angabe in der Defensive. Das Aus für den Titeltraum: Brasilien gelang die Überraschung und schlug Titelverteidiger Deutschland mit 4:0.

„Wir haben alles reingelegt und uns nichts vorzuwerfen. Brasilien hat heute das Spiel ihres Lebens gemacht. Wir freuen uns trotzdem über die Silbermedaille“, gab eine gefasste Laura Kauk kurz nach Spielende zu Protokoll.

Der Schneverdinger Männer-Bundestrainer Olaf Neuenfeld, der die gesamte WM am Livestream verfolgt hatte, hat mit diesem Ausgang nicht gerechnet: „Das war nicht vorherzusehen. Das war eine taktische Meisterleistung der Brasilianerinnen und ihres Trainers. Sie haben permanent unsere rechte Seite angegriffen und sind immer wieder zu leichten Punkten gekommen. Auch im Zuspiel hatten wir große Probleme und es war schwer für unsere Angreiferinnen, so die starke Deckung Brasiliens zu überwinden. Gratulation an den neuen Weltmeister und an unser Team zur Silbermedaille.“