Mit etwas Neuem wartet der Verein Heideblüte als Veranstalter des Heideblütenfestes in Schneverdingen auf: Bei der traditionellen Veranstaltung, die in diesem Jahr vom 24. bis zum 27. August auf dem Plan steht, wird es an den Getränkebuden und -ständen erstmals den „Schneverdingen-Becher“ geben. Unter der Federführung von Fabian Ahnfeldt von der Stadtverwaltung wurde lange Zeit an diesem Pilotprojekt gearbeitet. Nun wird dieses einheitliche Becherpfandsystem eingeführt und die Organisatorinnen und Organisatoren des Festes um Bürgermeisterin Meike Moog-Steffens, zugleich Vorsitzende des Vereins Heideblüte, hoffen, dass diese Maßnahme den Besucherinnen und Besuchern – insbesondere mit Blick auf Müllvermeidung und Nachhaltigkeit – schmecken wird. Für Katerstimmung dürfte bei dem einen oder anderen Heidjer allerdings sorgen, dass es auch in diesem Jahr kein Höhenfeuerwerk im Walter-Peters-Park geben wird. Und das hat gute Gründe, die Moog-Steffens erläuterte.
Um über die Neuerungen, das Programm und den Ablauf des diesjährigen Heideblütenfestes zu informieren, hatte der Vorstand des Vereins Heideblüte für den vergangenen Dienstag zum Pressegespräch in den Ratssaal eingeladen. Zunächst stellte Ahnfeldt sein „Herzensprojekt“ vor. „Bislang gab es beim Heideblütenfest das Problem, das es an jeder Bude unterschiedliche Becher gab. Wenn man mit dem Becher in der Hand weiter zog, wusste man irgendwann nicht mehr, von welcher Bude er stammte. Oft ist er deshalb in den Müll gewandert – und das Pfandgeld war weg“, so der Verwaltungsmitarbeiter. Weil Müllvermeidung und Nachhaltigkeit im Verein Heideblüte schon seit längerem Thema gewesen seien, habe sich der Vorstand intensiv mit der Materie befasst, um ein neues Becherpfandsystem zu installieren. „Wir haben viele Gespräche geführt, unter anderem auch mit dem Vorsitzenden der Interessengemeinschaft Handel und Gewerbe, Marian Groß“, so Moog-Steffens. Insbesondere sei es darum gegangen, „alle, die beim Heideblütenfest Getränke ausschenken, aber auch Schneverdinger Vereine und Organisationen von der Idee zu überzeugen.“
Das ist letztlich gelungen. „Alle haben an einem Strang gezogen“, freut sich Ahnfeldt. Und so wird es ihn nun also erstmals beim Heideblütenfest geben, den „Schneverdingen-Becher“. War zunächst angedacht, ein Trinkgefäß speziell zum Fest zu kreieren, so rückten die Initiatoren recht schnell von dieser Idee ab. „Das Becherpfandsystem ist für alle Veranstaltungen in und um Schneverdingen gedacht. Es soll sich etablieren, zum Beispiel bei Osterfeuern, der Musik am Mittwoch und dem Höpen-Air“, so Ahnfeldt. Viel Mühe haben sich die Macher mit dem Design gegeben. „Der Becher soll ein Wir-Gefühl erzeugen. Alle Schneverdinger, auch die Einwohnerinnen und Einwohner aus den zehn Ortschaften, sollen sich darauf wiederfinden“, erklärte der Verwaltungsmitarbeiter. Zeigen konnte er allerdings noch kein Exemplar, denn die „Schneverdingen-Becher“ sind noch in der Mache.
Bestellt hat die Stadt insgesamt 25.200 0,3-Liter-Trinkgefäße aus robustem Kunststoff, die von der Firma „Cupconcept“ mit Hauptsitz in Sexau bei Freiburg produziert werden. „Cupconcept ist Marktführer in Deutschland für innovative und nachhaltige Mehrwegbecher-Konzepte“, berichtete Ahnfeldt. Produkte des Herstellers gebe es zum Beispiel in Fußballstadien und bei großen Festivals und Konzerten. Die angestrebte Nachhaltigkeit sei bei Verwendung der Erzeugnisse dieses Herstellers gegeben, „denn die Becher halten 20 bis 25 Jahre.“
„Wie viele Becher an den Buden benötigt werden, haben wir im Vorfeld mit den Betreibern abgesprochen. Nach den bisherigen Erfahrungen brauchen wir circa 18.000“, erläuterte Ahnfeldt. Und was passiert, wenn mehr „gebechert“ wird, als angenommen? Für diesen Fall gebe es „Notfallreserven“, versicherte er.
Bier und Softdrinks werden nun also nicht mehr in Gläsern ausgeschenkt, Wein- und Cocktailanbieter können sich frei entscheiden, wie sie ihre Getränke über den Tresen reichen wollen. Wer Bier und Softdrinks ordert, zahlt an der Bude nun je Becher zwei Euro Pfand. Das erhöhe, so Ahnfeldt, die Wahrscheinlichkeit, dass Besucherinnen und Besucher die Trinkgefäße auch wieder zurückbrächten. Die Betreiber mieteten die von ihnen gewünschte Anzahl an Bechern an und zahlten dafür lediglich eine Servicepauschale. „Für sie entstehen nur die Mietpreiskosten, die Abrechnung erfolgt im Nachhinein“, so der „Vater“ des Schneverdinger Becherpfandsystems weiter.
Während des Festes wird eine zentrale Ausgabestelle eingerichtet, so dass Budenbetreiber Becherkontigente „hin- und hertauschen“ können. Das Spülen der Mehrweg-Trinkgefäße erfolgt an den Buden oder wahlweise auch im Spülmobil. Weil der „Saubere Heinrich“ des Heimatbundes beim Heideblütenfest nicht zur Verfügung steht, haben die Organisatoren ein adäquates „Ersatzfahrzeug“ aus Fintel bestellt.
Weil nach dem Fest vor dem Fest ist, werden die „Schneverdingen-Becher“ nach der Großveranstaltung professionell gereinigt und getrocknet. Dies übernimmt in diesem Fall die Firma „Cupconcept“, die an ihrer Depandance in Hannover über die entsprechenden Gerätschaften verfügt. Anschließend werden die Becher in Schneverdingen eingelagert, um sie dann wieder bei anderen Veranstaltungen nutzen zu können. Weil es sich beim Heideblütenfest um einen ersten „Testlauf“ handelt, bleibt abzuwarten, wie viele Becher „im System“ bleiben. Moog-Steffens kann sich durchaus vorstellen, dass das eine oder andere Exemplar als Souvenir mit nach Hause genommen wird. Gespannt sind alle Vorstandsmitglieder, wie das neue Becherpfandsystem von den Besucherinnen und Besuchern angenommen wird und ob auch die Budenbetreiber beim Fazit ziehen das „Daumen hoch“-Zeichen geben.
In Zeiten, in denen gefühlt über alles gemeckert und an allem herumgemäkelt wird, dürfte die Entscheidung des Vorstandes, auch in diesem auf ein Höhenfeuerwerk zu verzichten, sicherlich eine Reihe von Kritikern auf den Plan rufen. Im vergangenen Jahr war das Feuerwerk insbesondere wegen der Trockenheit und dem damit verbunden Sicherheitsrisiko abgesagt worden. Ein weiterer Aspekt ist der Umweltschutz, doch in diesem Jahr kommen auch finanzielle Gründe hinzu. Im vergangenen Jahr hatten die Organisatoren als Alternative eine Drohnen-Show gebucht, die damals mit Kosten in Höhe von 18.000 Euro zu Buche schlug. Das Echo war geteilt, das im dunklen Himmel über der Heideblütenstadt Gezeigte vermochte nicht alle Zuschauer zu begeistern. Damals „zeichneten“ die illuminierten Drohnen lediglich sechs Figuren in die Lüfte, die dazu noch recht „statisch“ waren, wie es Christine Behrenberg, Geschäftsführerin des Vereins Heideblüte und bei der Stadt zuständig für Wirtschaftsförderung, Stadtmarketing und Tourismus, formulierte.
Um eine attraktivere Drohnen-Show mit neun Figuren und 3D-Effekten präsentieren zu können, hätte der Verein noch tiefer in die Tasche greifen müssen. Das „brummende“ Leuchtspektakel hätte in der aufgewerteten Version 23.000 Euro brutto gekostet. Mehrkosten wie diese könnten gegebenenfalls kompensiert werden, wenn sich denn alle Heideblütenfestbesucher eine Plakette für im Vorverkauf vier oder am Festsonntag für fünf Euro kaufen würden.
Doch nicht wenige Einheimische legen seit jeher beim Heideblütenfest eine „Geiz ist geil“-Mentalität an den Tag und halten es nicht für nötig, das große Volksfest vor der eigenen Haustür mit einem moderaten Geldbetrag zu unterstützen. „Das Fest wird teurer – und wir müssen sehen, wie wir es ausrichten können“, unterstrich Behrenberg. Moog-Steffens nannte in diesem Zusammenhang Zahlen: „Wir haben am Sonntag 25.000 Leute in der Stadt – und wir verkaufen, wenn wir gut sind, etwas mehr als 9.000 Plaketten.“ Leidtragende seien hier insbesondere die Ehrenamtlichen der Freiwilligen Feuerwehr, die dankenswerterweise für die Plakettenkontrolle verantwortlich zeichneten. „Das muss man wissen“, so Moog-Steffens: „Ohne die Feuerwehr wäre das Heideblütenfest nicht durchführbar.“ Um so ärgerlicher sei es, dass die freiwilligen Helferinnen und Helfer immer wieder Diskussionen mit „plakettenlosen“ Festbesuchern führen müssten, wobei dies größtenteils Bürgerinnen und Bürger der Stadt seien. „Es ist teilweise schon abenteuerlich, wie Besucher versuchen, ohne Plakette zum Festumzug zu gelangen“, sagte Vorstandsmitglied Dieter Inselmann. Rund 142.000 Euro hat das Heideblütenfest im vergangenen Jahr gekostet, von der Stadt gibt es einen Zuschuss in Höhe von 50.000 Euro. „Obendrauf“ kommen laut Moog-Steffens Bauhofkosten in Höhe von 80.000 Euro.
Nicht nur Otto Normalverbraucher spürt, etwa beim Tanken und Einkaufen, dass alles teurer wird. Auch Veranstalter sind gebeutelt, was Preissteigerungen angeht. Allein die Kosten für den Sicherheitsdienst seien, wie die Vereinsvorsitzende unterstrich, „um ein Drittel gestiegen.“ Sie und Behrenberg betonten ausdrücklich, dass sich der Vorstand die Absage des Feuerwerks und der alternativ möglichen Drohnen-Show nicht leicht gemacht habe. „Wir haben uns zum Beispiel mit Lasershows und Wasserspielen beschäftigt“, sagte Behrenberg. Für Alternativen dieser Art müssten allerdings passende Veranstaltungsflächen zur Verfügung stehen, der Walter-Peters-Park sei jedoch nicht für derartige Attraktionen geeignet.
In diesem Jahr wird deshalb noch etwas mehr im Zentrum gefeiert, in dem ordentlich auf die Pauke gehauen wird. „Statt einem Höhenfeuerwerk zünden wir ein Feuerwerk der Musik“, berichtete Vorstandsmitglied Svenja Böhling. Über das, was sich auf der Hauptkreuzung in der Innenstadt abspielen wird, ebenso über das gesamte Programm und den Festumzug berichtet der Heide-Kurier in einer der kommenden Ausgaben.