Röcke, Reifen und ein Koffer aus Beton | Aktuelle Nachrichten und Informationen

Highland Games in Schneverdingen: Buntes Programm am 25. Mai

Röcke, Reifen und ein Koffer aus Beton

„Es kann nur einen geben“ – ein berühmtes Zitat aus dem Hollywood-Fantasyfilm „Highlander“, in dem der schottische Antiquitätenhändler Connor MacLeod, gespielt von Christopher Lambert, unsterblich ist und sich gegen andere „Unsterbliche“ mit dem Schwert zur Wehr setzen muss. Ohne Hieb- und Stichwaffen kommen die „Highlander“ aus, die am 25. Mai in Schneverdingen gegeneinander antreten. Dann nämlich veranstaltet der eingetragene Verein „Lest we Forget“ mit seinem Mitgliedern aus dem Heidekreis an der Peter-und-Paul-Kirche und im Walter-Peters-Park im Bereich der Schafstallkirche die „Schneverdinger Highland Games“. Anders als im zitierten Hollywoodfilm werden dort nicht die Klingen gekreuzt, stattdessen wird es friedlich, fröhlich und sportlich fair zugehen. In einer Mischung aus Tradition, Spaß und Geselligkeit messen die Protagonisten in verschiedenen Disziplinen ihre Kräfte. Sie schleudern unter anderem Baumstämme, wenden Traktor-Reifen und treten beim Tauziehen gegeneinander an. Zudem haben die Organisatoren des Vereins ein buntes Rahmenprogramm auf die Beine gestellt, wobei nicht mit Live-Musik gegeizt wird. Als Hauptband wird abends die Gruppe „Keltics“ auftreten.

Er ist noch recht jung, der gemeinnützige Verein „Lest we Forget“, was ins Deutsche übersetzt „Auf dass wir niemals vergessen mögen“ bedeutet. Die Gründungsmitglieder riefen ihn im Oktober 2021 in Schneverdingen ins Leben und haben es sich zur Aufgabe gemacht, ehrenamtlich die Kriegsgräber auf dem Friedhof Hartemer Weg in Bad Fallingbostel sowie das „Stalag X1-B Memorial Gate“ Osterheide zu pflegen. In ihrer Freizeit übernehmen die Vereinsmitglieder dort Gartenarbeiten und putzen und pflegen die Anlagen.

„Wir möchten damit das Andenken an Verfolgte sowie Kriegs- und Katastrophenopfer bewahren und das Gedenken fördern“, erklärt Julia Samuels, eine der Mitgründerinnen. Und weiter: „In diesem Sinne möchten wir auch Bildungs- und Informationsveranstaltungen durchführen, damit die Opfer, besonders des Zweiten Weltkrieges, nicht vergessen werden.“ Zehn aktive und fünf passive Mitglieder gehören dem Verein aktuell an, zudem gibt es viele Unterstützer. Mehr als 1.000 Nutzer haben sich in der Facebook-Gruppe von „Lest we Forget“ zusammengefunden. Weil die Pflege der Kriegsgräber und Erinnerungsstätten Geld kostet, bemühen sich die Vereinsmitglieder um Spenden. Außerdem haben sie die Highland Games ins Leben gerufen, um mit der Veranstaltung Mittel für die hehren Vereinszwecke zu generieren. In den vergangenen beiden Jahren fand die Veranstaltung jeweils in Oerbke statt. Weil dort aber nur ein Teil der Sportanlage genutzt werden durfte und sich die Organisatoren und Teilnehmer ein größeres Publikumsinteresse wünschten, begaben sich die Veranstalter auf die Suche nach einem neuen Veranstaltungsort.

„Wir haben uns einige Locations angeschaut und überlegt, welche sich am besten eignen. Und so haben wir bei der Stadt Schneverdingen angefragt. Dort war man sehr entgegenkommend und hat uns an die Kirchengemeinde Peter und Paul verwiesen“, berichtet Tina Samuels vom Verein „Lest we Forget“. Auch dort sei man mit dem Anliegen mit offenen Armen empfangen worden, so dass die Veranstaltung nun an und in der Peter-und-Paul-Kirche, an der Schafstallkirche im Walter-Peters-Park und im Gemeindehaus über die Bühne gehen wird. „Wenn das Ganze ein Erfolg wird, hoffen wir, dass die Highland Games eine feste Veranstaltung im Schneverdinger Terminkalender werden“, so Tina Samuels vom Organisationsteam.

Fest steht, dass die Veranstalter und ihre Helferinnen und Helfer bei der Premiere in Schneverdingen ein straffes Programm vor der Brust haben. Los geht es bereits um 10.30 Uhr mit der Registrierung der Teams und der Kilt-Ausgabe an die Mannschaften, die sich für die Spiele angemeldet haben und nicht über das entsprechende Outfit verfügen, denn, so Julia Samuels, „Kilt ist Pflicht.“ Das Wort Kilt kommt aus dem Schottischen und bezeichnet seit dem 16. Jahrhundert einen knielangen Rock. Das traditionelle Gewand wird auch heute noch von schottischen Männern mit Stolz getragen und ist aus dem nördlichsten Land Großbritanniens ebenso wenig wegzudenken wie der Dudelsack und Whiskey. Ganz so streng wollen die Veranstalter dann aber doch nicht auf die „Kleiderordnung“ pochen, wie Samuels lachend hinzufügt: Teilnehmer dürften als Alternative zum Kilt auch Tartan-Hosen tragen, also Beinkleider mit typisch schottischen Karomustern.

Mehr „Beinfreiheit“ und „Belüftung“ versprechen allerdings die Schottenröcke – und das könnte bei den Wettkämpfen durchaus von Vorteil sein. Ob dem so ist, wird sich ab 12 Uhr zeigen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer messen sich dann in den Disziplinen „Tossing the Caber“ (Baumstammweitwurf), „Wheelbarrow Slalom Race“ (Schubkarren-Slalomrennen), „Scottish Summerskie Race“ (Schottisches Sommerskirennen), „Heavy Suitcase“ (Betonkoffer auf Zeit tragen), „Turn the Tractor Wheel“ (Traktorreifen wenden) und „Scottish Country Dancing“ (Tanz). „Nur gemeinsam sind wir stark“ lautet das Motto beim „Tug-o-war“ (Tauziehen). Insgesamt haben sich zwölf Teams bis zum Ende der Frist am 15. April für den Wettkampf angemeldet. „Darunter sind auch einige ‚Profis‘, die schon bei anderen Highland Games mitgemacht haben. Aber der Spaß steht im Vordergrund. Wir haben diesmal auch Gruppen, die zum ersten Mal mit dabei sind, zum Beispiel drei Teams von der Residenz Heideblüte aus Schneverdingen“, berichtet Tina Samuels.

Bei den Highland Games in Schneverdingen werden reine Männerteams, aber auch gemischte Mannschaften ins Kräftemessen gehen. „In den Teams der Residenz Heideblüte machen auch Frauen mit“, so Tina Samuels.

An den Start gehen auch die Mitglieder der Band „Keltics“. Sie wollen im Feld der antretenden „Highlander“ unter Beweis stellen, dass sie nicht nur auf der Bühne kräftezehrende Auftritte hinlegen können, sondern dass ihnen auch bei sportlicher Betätigung nicht die Puste ausgeht. Für die nötige Energiezufuhr ist zumindest gesorgt. Alle Aktiven werden von den Veranstaltern bei den Wettkämpfen mit Stärkungen „fit gehalten“, aber auch für Besucherinnen und Besucher gibt es ein gastronomisches Angebot. Von 12 bis 16 Uhr hat im Saal des Gemeindehauses eine Cafeteria geöffnet. Draußen werden Buden stehen, an denen es Spanferkel, Mutzenmandeln und Getränke gibt.

Weitere Programmpunkte sind eine Tombola (Ziehung um 16 Uhr), Angebote für Kinder und einige Mittelalterstände. Wie Julia und Tina Samuels sowie Mark James betonen, soll das Ganze „ein Familienfest für Jung und Alt werden.“ Da dürfen musikalische Beiträge natürlich nicht fehlen. Um 15 Uhr steht ein Konzert der Formation „Heathland Pipes’n Drums“ in der Peter-und-Paul-Kirche auf dem Plan. Diese wird mit ihren Klängen auch hier und da im Freien für musikalische Unterhaltung sorgen und die Aktiven zu Höchstleistungen antreiben. „Die Gruppe begleitet uns von Beginn an und ist auch bei Veranstaltungen und Kranzniederlegungen immer mit dabei. Die Mitglieder machen das alles ehrenamtlich, deshalb hoffen wir beim Konzert in der Kirche auf viele Spenden“, so Tina Samuels. Ab circa 16.45 Uhr tritt die Band „Ohne Limit“ aus Munster auf und überbrückt mit deutscher Rockmusik die Auswertung der Ergebnisse. Die Preisverleihung ist für 17.30 Uhr vorgesehen.

War die Veranstaltung bis dato kostenfrei, so wird ab 18 Uhr zur großen Abschlussparty im Gemeindesaal Eintritt erhoben. „Dann wird die Cafeteria zur Bar“, sagt Mark James. Zudem wird sich zeigen, ob die Musiker der „Keltics“ nach dem Absolvieren der Disziplinen wie dem Tauziehen in den Seilen hängen, oder ob sie noch ausreichend Kraft für ein schwungvolles Irish-Folk-Rock-Konzert haben. Von Letzterem ist allerdings auszugehen, wie auch James vom Organisationsteam augenzwinkernd orakelt: „Die Jungs haben Reserven, die schaffen das locker.“ Nach den „Keltics“ wird ab 21 Uhr die Band „The Hall“ aus Soltau spielen. Um 0 Uhr endet die Veranstaltung.

Für alle Beteiligten gibt es reichlich zu tun, doch bislang stehen gerade mal rund 15 Männer und Frauen zur Verfügung, um die Veranstaltung über die Bühne zu bringen. Die Organisatoren hoffen daher auf weitere helfende Hände. Wer sich einbringen möchte, kann sich per E-Mail unter lestweforget-verein@web.de melden. Unter dieser Adresse können auch Tickets für das Konzert am Abend geordert werden. Restkarten, falls noch vorhanden, gibt es an der Abendkasse. „Für Helferinnen und Helfer, die uns unterstützen, haben wir ein begrenztes Kontingent an Freikarten“, so Julia Samuels.

Die Vereinsmitglieder freuen sich bereits auf die Veranstaltung und bitten um Nachsicht, falls es mal irgendwo „haken“ sollte. Julia Samuels: „Auch im dritten Jahr sind wir noch Anfänger. Wir machen das alles in unserer Freizeit und lernen in jedem Jahr weiter dazu.“