Trotz widriger Witterungsbedingungen versammelten sich am vergangenen Sonntag Hunderte von Demonstrantinnen und Demonstranten vor dem Rathaus in Schneverdingen, um ein deutliches Zeichen gegen Rechtsextremismus und für die Demokratie zu setzen. Die Veranstalter um die 19-jährige Henny Schröder hatten mit etwa 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmern gerechnet, doch es kamen deutlich mehr. Die Rednerinnen und Redner blickten von der Rathaustreppe aus auf ein Meer aus Regenschirmen, was optisch vortrefflich zum Motto „Bunt statt Braun“ passte.
Die Kundgebung wurde von Henny Schröder eröffnet. Sie betonte, dass Rassismus wieder salonfähig gemacht worden sei und sich rechtsextreme Parteien in Deutschland, Europa und weltweit immer weiter ausbreiteten. Sie freute sich jedoch darüber, dass die Demokraten in Deutschland endlich aufgewacht seien „und ihre Stimme erheben.“
In ihrer Rede erinnerte Schröder auch an das Jahr 1933 und betonte, dass damals nicht nur die Wählerinnen und Wähler der NSDAP für die Geschichtsentwicklung verantwortlich gewesen seien, sondern auch die Gleichgültigen. Passivität sei keine unschuldige Entscheidung, sondern mache zu einem Mitträger des Rechtsextremismus. Meike Moog-Steffens, Bürgermeisterin der Stadt Schneverdingen, verwies auf das 75-jährige Jubiläum des Grundgesetzes und betonte die Bedeutung des Satzes „Die Würde des Menschen ist unantastbar“. Sie erinnerte auch an die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer, die dazu aufgerufen habe, sich nicht vom Bösen anstecken zu lassen. Moog-Steffens betonte, dass alle Demokraten öffentlich Stellung gegen Rechtsextremismus beziehen sollten und sprach den Demonstranten Mut zu.
Tatjana Bautsch, Politikerin der SPD, wies auf ihre Erfahrung mit der AfD in der Lokalpolitik hin und betonte, dass populistische Slogans nicht die Lösung seien. Sie erklärte, dass es zwar Probleme gebe, aber dies kein Grund sei, die AfD zu wählen. Es sei wichtig, „konstruktiv und mit Anstand“ miteinander zu streiten.
Nach einer Poetry-Slam-Einlage eines Schülers sprach Oliver Ippich, stellvertretender Schulleiter, über den alltäglichen Rassismus, der sich immer offensiver zeige. Er forderte dazu auf, nicht wegzuschauen und aktiv gegen Rassismus vorzugehen. Gleichzeitig betonte er, dass Kritik an politischen Parteien nicht mit Angriffen auf Wählerinnen und Wähler gleichzusetzen sei. Jeder Einzelne trage die Verantwortung, eine Umgebung zu schaffen, in der Vielfalt geschätzt und Diskriminierung bekämpft wird.
Insgesamt war die Demonstration in Schneverdingen ein starkes Zeichen gegen Rechtsextremismus und für die Demokratie. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer trotzen dem schlechten Wetter und zeigten ihre Entschlossenheit, sich gegen Rassismus einzusetzen und für eine offene Gesellschaft einzustehen.