Knapp 50 Teilnehmer besuchten kürzlich den dritten Radfahrkongress des Schneverdinger SPD-Ortsvereins. Landesvorsitzender Rüdiger Henze vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) ging unter dem Oberthema „Sicherheitsgefühl der Radfahrer und Radfahrerinnen“ zunächst auf die Rechtslage ein. Danach seien nur die mit einem blauen Schild ausgewiesenen Radwege beziehungsweise kombinierten Rad-/Fußwege benutzungspflichtig. Ansonsten dürften die Radler auf der Straße fahren, auch wenn das Zusatzschild „Radfahren erlaubt“ bei blau ausgeschilderten Fußwegen deren Benutzung ermögliche. Henze empfiehlt ausdrücklich, auf der Straße zu fahren, da es auf Radwegen durch aus Einfahrten und Nebenstraßen kommende Autos ein hohes Unfallrisiko gebe.
Gleichwohl ist gerade auf gut ausgebauten schnurgeraden Ausfallstraßen das Tempo der Autos weit höher als die erlaubten 50 Stundenkilometer, weshalb einige Besucher der Veranstaltung ihre Angst beziehungsweise ihr Unwohlsein beim Fahren auf der Straße zum Ausdruck brachten. Henze konnte das zwar nachempfinden, behauptete aber, dass Radfahren nicht gefährlicher als andere Verkehrsarten sei: „Die Probleme, die wir als Radfahrende haben, sind meist in anderen Bereichen zu finden.“ Der Referent nannte unter anderem schlecht ausgebaute Radwege, die Unwissenheit von Autofahrern über die Regeln für Fahrradschutzstreifen, aber auch die Überschätzung der eigenen Fähigkeiten, insbesondere bei älteren E-Bike-Fahrern.
Der Moderator des Abends, Manfred Spiwek vom SPD-Ortsvereinsvorstand, veranschaulichte mit Fotos und Skizzen problematische Verkehrssituationen an drei örtlichen Beispielen. Zunächst ging es um von der Verdener Straße links in die Bergstraße einbiegende Radfahrer. Frank Rohleder, Verkehrssicherheitsberater der Polizeiinspektion Heidekreis, nannte drei Möglichkeiten: als erstes, auf der Straße zu fahren und sich dort links einzuordnen, als zweites, den nicht per Beschilderung ausgewiesenen Radweg der Verdener Straße zu benutzen und dann über den Zebrastreifen zu schieben sowie als drittes, bis zur Friedensstraße zu fahren, sich dort als Verkehrsteilnehmer einzuordnen und die Verdener Straße zu überqueren.
Die zweite Verkehrssituation betraf die Oststraße, in der der westliche Fußweg früher zur Benutzung für Radfahrer freigegeben war. Die Schilder wurden aber abgebaut, sodass Radfahrer jetzt auf der Straße fahren müssen. Dort fühlten sich aber viele unwohl und unsicher, da die Straße schmaler wird und durch die zu schmalen Parkstreifen auch die parkenden Autos teilweise auf der Straße stehen.
Spiweks drittes Beispiel betraf Radfahrer, die von der Heberer Straße nach links in die Freudenthalstraße oder in den Tannenweg einbiegen wollen. Dort wird der Radfahrer per Fahrbahnmarkierung ab Heidkampsweg auf den Fußweg geleitet, der per Zusatzschild für Radfahrer freigegeben ist. Der Weg befindet sich allerdings in sehr schlechtem Zustand und weist zum Teil hohe Bordsteine auf.
Generell überwog im Publikum das Unbehagen, als Radfahrer die Straße zu befahren. Gründe waren insbesondere die zum Teil zu engen Straßen und damit potenziell geringer Seitenabstand zu überholenden Autos und die zu hohe Geschwindigkeit der Fahrzeuge.
Es gab aber auch Stimmen, sich als Radfahrer selbstbewusst zu verhalten, eben als laut Straßenverkehrsordnung gleichberechtigter Verkehrsteilnehmer. Und Spiwek stellte als Schlusspunkt der Veranstaltung im FZB-Bürgersaal die Überlegung vor, Tempo 30 zur Reduzierung des Tempos der Autos einzuführen. Das könnte seiner Meinung nach zu einer Verbesserung des Sicherheitsempfindens der Radfahrer beitragen.