Gut zwei Dutzend Männer und Frauen beteiligten sich jetzt in der Schützendiele am vierten Radfahrkongress der Schneverdinger SPD. Hauptthema war Tempo 30. Vorstandsmitglied Manfred Spiwek ging zunächst auf das Pro und Kontra dieser Geschwindigkeitsbegrenzung ein, ehe die Teilnehmer abschließend an zwei Thementischen mit großen Stadtplänen Vorschläge für weitere 30er-Abschnitte im Schneverdinger Straßennetz machen und weitere Schwachpunkte benennen konnten.
Dabei stellte sich heraus, dass die Stadt fast flächendeckend Tempo-30-Zonen besitzt. Nur die Hauptverkehrsstraßen und beispielsweise der Bereich zwischen Heidkampsweg und Moorweg sowie rund um die Schröderstraße sind davon ausgenommen. Die Teilnehmer wünschten sich trotzdem weitere 30er-Begrenzungen, so zum Beispiel in der Marktstraße, dem Großenweder Weg, dem Moorweg, der Oststraße sowie zur Schulzeit in Teilen der Harburger Straße. Bei Tempo 30 in der Schulstraße gab es sowohl Befürworter, als auch Gegner, die eine Verdrängung des Verkehrs in die benachbarten Wohnstraßen befürchteten.
Spiwek hatte zuvor zehn Aspekte zur Beurteilung von Tempo 30 vorgestellt: „Beim Lärm gehen Studien zwar von Minderungen um zwei bis drei dB (A) aus, diese seien allerdings laut ADAC kaum wahrnehmbar. Das wiederum bezweifelt das Umweltbundesamt. Gleichwohl würden bei Tempo 30 Lärmspitzen in der Nacht vermieden. Die Schadstoffbelastung hängt mehr vom Verkehrsfluss ab, bei Tempo 30 ist jedenfalls die Drehzahl von Verbrennermotoren nicht optimal.“
Die Verkehrssicherheit verbessert sich bei Tempo 30 unstrittig, da sich der Anhalteweg erheblich verkürzt – um die Hälfte im Vergleich zu Tempo 50. Bei Unfällen sind die Folgen für die Geschädigten zudem geringer – weniger schwere Verletzungen, weniger Todesfälle.
Die Leistungsfähigkeit von Straßen hängt weniger vom Tempo ab, als von der Anzahl der Ampeln, dem Lieferverkehr, der Anzahl der Kreuzungen sowie vom Rad- und Fußgängerverkehr.
Die Fahrzeit verlängert sich dagegen bei einer Reduzierung von 50 auf 30 km/h. Das Umweltbundesamt spricht von bis zu vier Sekunden pro 100 Meter. Bei den relativ kurzen innerstädtischen Strecken fällt das kaum ins Gewicht.
Bei den Geschwindigkeiten gibt es zwar eine Reduzierung, jedoch wird weiterhin mehr als erlaubt gefahren – allerdings ebenso wie bei einer 50er-Regelung. Erfahrungen zeigen zudem, dass Einheimische eher schneller fahren, Ortsfremde dagegen eher die Regeln beachten.
Verlagerungseffekte von den Hauptverkehrsstraßen in Wohnstraßen sind zu befürchten, wenn der Verkehrsfluss zu stark behindert wird. Deswegen plädierten einige Teilnehmer auch dafür, auf der Schulstraße weiterhin Tempo 50 zu erlauben.
Auswirkungen auf die Wahl des Verkehrsmittels sind kaum zu erkennen, eher bei den Beifahrern als bei den Fahrern von Autos.
Die Aufenthaltsqualität gewinnt durch eine Temporeduzierung. Zudem steigt das Sicherheitsempfinden. Bei geringerer Geschwindigkeit nehmen Radfahrer das Auto nicht mehr so stark als Bedrohung wahr.
Zu Beginn hatte SPD-Ratsherr Markus Schernat einen Rückblick auf die vorangegangenen Radfahrkongresse gehalten und von umgesetzten Vorschlägen beziehungsweise nicht zu verwirklichenden Ideen berichtet. Insgesamt hatte es 85 Mängel und Vorschläge beim ersten Radfahrkongress und dem „RADar“ auf der Stadttadeln-App gegeben. Schernat versicherte, dass die SPD an sie herangetragene Vorschläge und Mängel weiterleiten wird, jeder Bürger sich aber auch direkt an die Stadt wenden könne.
Die SPD plant den nächsten Radfahrkongress parallel zum Stadtradeln 2025, informiert aber bis dahin mit ihrem Newsletter über Fahrradthemen.