16 Millionen Euro für neue Logistikhalle

Harry-Brot baut seinen Standort in der Böhmestadt weiter aus

16 Millionen Euro für neue Logistikhalle

Als Harry-Brot im Februar 2009 in Soltau Richtfest feierte, war kaum abzusehen, wie sich das Werk entwickeln würde. Inzwischen ist Harry Marktführer und die Böhmestadt größter Produktionsstandort. Dem fügt das Unternehmen jetzt ein weiteres Projekt hinzu: In den kommenden Monaten soll der Standort um eine zusätzliche Logistikhalle erweitert werden.

Für Soltau ist Harry-Brot ein wichtiger Wirtschaftspartner, und so fehlten auch Bürgermeister Helge Röbbert und Olaf Hornbostel, Geschäftsführer der stadteigenen Ansiedlungs- und Wohnungsbaugesellschaft (AWS), nicht, als das Unternehmen am vergangenen Montag das Vorhaben präsentierte.

Dabei blickte Norbert Lötz, Geschäftsführer Produktion und Technik, noch einmal kurz auf die vergangenen Jahre zurück: „Soltau ist für uns wichtig, weil wir hier eine super Anbindung haben und wir hier wachsen können, und wir kommen gut klar, weil wir mit den Fahrzeugen nicht durch den Ort müssen. Aber wer hätte 2007, als wir auf die Stadt Soltau zugegangen sind, gedacht, dass sich der Standort einmal auf diese Weise entwickeln würde.“

Wie Röbbert betonte, sei auch die Stadt hocherfreut, dass sich Harry-Brot seinerzeit im Industriegebiet Soltau-Ost III niedergelassen habe. Und die dortige Fläche hat das Unternehmen jetzt wieder vergrößert: „Wir haben noch einmal ein Areal von 78.000 Quadratmetern hinzugekauft, weil wir Platz für eine neue Logistikhalle brauchen“, so Werksleiter Jörg Behrens, der zudem darauf hinwies, dass Harry-Brot in der Böhmestadt mit seinen Vorhaben immer auf Zustimmung gestoßen sei: „Uns wurden da keine Steine in den Weg gelegt.“

Gut 22.000 Quadratmeter Fläche soll die neue Halle, die im nördlichen Bereich an die bestehenden Anlagen anschließt, bei einer Höhe von 8,50 Metern bieten. Die Investitionen dafür belaufen sich auf rund 16 Millionen Euro. Wie Lötz betonte, liege bei diesem Projekt ein besonderes Augenmerk auf der CO2-Neutralität des Gebäudes. Dazu trage unter anderem eine Photovoltaik-Anlage bei, die auf dem Dach installiert werden solle: „Den dabei gewonnenen Strom speisen wir allerdings nicht ins Netz ein, sondern nutzen ihn selbst.“

Dass Harry-Brot solchermaßen erweitert, hat vor allem etwas mit Veränderungen am Markt zu tun: Lag früher der Schwerpunkt in Soltau auf der Produktion von Tiefkühlware, also etwa auf Brötchen, die beispielsweise in der Bäckerei im Supermarkt gebacken und verkauft wurden, sind es jetzt Brötchen, die der Kunde im Ladenregal findet, um sie zu Hause fertigzubacken. Dazu Behrens: „Wir haben nur noch gut 30 Prozent Tiefkühlware.“ Stattdessen gehen offenbar die Brötchen zum Fertigbacken durch die Decke und sorgen für erhebliche Produktionssteigerungen in diesem Segment.

Hier reichten die bereits genutzten Flächen im Tiefkühlhochregallager nicht mehr aus. Weiterer Platz werde aber zudem benötigt, um auch andere Ware nicht mehr in Außenlagern kurzfristig „zwischenparken“ zu müssen, was mit zahlreichen Lkw-Fahrten verbunden sei: So könnten etliche Fahrkilometer im Harry-Logistiknetz eingespart und die Ware ohne Umwege und Zeitverzug in die Super- und Verbrauchermärkte geliefert werden. Das sei ein wichtiger Faktor, so Lötz, schließlich sorgten mehr als 900 Fahrzeuge dafür, dass täglich über 11.000 Läden beliefert würden. Hinzu komme der Einsatz von zwei Gigalinern, die 55 statt der sonst üblichen 33 Paletten transportieren könnten und für weniger Lkw-Fahrten sorgten.

Besagter Trend zum Fertigbackbrötchen habe in den vergangenen Monaten der Pandemie enorm zugenommen, so Lötz weiter: „Die Leute kaufen im Supermarkt etwa so viel wie früher, allerdings bei weniger Besuchen. Sie kaufen dann eher Fertigbackbrötchen für zu Hause. Corona hat uns hier noch einmal besonders gezeigt, wie schnell wir reagieren müssen.“ Und Behrens: „Wir müssen schauen, was sich in den nächsten fünf bis sechs Jahren entwickeln kann. Und was wir voraussehen können, müssen wir schnell abbilden.“ Dies um so mehr, so Lötz, „als auf uns als Branchenführer ein gewisser Druck lastet, das, was auf dem Markt verlangt wird, frühzeitig zu erkennen. Und wir haben das Personal, dies zu leisten.“

In Soltau sind dies inzwischen mehr als 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter - vor etwa acht Jahren waren es noch gut 200: „Wir sind ein zuverlässiger Arbeitgeber mit einer geringen Zeitarbeitsquote, die unter zehn Prozent liegt und nur zur Abdeckung von Arbeitsspitzen dient. Das ist unser Ziel.“ Damit, so Hornbostel, „ist Harry-Brot ein wichtiger Arbeitgeber für die gesamte Region. Angefangen hat das Unternehmen am Standort Soltau mit zwölf Hektar - inzwischen sind es 23.“

Mit der geplanten Logistikhalle, die mit bis zu 25 neuen Arbeitsplätzen verbunden ist, macht das Unternehmen nun einen weiteren Entwicklungsschritt. Dazu der Geschäftsführer: „Spätestens Mitte März wollen wir den Bauantrag einreichen und - wenn die Genehmigung vorliegt - sofort anfangen. Wir rechnen mit einer Bauzeit von sieben bis acht Monaten.“ Das, so Horbostel, dürfte unproblematisch sein, denn „wie haben einen Bebauungsplan, der das regelt.“

Soltau ist einer von zehn Harry-Brot-Standorten, die alle in Deutschland liegen. Mit insgesamt 4.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wurde 2019 ein Umsatz von 1,056 Milliarden Euro erwirtschaftet. Damit gilt Harry in Deutschland als das umsatzstärkste Unternehmen im Bereich der Brot- und Backwaren.

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