Arbeitgebern Brief und Siegel gegeben | Aktuelle Nachrichten und Informationen

Sechs Unternehmen zu Beginn des neuen Aktionszeitraums mit „FaMi-Siegel“ ausgezeichnet

Arbeitgebern Brief und Siegel gegeben

Der frühe Vogel fängt den Wurm: Sechs Unternehmen aus dem Heidekreis haben sich schon zu Beginn des neuen Aktionszeitraumes des „FaMi-Siegels“ auf den Weg gemacht, um erneut zu den Arbeitgebern zu zählen, die sich mit diesem Prädikat schmücken können. Mit dem „FaMi-Siegel“ werden besonders familienfreundliche Arbeitgeber in Nordost-Niedersachsen ausgezeichnet. Und ein sichtbares Zeichen, dass man sich als Betrieb oder Unternehmen die Vereinbarung von Familie und Beruf auf die Fahne schreibt, ist in Zeiten des Fachkräftemangels ein Pfund, mit dem die Firmenleitungen wuchern können. Die erste Verleihung im neuen Aktionszeitraum 2025 bis 2027 stand jüngst im Kreishaus in Soltau auf dem Programm. Im Rahmen einer Feierstunde übergab Lena Heß, Geschäftsstellenleiterin des Überbetrieblichen Verbundes (ÜBV) „Familie & Beruf“, gemeinsam mit Brigitte Kaminski und Sonja Bausch von der „FaMi-Siegel“-Gemeinschaftsinitiative aus Lüneburg die Urkunden.

Folgende Firmen und Unternehmen aus dem Heidekreis konnten bei der Auswertung überzeugen: die Röders GmbH, die Abfallwirtschaft Heidekreis (AHK), das Staatliche Baumanagement Lüneburger Heide, die Omexom Hochspannung GmbH sowie die Nikotec GmbH und die Kreissparkasse Soltau. „Weitere Bewerbungen befinden sich derzeit in der Auswertung. Hier werden in den nächsten Wochen sukzessive die Abschlussgespräche geführt“, so Heß.

Bei qualifizierten Arbeitnehmern, die einen Job annahmen, ging es lange Zeit in allererster Linie ums Geld. Natürlich muss das Gehalt auch heute noch stimmen, doch inzwischen spielen weitere Faktoren eine Rolle. Väter wollen mehr Zeit mit den Kindern verbringen. Viele Frauen und Männer, die Nachwuchs haben, möchten nach der Corona-Pandemie die Möglichkeit, im Homeoffice arbeiten zu können, nicht mehr missen. Und generell wünschen sich Eltern Chefinnen und Chefs, die nicht in die Luft gehen, wenn zwischendurch Not am Mann ist und zum Beispiel kurzfristig das Kind aus der Kita abgeholt werden muss. „So etwas war in früheren Zeiten nicht denkbar“, erklärte Kaminski. Aktuelle Erhebungen belegten indes, das familienfreundliche Strukturen in Unternehmen eindeutig die Wettbewerbsfähigkeit verbesserten. Sie verwies auf die Ergebnisse der aktuellen Attraktivitätsstudie der Prognos AG, eines der ältesten Wirtschaftsforschungsunternehmen Europas: Mütter und Väter stellten mit rund 11,6 Millionen Personen ein Viertel aller Erwerbstätigen in Deutschland. Darüber hinaus pflegten 2,5 Millionen Erwerbstätige Angehörige, Tendenz steigend.

Für Eltern und Pflegende sei die Vereinbarkeit von Familie und Beruf als betriebliches Attraktivitätsmerkmal von großer Bedeutung. Ihr Erwerbsumfang hänge maßgeblich von guten Vereinbarkeitsbedingungen ab. Die Studie habe gezeigt, dass vielen Beschäftigten Rücksichtnahme, gute Vereinbarkeitsmöglichkeiten und keine Nachteile für die berufliche Karriere wichtig seien. 42 Prozent von ihnen wären bereit den Arbeitgeber zu wechseln, wenn sie auf Dauer aufgrund ihrer Vereinbarkeitssituation im Job mit Benachteiligungen zu kämpfen hätten. Da sollten Chefinnen und Chefs durchaus hellhörig werden. Mütter bezeichneten, so Kaminski, arbeitgeberseitige Rücksichtnahme auf Öffnungszeiten von Betreuungseinrichtungen als „sehr wichtig.“ Für viele Mütter sei es ein Anliegen, ihre Arbeitszeit bei Bedarf reduzieren oder aufstocken zu können. Die zeitliche Flexibilität solle aber nicht zu Nachteilen bei ihrer beruflichen Entwicklung führen. Aus diesem Grund sei für Mütter auch „Führung in Teilzeit sehr attraktiv.“ Väter hingegen wünschten sich grundsätzlich Verständnis des Arbeitgebers dafür, dass sie Zeit für ihre Familie einplanen wollten. Für sie seien deshalb flexible Gestaltungsmöglichkeiten der wöchentlichen Arbeitszeit und des Arbeitsortes besonders attraktiv. Zudem sei vielen Männern heutzutage wichtig, im Unternehmen ermutigt zu werden, Elternzeit zu nehmen.

Lebe ich um zu arbeiten, oder arbeite ich um zu leben? Diese Frage hat in der Gesellschaft zunehmend an Bedeutung gewonnen. Schon lange sei die Vereinbarkeit von Familie und Beruf „kein reines Frauenthema“ mehr, berichtete Bausch. „Das ‚FaMi-Siegel‘ bietet Unternehmen eine tolle Möglichkeit für Unternehmen, zu zeigen, was sie in diesem Bereich anbieten“, so die Vertreterin der Industrie- und Handelskammer (IHK) Lüneburg-Wolfsburg.

Der neue Aktionszeitraum startete im Januar und erstreckt sich bis Ende 2027. In diesem Zeitraum können Unternehmen und Institutionen ihre familienfreundlichen Maßnahmen betrachten und ausbauen, positive (Weiter-)Entwicklungen anhand von Beispielen im Fragebogen verdeutlichen und dafür mit dem „FaMi-Siegel“ ausgezeichnet werden. Für die Dauer des laufenden Aktionszeitraumes kann es für die Außendarstellung des Unternehmens genutzt werden. Geprüft werden die Bereiche Unternehmenskultur, Arbeitszeit, Arbeitsorganisation, Wiedereinstieg, Personalentwicklung und Service für Familien anhand eines umfangreichen Fragebogens und eines persönlichen Gesprächs.

Die sechs ausgezeichneten Unternehmen zeichneten sich allesamt durch individuelle Arbeitszeitmodelle, durch Flexibilität aus. Es gebe kaum noch Kernzeiten, betonte Kaminski. Auch kurze Unterbrechungen der Arbeit in familiären Notlagen seien kein Problem, zudem gelte das „Prinzip der offenen Tür“, es gebe kurze Wege zu Ansprechpartnern und in den Personalbüros Beratung in allen Lebenslagen. „Es wird individuell geschaut, was die Mitarbeiter in verschiedenen Lebensphasen benötigen. Und das ist keine Selbstverständlichkeit“, lobte Kaminski. Erfreulich sei zudem, dass diese Strukturen auch nach Führungswechseln Bestand hätten – „und nur so kann es gehen.“

„Richtig gut“ findet Nikolaus Biniok, geschäftsführender Gesellschafter der Firma Nikotec GmbH aus Kirchboitzen, die Aktion „FaMi-Siegel“. Das Unternehmen habe sich die Vereinbarkeit von Familie und Beruf von Beginn an auf die Fahne geschrieben. Mit einem Entgegenkommen in Sachen flexibler Arbeitszeitgestaltung gelinge es, „junge Leute zu halten.“

„Wer zufriedene Mitarbeiter hat, hat auch zufriedene Kunden“, unterstrich Dr. Matthias Bergmann, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Soltau. Die KSK erhalte das Siegel nun zum dritten Mal, er selbst habe die Teilnahme seinerzeit initiiert. „Wir machen das gern für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, wünschen uns von ihnen aber auch, dass sie rechtzeitig Bescheid sagen, wenn sie zum Beispiel in Elternzeit gehen wollen. Um einen Betrieb am Laufen halten zu können, müssen solche Dinge offen angesprochen werden“, so Bergmann.

Das „FaMi-Siegel“ ist eine Gemeinschaftsinitiative des Überbetrieblichen Verbundes „Frau & Wirtschaft Lüneburg/Uelzen“, der Industrie- und Handelskammer Lüneburg-Wolfsburg, des Deutschen Gewerkschaftsbundes/Region Nordostniedersachsen, der Wirtschaftsförderungsgesellschaft mBH Stadt und Landkreis Lüneburg, des Arbeitgeberverbandes Lüneburg-Nordostniedersachsen, der Leuphana Universität Lüneburg und Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade. Bewerbungen sind fortlaufend möglich. Weitere Infos finden Interessierte unter www.famisiegel.de oder bei der Geschäftsstelle des ÜBV „Familie & Beruf“ unter Ruf (05191) 970613.

Lena Heß zeigte sich begeistert über die Initiative und Motivation der sechs ausgezeichneten Betriebe, sich gleich zu Beginn des neuen Aktionszeitraums der Thematik familienorientierter Personalpolitik für eine gelingende Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu widmen: „Es macht Spaß, diese Entwicklung zu sehen. Ich bin selbst Mutter und habe diese Herausforderungen schließlich jeden Tag live und in Farbe zu Hause.“